Jahrmarkt der Eitelkeit
Hund«, sagte James und sah schrecklich schuldbewußt drein. »Ich hole ihn am besten selbst. Er beißt Diener in die Waden.«
Die ganze Gesellschaft schrie vor Lachen bei dieser Beschreibung, sogar die Briggs und Lady Jane, die während des Gesprächs zwischen Miss Crawley und ihrem Neffen stumm dabeigesessen hatten, und Bowls verließ das Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Immer noch war Miss Crawley gnädig zu dem jungen Oxforder Studenten, um ihrem älteren Neffen eine Lektion zu erteilen. Wenn sie einmal angefangen hatte, kannten ihre Freundlichkeit und ihre Höflichkeitsbezeigungen keine Grenzen. Sie sagte Pitt, er könne zum Essen kommen, und bestand darauf, daß James sie bei ihrer Spazierfahrt begleite. Er saß auf dem Rücksitz in ihrer Kutsche, und feierlich fuhr sie mit ihm an den Felsenklippen auf und ab. Während des ganzen Weges ließ sie sich herab, ihn mit Höflichkeiten zu überschütten, zitierte dem armen verwirrten Burschen italienische und französische Dichtungen und bestand darauf, daß er ein ausgezeichneter Student sei und sicherlich eine Goldmedaille gewinnen und Erster Disputant 5 werden würde.
»Haha!« lachte James, den diese Komplimente sehr ermutigt hatten. »Erster Disputant, ach wo! Das gibt's bloß in der anderen Bude.«
»Was heißt andere Bude, mein liebes Kind?« fragte die Dame.
»Erste Disputanten gibt es bloß in Cambridge, nicht in Oxford«, sagte der Student mit schlauer Miene und wäre wahrscheinlich noch vertraulicher geworden, wären nicht plötzlich in einem leichten Wagen, der von einem geputzten Pony gezogen wurde, seine Freunde, der Tutbury-Liebling und der Rottingdean-Schläger, in weißen Flanelljacken mit Perlmuttknöpfen und drei von ihren Bekannten aufgetaucht, die alle den armen James in seiner Kutsche grüßten. Dieser Vorfall dämpfte den Mut des aufrichtigen Jünglings, und während der ganzen übrigen Fahrt sagte er weder ja noch nein.
Bei seiner Rückkehr war sein Zimmer für ihn bereit, und seine Reisetasche stand da. Als Mr. Bowls ihn hinaufführte, hätte James auf dessen Gesicht einen Ausdruck von Würde, Verwunderung und Mitleid erblicken können, er dachte jedoch nicht an Mr. Bowls. Er beklagte nur die mißliche Lage, in der er war, in einem Hause voll alter Weiber, die französisch und italienisch plapperten und ihm Verse aufsagten. »Ganz schön in der Patsche, beim Satan«, rief der bescheidene Junge, der der Sanftesten des weiblichen Geschlechts – selbst einer Briggs – nicht ins Auge blicken konnte, wenn sie ihn anredete, während er es in Iffley Lock mit dem Mundwerk des kühnsten Schiffers hätte aufnehmen können.
Beim Essen erschien James in einer hohen weißen Halsbinde, die ihn fast erstickte, und er hatte die Ehre, Lady Jane in das Speisezimmer zu führen, während die Briggs und Mr. Crawley ihnen mit der alten Dame und ihrem Apparat von Bündeln, Schals und Kissen folgten. Die Hälfte der Essenszeit verbrachte die Briggs damit, daß sie es der Kranken bequem machte und für ihren fetten Schoßhund Hühnerfleisch zerkleinerte. James sprach nicht viel, bestand jedoch darauf, mit allen Damen Wein zu trinken, nahm Mr. Crawleys Herausforderung an und trank den größten Teil einer Flasche Champagner, die Mr. Bowls ihm zu Ehren hatte heraufholen müssen. Nachdem sich die Damen zurückgezogen hatten und die beiden Cousins allein geblieben waren, wurde Pitt, der ehemalige Diplomat, äußerst redselig und freundlich. Er erkundigte sich nach James' Laufbahn auf der Universität, nach seinen Zukunftsaussichten, hoffte von Herzen, daß er es zu etwas bringen würde, und war, mit einem Wort, offen und liebenswürdig. Der Portwein löste auch James' Zunge, und er erzählte seinem Vetter von seinem Leben, seinen Aussichten, seinen Schulden, seinen Sorgen um das Vorexamen und seinen Prügeleien mit den Pedellen, während er sich eifrig aus den Flaschen vor ihm einschenkte und fröhlich vom Portwein zum Madeira überging.
»Das größte Vergnügen, das meine Tante kennt«, sagte Mr. Crawley, »ist, daß ein jeder in ihrem Hause sich bewegt, wie es ihm gerade paßt. Das hier ist Schloß Freiheit, James, und du kannst Miss Crawley keinen größeren Gefallen erweisen, als zu tun, was du möchtest, und zu verlangen, was du willst. Ich weiß, ihr auf dem Lande habt mich alle verhöhnt, weil ich Tory 6 bin. Miss Crawley ist tolerant genug, jedermann zu genügen. Sie ist Republikanerin durch und durch und verachtet solche Sachen wie Rang und
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