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Jahrestage  4. Aus dem Leben von  Gesine Cresspahl

Jahrestage 4. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl

Titel: Jahrestage 4. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Johsohn
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Feind, ihm helfen mit der Verbreitung des Gerüchtes, er werde sich nun doch trösten über die böse Sache mit seiner Frau, ist doch kaum sechzig, de Rosny, ist er; hier im Chefrestaurant werden die Knaben denken was sie sollen, solange er es denn will. Allerdings, die Einrichtung auf Frauen, de Rosny hat sie doch vergessen, Vorbereitung fällt ihm nicht ein, Anmeldung hält er für entbehrlich; wenn er rufen läßt, soll Mrs. Cresspahl kommen, wie sie ist. So darf sie nicht mehr sorglos zur Arbeit gehen in einem etwas verjährten Kleid, das zum Schwitzen schicklich wäre und zum Waschen leicht; die letzte Aufbesserung im Gehalt wird fast jeden Monat aufgefressen von Einkäufen in Läden, die mögen die Dienstmädchen der Kennedys sich leisten können, aber doch nicht die Angestellte einer Bank! Heute hat sie eben Glück gehabt mit dem Ripsseidenen von Bergdorf & Goodman, ärmellos mit kurzer Jacke, es ist förmlich genug, die Farbe neben dem Weiß wird hoffentlich fertig mit der ihres Haares; nur daß die Schneider sparen wollten mit den Nähten, da fühlt beste Paßform sich weit an und lädt hier oben die Einbildung von Frieren ein. Ist es nicht so, die Ansagerinnen der Fernsehstationen bekommen Kleiderzulage! Dor hett ne Uul sætn. Übrigens bewähren wir uns in der Kunst des Gesprächs.
    Wie de Rosny es will, läuft es heute wieder einmal ab in der Art einer Prüfung. Ihm scheint kaum tückisch zumute, eher behaglich stellt er sich dar, der Chef, der philosophiert. Die jungen Herren versuchen, in einem sich einzuhaken in seine Blicke und gleichzeitig das Fleisch (gegrillte Lammkoteletts mit eingeflogenen Erbsen) vom Teller zu bekommen, treu wie junge Hunde können sie sich benehmen, Wilbur N. Wendell, Henri Gelliston, Anthony Milo, die noch vor einer Stunde recht herrenhafte Briefe an Banken in vielen Kontinenten diktiert haben. De Rosny sieht sie nicht, wie betrübt über das Vergehen der Zeit erinnert er sich an die Jahre 1899 und 1900, die Open Door Acts, die Erlasse über die Expansion der amerikanischen Wirtschaft nach Übersee, die Heiligsprechung des Glaubens, daß die U. S. A. den Besitz der vollkommensten Ordnung in Wirtschaft wie Politik nicht für sich behalten sondern anderen Völkern schenken dürfen. Die Angestellte Cresspahl hält die Augen auf ihrem Besteck; genau so hat sie es auf der Schule gelernt, bloß mit anderen Worten, dazu die Einbildung, Menschen ohne Kenntnis des dialektischen Materialismus seien im Denken nicht recht für voll zu nehmen. De Rosny hat jetzt einen seiner jungen Hunde so weit, daß er sich erweisen möchte als guter Schüler. Anthony, armer Anthony. Er ist wohl doch zu rasch weggezogen aus Brooklyn, von der eben erst eingewanderten Mutter mit dem beschämend bäuerlichen Kopftuch, an der er jetzt täglich vorbeifährt in der Eisenbahn hinaus auf Long Island. Hätte er sich noch einmal umgesehen! Aber so fiel er herein auf das neue Nationalgefühl, so liefert unser Tonio einfach die Legenden ab, das Auslaufen der Truppen von Kalifornien nach den Philippinen, Deweys Sieg in der Bucht von Manila 1898, die Versenkung der Maine im nächsten Jahr, fast blind vor Eifer läuft er in de Rosnys offenes Messer: So hätte nicht einmal John Jacob Astor geredet, junger Herr Milo. Denken Sie mal an unsere Missionare in China!
    Es hat mittelbar etwas zu tun mit Mrs. Cresspahls geheimem Auftrag, diese Verschickung amerikanischen Handels und Wandels zu weniger begnadeten Nationen, in den Augenwinkeln fühlt sie den Blick de Rosnys über sich wischen. Nein danke. Es ist ihr zu früh für einen Sieg über diese besser bezahlten Herren unter der Knute de Rosnys. Sie hat auch zuviel Wut auf sie. Besitzt Mrs. Cresspahl ein Haus auf Long Island? Wo hätte sie Aktien, mit denen sie privat handelt? Nein, Danke. Morgen wird Tonio sagen zu James Carmody: Hast du Schwein gehabt, daß du nicht da warst!
    De Rosny nimmt jetzt einmal Rips zum Beispiel: Internationale Kredite tun es freilich nicht; die armen Eingeborenen können die Güter und Dienstleistungen der Industrieländer erst erwerben, wenn sie Arbeit bekommen, Kauflizenz, Handel, mit denen sie die eigene Prosperität zurückliefern in die U. S. A., sagen wir einmal. Nehmen wir einmal diesen Rips, dies wunderhübsche Kleid unserer Mrs. Cresspahl –
    Danke. Das sagt sie noch, dann spricht sie quer über den Tisch mit Mr. Kennicott II über den Streik der Eisenbahn von Long Island. War’s schlimm? Mr. Kennicott II mag bewährt sein als

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