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Jahrestage  4. Aus dem Leben von  Gesine Cresspahl

Jahrestage 4. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl

Titel: Jahrestage 4. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Johsohn
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halten. Was aber ein mecklenburgischer Segler ist, der redet mal gern über den Durst; der Teufel soll den holen. So hing noch eine Geschichte an mir, und es war bloß Glück, daß die Kripo außen vor blieb.
    – Da wohnte ein Junge über der Apotheke.
    – Kein Name. Aber daß es mich Mühe gekostet hat, dem weis zu machen: wenn er sich verkuckt in eine, die denkt sich längst vergeben, so ist das allein seine Geschichte. Benahmen sich ja gelegentlich, als hätten sie ein Recht auf einen, die jungen Herren.
    – Selbstbewußt.
    – Und mag es übertrieben haben. Ich ging gern tanzen, wegen der Bewegung –
    – Und weil man gern tut was man gut kann.
    – statt wegen der Hände an meinem Rücken. Wenn da zwei sich in die Haare kriegten über mich, so ließ ich die beiden das austragen unter sich; ohne daß ich zugesehen hätte. Ich war doch kein Besitz und Stückgut! Noch eine Geschichte über die Tochter von Cresspahl. Es verwechselt ja auch Mancher seine Sehnsüchte mit denen von anderen Leuten. Die Wahrheit ist: Hoffnungen hab ich keinem gemacht. Solche beklommenen Blicke, die waren mir zuwider.
    – Und die Übernachtungen bei Pagenkopfs.
    – Und daß Lockenvitz nach Jerichow kam, als er Freundlichkeit noch zeigen konnte, bis zum Morgen blieb. Es kam ja vor, daß ich zu nächtlicher Zeit mit drei Männern unter einem Dach war.
    – Pagenkopf, Lockenvitz, Cresspahl –
    – Und Jakob. So ist es richtig; den halten wir uns beiseite. Aber Jakob war es, der meinen guten Namen verteidigen wollte auf der Stadt-, der Stalinstraße von Jerichow. Ich weiß nur, daß er blutig nach Hause kam; am nächsten Morgen war ich auf die Bahn gesetzt in den fernen Südosten Mecklenburgs, zu Besuch bei den Niebuhrs. Was war Klaus verblüfft, daß ich mit einer H-Jolle umgehen konnte wie ein Mann! Der aber, zu meinem Glück, hatte sich schon zusammengetan mit der Tochter von den Lehrer-Babendererdes, Ingrid ist das. Die andere Ingrid; du denkst Bøtersen. Vier Wochen mit den beiden auf dem Oberen und dem Stadtsee von Wendisch Burg; dann schickte Cresspahl Wort. Gleich hatte ich heraus, was sie alle vor mir verstecken wollten in Cresspahls Haus: Jakob saß achtzehn Tage im Keller unterm Landgericht Gneez, wegen Körperverletzung.
    – Für mich hat auch schon mal ein Junge sich geschlagen.
    – Ist es ein erfreuliches Gefühl?
    – Wenn mich einer beleidigt, möcht ich das lieber selbst hinbiegen.
    – Siehst du. Und Jakob war nun ein paar Jahre lang vorbestraft.
    – Hat er das noch oft gemacht, eine Schlägerei?
    – Sei unbesorgt, Marie. Aus dem einen Mal haben wir beide was gelernt. Tanzen ging ich bloß noch zu Klassenfesten. Ich möchte mein Benehmen mit den Herren seit 1951 geradezu makellos nennen.
    – Ist das das »Prünen«, das du vorführst?
    – Das ist prünen. Mir ist mal ein Salonwagen angeboten worden! Von der Bundesbahn einer!
    – Wie Hitler einen hatte, was. Du lüchst, Gesine!
    – Hitler war ja unvermögend. Klaute vom Staat. Kannst schon glauben, ein leibhaftiger Millionär führte mich auf den Berg, zeigte mir die Reichtümer der Welt und sprach: Dies alles ist dein. Der Berg war der Bahnsteig Drei auf dem Hauptbahnhof von Düsseldorf, und DiesAllesDein war ein Ding, in dem mochte Hitler mal seine Anfälle spazieren geführt haben. So ein verbauter Schlafwagen.
    – Du und ein Millionär.
    – Wenn ein wohlhabender Bürger der U. S. A., und er versteht sich mit seiner Regierung, dann darf er schon mal in den Wald bei Mönchengladbach und ansehen, wie seine Army für die Verteidigung von Westeuropa arbeitet.
    – Statt dessen fällt sein Blick auf eine Sekretärin mit Papenbrockschem Haar, die hält sich nett und bescheiden an ihrem Tisch, ist auch geschickt an der Schreibmaschine, hat einen gindeganten Pullover an aus Jersey, der bietet er, mit Erlaubnis ihrer Vorgesetzten, den bescheidenen Wohnwagen an, in dem er durch Bundesdeutschland reisen muß, weil die Eisenbahnen der Staaten darniederliegen.
    – Neid ist eine schlechte Eigenschaft für eine Bank, Marie. Eine Botschaft von de Rosny him-self.
    – Angesehen hätt ich’s mir, das Ding.
    – Was sollte denn da sein. Eine etwas beengte Vierzimmerwohnung, Geschirrschrank wie im Segelboot, Zugtelefon, Fernschreiber.
    – Gemälde an der Wand. Gerahmt. Und sieben Gästezimmer.
    – Eines; meist besetzt vom Diener, der auch kocht, wenn der Chef ein Diner gibt. Sonst: Doppelbett. Das wäre, nach einem halben Jahr Rumkutschierens, eben der Preis

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