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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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sagte George.
    »Wir haben Marschbefehl nach Belgien erhalten. Die ganze Armee geht dahin – die Garde und alle. Heavytop hat die Gicht und tobt, weil er sich nicht bewegen kann. O'Dowd hat das Kommando übernommen. Nächste Woche schiffen wir uns in Chatham ein.«
    Diese Kriegsnachricht war für unsere Liebenden ein schwerer Schlag, und alle Herren sahen mit einemmal sehr ernst aus.

23. Kapitel
Hauptmann Dobbin als Vermittler
    Welchen geheimen Mesmerismus 1 besitzt doch die Freundschaft, wenn unter ihrem Einfluß ein sonst träger, kalter oder furchtsamer Mensch für einen Freund klug, tätig und entschlossen wird? Wie Alexis nach einigen Strichen von Doktor Elliotson keinen Schmerz mehr verspürt, mit dem Hinterkopf liest, meilenweit und in die nächste Woche sieht und andere Wunder vollbringt, zu denen er im normalen Zustand niemals fähig wäre, so wird auch draußen in der Welt unter dem Magnetismus der Freundschaft der Bescheidene kühn, der Scheue zutraulich, der Träge fleißig und der Ungestüme vorsichtig und friedlich. Was veranlaßt den Advokaten, seinen eigenen Rechtsfall nicht selbst zu führen und seinen gelehrten Kollegen als Ratgeber heranzuziehen? Was veranlaßt den kranken Arzt, nach seinem Rivalen zu schicken, anstatt sich hinzusetzen, um seine Zunge im Spiegel zu betrachten oder sich am eigenen Schreibtisch etwas zu verschreiben? Ich stelle diese Fragen, damit intelligente Leser sie beantworten können, die wissen, wie leichtgläubig und skeptisch, wie nachgiebig und eigensinnig, wie standhaft und schüchtern wir gleichzeitig sind – in den Angelegenheiten anderer und in unseren eigenen. Es ist jedenfalls sicher, daß unser Freund William Dobbin persönlich so nachgiebig war, daß er wahrscheinlich in die Küche hinuntergestiegen wäre, um die Köchin zu heiraten, wenn seine Eltern ihn gedrängt hätten; und wenn es seinen eigenen Interessen gegolten hätte, wäre er deshalb wohl kaum über die Straße gegangen, so aber entwickelte er in George Osbornes Angelegenheiten eine so große Geschäftigkeit und einen Eifer, wie der selbstsüchtigste Taktiker nur in seinen eigenen Sachen an den Tag legen könnte.
    Während unser Freund George und seine junge Frau die ersten rosigen Tage der Flitterwochen in Brighton genossen, mußte der ehrliche William als Georges Bevollmächtigter in London zurückbleiben, um den geschäftlichen Teil der Heirat zu erledigen. Seine Aufgabe war es, Mr. Sedley und seine Frau zu besuchen und den Alten bei guter Laune zu erhalten; er mußte Joseph seinem Schwager näherbringen, damit Joes Rang und Würde als Steuereinnehmer von Boggley Wollah als Ersatz für den Sturz seines Vaters dienen und den alten Osborne geneigter machen konnte, sich in die Verbindung zu fügen. Schließlich mußte er ihm die Heirat so mitteilen, daß der Zorn des guten Herrn sowenig wie möglich erregt würde.
    Dobbin war der Ansicht, daß es diplomatisch wäre, die übrigen Familienmitglieder zu gewinnen, ehe er dem Haupt des Hauses mit seiner Mitteilung kommen wollte. Er wollte möglichst die Damen auf seine Seite ziehen, weil er dachte, sie könnten im Herzen nicht böse sein. Noch nie war eine Frau wegen einer romantischen Heirat böse gewesen. Es würde ein bißchen Geschrei geben, aber dann mußten sie auf die Seite ihres Bruders treten, und später könnten sie alle drei den alten Mr. Osborne belagern. So überlegte sich also dieser ränkevolle Infanteriehauptmann ein paar geeignete Mittel oder eine Kriegslist, um die beiden Miss Osborne leise und allmählich in das Geheimnis ihres Bruders einzuweihen.
    Durch ein paar Fragen über Einladungen, die seine Mutter erhalten hatte, machte er bald ausfindig, welche ihrer Freundinnen bald Gesellschaften geben würden und wo er Osbornes Schwestern eventuell treffen konnte. Und obgleich er vor Bällen und Abendgesellschaften wie viele verständige Männer einen Abscheu hatte, so fand er doch bald ein Vergnügen, zu dem die Schwestern erscheinen mußten. Er kam also auf den Ball und tanzte mit beiden ein paarmal und war ausgesprochen höflich, bis er endlich den Mut fand, Miss Osborne um eine kurze Unterredung für den nächsten Morgen zu bitten, da er ihr, wie er sagte, Neuigkeiten von höchstem Interesse mitzuteilen habe.
    Warum fuhr sie wohl zusammen und starrte einen Augenblick auf ihn und dann auf den Boden zu ihren Füßen? Sie tat, als ob sie in seinen Armen in Ohnmacht sinken müßte, er trat ihr aber noch rechtzeitig auf die Zehen und brachte

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