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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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so die junge Dame wieder zu sich selbst. Warum war sie so heftig erregt, als Dobbin seine Bitte vortrug? Das wird ewig ein Geheimnis bleiben. Als er aber am darauffolgenden Tage erschien, war Maria nicht bei ihrer Schwester im Salon, und Miss Wirt entfernte sich, um sie zu holen. So blieb der Hauptmann allein mit Miss Osborne. Sie waren beide so still, daß das Ticktack der Uhr mit dem Opfer der Iphigenie auf dem Kaminsims unbarmherzig laut ertönte.
    »Was war das doch für ein netter Ball gestern abend«, fing Miss Osborne endlich an, um den Hauptmann zu ermutigen, »und – und welche Fortschritte Sie im Tanzen gemacht haben, Hauptmann Dobbin! Gewiß hat es Ihnen jemand beigebracht«, setzte sie mit liebenswürdigem Schalk hinzu.
    »Sie sollten einmal sehen, wie ich einen Schottischen mit Frau Major O'Dowd von unserem Regiment tanze oder eine Gigue – haben Sie schon mal eine Gigue gesehen? Aber ich glaube, mit Ihnen, Miss Osborne, könnte jeder tanzen, wo Sie doch eine so gute Tänzerin sind.«
    »Ist die Majorin jung und schön, Hauptmann?« fuhr die hübsche Fragerin fort. »Ach, es ist doch gewiß schrecklich, die Frau eines Soldaten zu sein! Ich möchte wissen, ob sie überhaupt noch Lust zum Tanzen haben, und noch dazu in diesen furchtbaren Kriegszeiten! Ach, Hauptmann Dobbin, ich zittere bisweilen, wenn ich an unseren lieben George und an die Gefahren des Soldatenlebens denke. Sind beim ...ten Regiment viele Offiziere verheiratet, Hauptmann Dobbin?«
    Ehrlich gesagt, spielt sie wohl doch etwas zu sehr mit offenen Karten, dachte Miss Wirt. Allein diese Bemerkung steht nur in Klammern und war durch die Türspalte, an der die Gouvernante sie machte, nicht zu hören.
    »Einer unserer jungen Leute hat gerade geheiratet«, sagte Dobbin und steuerte damit auf den Kern zu. »Es war eine sehr alte Liebe, und das junge Ehepaar ist so arm wie eine Kirchenmaus.«
    »Oh, wie entzückend! Oh, wie romantisch!« rief Miss Osborne, als der Hauptmann die Worte »alte Liebe« und »arm« aussprach. Ihr Mitgefühl gab ihm Mut.
    »Der beste junge Bursche im ganzen Regiment«, fuhr er fort. »Es gibt in der ganzen Armee keinen tapfereren oder hübscheren Offizier und solch eine bezaubernde Frau! Wie würden Sie sie lieben, wie werden Sie sie lieben, wenn Sie sie kennenlernen, Miss Osborne.«
    Die junge Dame glaubte, nun sei der große Augenblick gekommen, denn Dobbins nervöse Gesichtszuckungen, seine Art und Weise, mit den großen Füßen den Boden zu stampfen, das rasche Auf- und Zuknöpfen seines Rockes und so weiter schienen Miss Osborne anzudeuten, daß er, sobald er sich etwas gefaßt hätte, sein ganzes Herz ausschütten würde. Sie bereitete sich schon vor, ihm mit gespannter Aufmerksamkeit zuzuhören. Als die Uhr mit ihrem Altar darauf, auf dem Iphigenie sich befand, nach einem einleitenden Röcheln anfing, die zwölfte Stunde zu schlagen, schien es, als ob die Schläge bis ein Uhr dauern würden – so ewig kam es der ängstlich harrenden Jungfrau vor.
    »Aber ich wollte nicht vom Heiraten sprechen – das heißt von dieser Heirat – das heißt – nein, ich meine – meine liebe Miss Osborne, es dreht sich um unseren lieben Freund George«, sagte Dobbin.
    »George?« sagte sie so verwirrt, daß Maria und Miss Wirt hinter der Tür lachen mußten und daß selbst der arme Schelm von einem Dobbin ein Lächeln bekämpfen mußte. Er kannte nämlich den Stand der Dinge ganz gut, denn George hatte ihn oft geneckt und zu ihm gesagt: »Zum Henker, Will, warum heiratest du nicht die gute Jane? Sie nimmt dich, wenn du sie fragst. Ich wette fünf gegen zwei, daß sie's tut.«
    »Ja, George«, fuhr er fort. »Es hat doch zwischen ihm und Mr. Osborne eine Auseinandersetzung gegeben. Ich schätze ihn so sehr – Sie wissen ja, daß wir stets wie Brüder gewesen sind –, und ich hoffe und bete, der Streit möge beigelegt werden. Wir müssen fort von England, Miss Osborne. Jeden Tag kann der Marschbefehl kommen. Wer weiß, was während des Feldzuges geschieht? Regen Sie sich nicht auf, liebe Miss Osborne; die beiden sollten wenigstens als Freunde scheiden.«
    »Es hat keinen Streit gegeben, Hauptmann Dobbin, nur eine seiner üblichen Szenen mit Papa«, sagte die Dame. »Wir erwarten George täglich zurück. Papa wollte nur sein Bestes. Er braucht bloß zurückzukommen, und dann ist alles wieder gut, da bin ich sicher. Und die liebe Rhoda, die sehr, sehr böse und traurig von hier fortgegangen ist, wird ihm ganz gewiß verzeihen.

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