Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
Vom Netzwerk:
haha!« Bei diesen Worten nickte der nette Jüngling der armen Miss Briggs schlau zu und deutete mit dem Daumen scherzhaft und triumphierend über die Schulter auf Pitt Crawley.
    Pitt war wahrscheinlich nicht allzu erfreut darüber, aber dennoch im großen ganzen nicht unglücklich. Der arme Jim lachte noch viel, und als die alte Dame aufstand, um sich zurückzuziehen, schwankte er mit der Kerze seiner Tante durch den Raum und bot ihr mit schmeichelndem, angeheitertem Lächeln den Gutenachtgruß. Dann verabschiedete er sich und ging in sein Schlafzimmer hinauf, völlig mit sich zufrieden und mit dem angenehmen Gedanken, daß er das Geld seiner Tante vor seinem Vater und allen anderen Familienmitgliedern erben würde.
    Da er nun einmal in seinem Schlafzimmer war, hätte man eigentlich glauben sollen, er könne die Lage nicht noch verschlimmern; und doch gelang das dem unglückseligen Jungen. Der Mond schien sehr schön über das Meer, und James, den der romantische Anblick des Ozeans und des Himmels ans Fenster gelockt hatte, meinte, sein Vergnügen an der herrlichen Aussicht durch den Genuß eines Pfeifchens noch erhöhen zu können. Er glaubte, niemand würde den Tabakgeruch wahrnehmen, wenn er pfiffigerweise das Fenster öffnete und Kopf und Pfeife in die frische Luft hinaushielte. Und so geschah es. Da aber der arme James ziemlich erregt war, hatte er vergessen, daß die ganze Zeit über seine Tür offenstand; der Wind blies ins Zimmer, es entstand ordentlicher Durchzug, so daß die Tabakwolken die Treppe hinabgetrieben wurden und mit unvermindertem Duft bis zu Miss Crawley und Miss Briggs drangen.
    Diese Tabakpfeife machte das Maß voll, und die Bute Crawleys erfuhren nie, wie viele tausend Pfund sie das kostete. Die Firkin rannte zu Bowls hinab, der seinem Adjutanten gerade mit lauter und geisterhafter Stimme aus »Bratpfanne und Feuer« vorlas. Die Firkin erzählte ihm das furchtbare Geheimnis mit so entsetzter Miene, daß Mr. Bowls und sein Gehilfe im ersten Augenblick glaubten, es seien Räuber im Hause, deren Beine die Frau wahrscheinlich unter Miss Crawleys Bett entdeckt hatte.
    Als er jedoch die wahre Sachlage begriff, war es das Werk einer Minute, die Treppe hinaufzulaufen, wobei er immer drei Stufen auf einmal nahm, in das Zimmer des ahnungslosen James zu stürzen, mit vor Bestürzung halb erstickter Stimme »Mr. James« zu schreien und fortzufahren: »Um Gottes willen, Sir, machen Sie bloß die Pfeife aus!«
    »Oh, Mr. James, was haben Sie nur getan«, rief er mit pathetischer Stimme, während er das Gerät aus dem Fenster warf. »Was haben Sie nur getan, Sir; die Gnädigste kann das nicht ausstehen.«
    »Die Gnädigste braucht ja nicht zu rauchen«, sagte James mit tollem, unangebrachtem Lachen, da er das Ganze für einen Hauptspaß hielt. Allein am anderen Morgen waren seine Gefühle doch ganz anderer Art, als nämlich Mr. Bowls' Gehilfe kam, um Mr. James' Stiefel zu putzen und ihm warmes Wasser zum Rasieren des Bartes zu bringen, den er so sehnlichst erwartete, und Mr. James dabei ein Billett von Miss Briggs' Hand ins Bett reichte.
    »Sehr geehrter Herr«, lautete es, »Miss Crawley hat eine äußerst unruhige Nacht verbracht infolge der abscheulichen Verunreinigung des Hauses mit Tabakqualm. Miss Crawley bittet mich, Ihnen zu sagen, wie sehr sie bedauert, daß es ihr zu schlecht geht, Sie vor Ihrer Abreise noch einmal zu sprechen – und vor allem, daß sie Sie veranlaßt habe, von der Kneipe wegzuziehen, wo Sie sich, nach ihrer festen Überzeugung, während Ihres weiteren Aufenthaltes in Brighton weitaus wohler fühlen werden.«
    So endete die Laufbahn des guten James als Bewerber um die Gunst seiner Tante. Er hatte wirklich ohne sein Wissen getan, was er angedroht hatte; er hatte gegen seinen Cousin Pitt mit Boxhandschuhen gekämpft.

    Wo war aber inzwischen der, der bei diesem Wettrennen ums Geld einmal die meisten Aussichten gehabt hatte?
    Becky und Rawdon hatten sich, wie wir gesehen haben, nach der Schlacht von Waterloo wieder vereinigt und verbrachten den Winter 1815 in Glanz und Fröhlichkeit in Paris. Rebekka konnte gut haushalten, und die Summe, die der arme Joseph Sedley für ihre zwei Pferde gezahlt hatte, reichte allein hin, um ihr kleines Hauswesen mindestens für ein Jahr über Wasser zu halten; es war nicht nötig, »meine Pistolen, dieselben, mit denen ich Hauptmann Marker erschoß«, oder das goldene Toilettennecessaire oder den zobelgefütterten Mantel zu Geld zu machen. Becky

Weitere Kostenlose Bücher