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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Flasche, die Mr. Bowls heraufgebracht hatte, zu leeren.
    Als jedoch die Kaffeestunde kam und man sich zu den Damen begeben mußte, vor denen der junge Mann große Scheu empfand, verließ ihn seine angenehme Offenheit, und er verfiel wieder in seine gewöhnliche mürrische Schüchternheit. Er begnügte sich den ganzen Abend damit, ja oder nein zu antworten, Lady Jane finster anzublicken und eine einzige Tasse Kaffee umzuwerfen. Wenn er schon nicht sprach, so gähnte er doch mitleiderregend, und seine Gegenwart wirkte sich lähmend auf die sittsamen Vergnügungen des Abends aus, denn Miss Crawley und Lady Jane beim Pikett und Miss Briggs über ihrer Arbeit fühlten, daß er wilde Blicke auf sie warf, und wurden unter seinen weinseligen Augen unruhig.
    »Er scheint ein sehr schweigsamer, unbeholfener, scheuer Bursche zu sein«, bemerkte Miss Crawley zu Mr. Pitt.
    »Er ist in Männergesellschaft mitteilsamer als bei Damen«, erwiderte Machiavelli trocken, wohl etwas ärgerlich, daß der Portwein James nicht gesprächiger gemacht hatte.
    Die frühen Morgenstunden des nächsten Tages verbrachte er damit, seiner Mutter einen schriftlichen Bericht über seine glänzende Aufnahme bei Miss Crawley zu geben. Aber ach, er wußte nicht, welches Unheil ihm der Tag bringen sollte und wie kurz die Zeit der Gnade sein würde. Ein Vorfall, den James vergessen hatte – ein geringfügiger, aber verhängnisvoller Vorfall –, hatte sich am Abend vor dem Besuch bei seiner Tante in »Tom Cribbs Wappen« ereignet. Es war nichts geschehen als dies: James, der stets großzügig und, wenn er etwas getrunken hatte, besonders gastfrei war, hatte im Laufe des Abends dem Preiskämpfer von Tutbury und dem Mann von Rottingdean sowie deren Freunden zwei oder drei Runden Schnaps spendiert, so daß auf Mr. James Crawleys Rechnung nicht weniger als achtzehn Gläser dieses Getränks, jedes zu acht Pence, standen. Es war nicht die Anzahl von acht Pence, sondern die Menge des Schnapses, die verhängnisvoll gegen den Charakter des armen James sprachen, als Mr. Bowls, der Butler der Tante, auf Betreiben seiner Herrin hinunterging, um die Rechnung des jungen Mannes zu begleichen. Der Wirt fürchtete, die Zahlung könnte ganz und gar verweigert werden, und schwor deshalb Stein und Bein, daß der junge Herr den Schnaps bis auf den letzten Tropfen selbst getrunken habe. Schließlich bezahlte Bowls die Rechnung und zeigte sie bei seiner Rückkehr Mrs. Firkin, die über die schreckliche Verschwendung von Schnaps entsetzt war und die Rechnung Miss Briggs, dem Oberbuchhalter, überbrachte. Diese hielt es für ihre Pflicht, den Umstand gegenüber ihrer Prinzipalin, Miss Crawley, zu erwähnen.
    Hätte er ein Dutzend Flaschen Rotwein getrunken – die alte Jungfer hätte ihm das verziehen. Mr. Fox und Mr. Sheridan 8 hatten Rotwein getrunken. Gentlemen tranken Rotwein. Aber sich in einer gemeinen Kneipe unter Boxern achtzehn Gläser Schnaps zu Gemüte zu führen – das war ein abscheuliches Verbrechen, das nicht so schnell vergeben werden konnte. Alles verschwor sich heute gegen den jungen Burschen. Nach Stall duftend, kam er von einem Besuch bei seinem Hund Towzer zurück, und als er seinen Freund ein wenig an die frische Luft geführt hatte, hatte er Miss Crawley mit ihrem asthmatischen Wachtelhund getroffen. Towzer hätte das Hündchen aufgefressen, wäre es nicht winselnd unter den Schutz von Miss Briggs geflüchtet, und der abscheuliche Herr der Bulldogge sah dieser entsetzlichen Verfolgung lachend zu.
    An diesem Tage hatte den unglücklichen Burschen auch seine gewöhnliche Scheu verlassen. Er war bei Tisch lebhaft und lustig; während des Essens machte er ein paar Witze gegenüber Pitt Crawley; er trank ebensoviel Wein wie tags zuvor und begab sich völlig ahnungslos in den Salon, wo er die Damen mit einigen ausgewählten Oxforder Geschichtchen unterhielt. Er beschrieb die unterschiedlichen boxerischen Fähigkeiten von Molyneux und Dutch Sam. Er bot Lady Jane eine Wette über den Ausgang des Kampfes zwischen dem Tutbury-Liebling und dem Mann von Rottingdean an und überließ es ihr, die Wette zu bestimmen, und krönte den Scherz, indem er seinem Cousin Pitt Crawley anbot, sich mit oder ohne Boxhandschuhe mit ihm zu messen und gleich eine Wette abzuschließen. »Und das ist ein ehrliches Angebot, mein lieber Mann«, sagte er und klopfte Pitt lachend auf die Schulter. »Mein Vater hat mir auch empfohlen, das zu tun, und er will die Hälfte vom Einsatz tragen,

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