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Jahrestage 3 - aus dem Leben von Gesine Cresspahl

Jahrestage 3 - aus dem Leben von Gesine Cresspahl

Titel: Jahrestage 3 - aus dem Leben von Gesine Cresspahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Johnson
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hinter rückwärtigen Hausseiten verschwand. Amanda, unsere Amanda Williams, die Blickfreude, das Entzücken und der Schrecken einzeln reisender Herren, sie versteckte sich noch mit einer schwarzen Spiegelbrille in der halben Dunkelheit, brütete über Nichtgesagtem, die Lippen aufgeworfen, als ahme sie ein schmollendes Kind nach. Die Kinder entzogen sich diesem Spiel ihrer Älteren, auf einen Doppelsitz am Ende des Wagens, mit dem Rücken zu ihnen; das bezopfte von den Mädchen hielt der Kleineren eine Zeitungenseite mit gezeichneten Bildserien hin, erklärte ihr manchen von den Aktschlüssen. Die fand nicht recht Genuß an den neuesten Nachrichten von Bugs Bunny oder Lil’Abner, offenbar gelangte sie schwer in die Pointen hinein, und Clarissa hielt ihren Irrwisch von Gesicht still und böse wie in einer Schule, keine Ähnlichkeit mit hüpfender Olive heute, das kam nicht nur von dem Regen, der noch in ihrem krausen Haar hing. Mrs. Cresspahl las in viel Blättern New York Times, was sie in den Ferien versäumt hatte, aber auch ihr klangen noch die Ohren von drei Stimmen, Amandas zupackendem Alt, dem vorsichtigen Mädchenton Naomis, auch dem flachen Sprechen, das so halbherzig in den eigenen Schädelknochen geklungen hatte. Es war eine müßige Veranstaltung gewesen, über den Resten des Frühstücks, behaglich im schweren Landregen, der auf das Dach und in das dicke Grünzeug vor den Fenstern prasselte. Es hatte ein Spiel sein sollen. Wie wir alle leben könnten in diesem Haus an der See,
    deine Marie mit Clarissa, Amanda, yours truly Naomi: und du, Dschi-sain.
    Den Kindern zuliebe?
    Es hat uns auch noch nie ein Wochenende auf dem Lande so gut gefallen. Könnten wir nicht ein Stück Ferien haben an jedem Tag?
    Hätten wir denn Platz?
    Ein Zimmer für jeden von uns, auch für die Mädchen. Und eins für uns alle.
    Und die Ehemänner verpacken wir in Stockwerkbetten in der Garage.
    Mr. Prince hat Hausverbot. Ich nenn mich auch wieder Gehrig.
    Mr. Williams kann hingehen und in einen See springen, und zwar nicht hier in der Nähe. Du, es ist nichts Plötzliches.
    Und die Garage brauchen wir für unsere Wagen.
    Gesine, hast du jemanden? würde der hierher nicht kommen?
    Mit Vergnügen, Naomi. Ein Mann für dich, Amanda.
    Der Typ aus Nebraska?
    Nicht genau … deutscher Herkunft, früher mal.
    Du müßtest uns nie erzählen, wie er im Bett zu dir ist. Du bist doch so eine?
    Ja. Das hülfe.
    Eben. Daß wir nicht eine Familie wären, sondern ein Verein.
    Alle Wäsche auf einmal, alles Geschirr in einer Maschine, Arbeit nicht an drei Mahlzeiten, sondern bloß an einer.
    Und die Kinder unter Aufsicht tagsüber.
    Und abends kommt ihr an den Bahnhof gefahren und holt uns ab vom Zug aus NewYork.
    Wer wäre denn der Haushaltsvorstand?
    Du, Naomi, und die frühere Mrs. Williams.
    Wer die Hausfrau?
    Wer will. Willst du, Mrs. Cresspahl?
    Sie kann nicht. Sie hat eine Sache mit de Rosny, sie braucht es nicht zu sagen. Du, Naomi.
    Versuchen würd ich’s, auf erst mal zwei Monate; wenn deine Marie einverstanden ist.
    Du wärst richtig, Fräulein Gehrig.
    Ja bloß solche Enten wie du, die kann ich nicht machen.
    Die Kinder gingen dann hier zur Schule.
    Wo ich gegangen bin. Der halbe Weg durch den Wald, dann über Main Street bis zum Golfplatz.
    Erzähl mal. Tradition. Lehrplan.
    Gesine, ich bin auch eins von den Kindern, die sollten es besser haben. Es wird deiner Marie nichts abgehen. Pädagogisch ist es fast Neu-England. Mit einem Billet für Vassar College.
    Was zahlst du für Marie in New York?
    $ 890 für Unterricht, 200 für Mahlzeiten, 150 für die Schuluniform, für Veranstaltungen am Nachmittag 300. Es kommt auf $ 1600,00 im Jahr.
    Siehst du. Siehst du.
    Es ist wahr, Marie wünscht sich ein eigenes Boot.
    Segeln bring ich ihr bei.
    Kann sie.
    Siehst du. Siehst du.
    Nur, auf die Wohnung in New York verzichtet sie nicht.
    Behalt sie. Haben wir eine Stadtwohnung. Hast du eine Stadtwohnung.
    Auf wie lange soll das gehen?
    Versuchsweise. Bis es geht.
    Und die Kosten?
    Was denn für Kosten, Gesine?
    Wir eröffnen einen Topf. Wir stellen einen Etat auf. Wir machen Vertrag.
    Das Haus.
    Das Haus krieg ich, das gibt mir der alte Gehrig doch lieber vor seinem Tod. Das Haus stift ich.
    Wenn dein Vater zurück will, oder auf Besuch kommen, stecken wir ihn ins Hotel?
    Ach Gesine!
    Sagen müssen wir es ihm.
    Gut, Amanda. Die Cresspahl hat recht. Wir sagen es ihm.
    Wegen der Nachbarn.
    Die kennen mich seit ich laufen kann.
    Ich meinte

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