Jahrmarkt der Eitelkeit
Titel.«
»Warum heiratest du denn eine Grafentochter?« fragte James.
»Mein lieber Freund, die arme Lady Jane ist ja nicht schuld daran, daß sie hochgeboren ist«, entgegnete Pitt mit höflicher Miene. »Sie kann nichts dafür, daß sie Lady ist. Außerdem weißt du, daß ich Tory bin.«
»Na klar«, sagte James, »es geht nichts über altes Blut, verdamm mich, nichts. Ich bin keiner von diesen Radikalen, ich weiß, was es heißt, ein Gentleman zu sein, verdamm mich. Guck dir bloß die Kerls beim Wettrudern an oder bei einer Prügelei, oder guck dir einen Hund an, wenn er Ratten totbeißt. Wer gewinnt? Die mit edlem Blut. Bringen Sie noch ein bißchen Portwein, Bowls, alter Junge, während ich die Flasche hier alle mache. Wo war ich stehengeblieben?«
»Ich glaube, du sprachst von Hunden, die Ratten totbeißen«, bemerkte Pitt mit sanfter Stimme und reichte seinem Cousin die Flasche zum »Allemachen«.
»Wirklich? Ratten totbeißen? Ach so! Bist du ein Sportsmann, Pitt? Willst du einen Hund sehen, der bombensicher Ratten totbeißen kann? Dann komm mit mir zu Tom Corduroy in die Castle-Street-Ställe, und ich will dir so einen Terrier zeigen, der ... Pah, Quatsch!« rief James und lachte über den Unsinn, den er da verzapfte. »Du interessierst dich doch weder für Hunde noch für Ratten, das ist alles Blödsinn, ich will verdammt sein, wenn ich glaube, daß du den Unterschied zwischen einem Hund und einer Ente kennst.«
»Nein; übrigens sprachst du vom Blut und den persönlichen Vorzügen, die eine edle Geburt mit sich bringen«, fuhr Pitt, immer freundlicher werdend, fort. »Hier ist die neue Flasche.«
»Blut ist das Stichwort«, sagte James und stürzte die rubinrote Flüssigkeit hinunter. »Es geht nichts über das Blut, weder bei Pferden noch Hunden, noch bei Menschen. Erst im letzten Semester, kurz bevor ich rausgeschmissen wurde, das heißt, kurz bevor ich die Masern hatte, haha!, waren ich und Ringwood vom Christchurch College, Bobb Ringwood, Lord Sinqbars Sohn, in der ›Glocke‹ in Blenheim und tranken Bier, als der Schiffer von Banbury sich erbot, mit einem von uns um eine Bowle Punsch zu boxen. Ich konnte nicht. Ich trug den Arm in der Schlinge, so daß ich überhaupt nichts machen konnte – das Biest von meiner Stute war gerade zwei Tage zuvor beim Abingdon-Rennen mit mir gestürzt, und ich dachte, ich hätte mir den Arm gebrochen. Na ja, ich konnte ihn also nicht abfertigen. Bob hatte aber seinen Rock im Nu aus. Er boxte drei Minuten mit dem Kerl von Banbury und hatte ihn in vier Runden erledigt. Gott, wie der umfiel, und woran lag es? Nur am Blut, mein Lieber, an weiter nichts als am guten Blut.«
»Du trinkst ja gar nicht, James«, bemerkte der ehemalige Attaché. »Zu meiner Zeit ließ man in Oxford die Flasche ein bißchen schneller kreisen, als es bei euch jungen Burschen üblich zu sein scheint.«
»Na, na«, sagte James, legte den Finger an die Nase und zwinkerte seinem Cousin mit weinseligen Augen zu. »Mach keine Witze, alter Junge, versuch's nicht mit mir. Du willst mich wohl für dumm verkaufen, aber das wird dir nicht gelingen. In vino veritas, alter Junge. Mars, Bacchus, Apollo vivorum, wie? Ich wollte, meine Tante würde dem Alten so was schicken. Das ist ein famoser Stoff.«
»Das beste wäre doch, du bittest sie darum«, meinte der Machiavelli, »und nutzt deine Zeit jetzt gut aus. Wie sagt doch gleich der Dichter? ›Nunc vino pellite curas, cras ingens iterabimus aequor‹ 7 .« Und der Bacchant, der den Ausspruch mit der Miene eines Unterhausabgeordneten zitiert hatte, stürzte mit einem ungeheuren Schwung seines Glases fast einen Fingerhutvoll Wein hinunter.
Wenn im Pfarrhaus nach Tisch die Portweinflasche geöffnet wurde, erhielten die jungen Damen jede ein Glas Johannisbeerwein, Mrs. Bute trank ein Glas Portwein, und der ehrliche James nahm gewöhnlich zwei; da aber sein Vater sehr verdrießlich wurde, wenn er weitere Angriffe auf die Flasche unternahm, so stand der gute Bursche im allgemeinen von weiteren Versuchen ab und begnügte sich entweder mit Johannisbeerwein oder einem heimlichen Glas Schnaps im Stall, das er sich in Gesellschaft des Kutschers und seiner Pferde zu Gemüte zog. In Oxford war die Quantität des Weines unbegrenzt, die Qualität aber sehr schlecht. Wenn sich jedoch Quantität und Qualität vereinigten, wie im Haus seiner Tante, so bewies James, daß er das zu schätzen verstand, und bedurfte kaum der Aufmunterung seines Cousins, um die zweite
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