Jahrmarkt der Eitelkeit
lustig, lachte über sein Toupet (das er sich hatte machen lassen, als er nach Paris kam), seinen Hosenbund, seine falschen Zähne und vor allem über seine anmaßende Einbildung, als Herzensbrecher zu gelten und eitel zu glauben, jede Dame, mit der er zusammentraf, sei in ihn verliebt. Der General hatte nun seine Aufmerksamkeit Mrs. Brent, der Frau von Kommissar Brent, die so buschige Augenbrauen hatte, zugewendet. Sie kam nun in den Genuß seiner Bukette, seiner Diners im Restaurant, seiner Opernlogen und seiner Nippsachen. Die arme Mrs. Tufto war nicht glücklicher als zuvor und mußte noch immer lange Abende allein mit ihren Töchtern verbringen, während sie wußte, daß ihr General parfümiert und frisiert fortgegangen war, um im Theater hinter Mrs. Brents Stuhl zu stehen. Becky hatte statt seiner zwar ein Dutzend anderer Bewunderer, und sie konnte ihre Rivalin mit ihrem Witz in Stücke reißen, aber wie gesagt, begann sie dieses untätigen geselligen Lebens müde zu werden; Opernlogen und Diners im Restaurant hatten ihren Reiz für sie verloren; die Blumensträuße ließen sich nicht als Reserve für später aufbewahren, und von allerlei Tand, Spitzentüchlein und Glacêhandschuhen konnte sie nicht leben. Sie fühlte die Leichtfertigkeit all dieser Vergnügungen und sehnte sich nach inhaltsreicheren Genüssen.
Zu dieser Zeit traf eine Nachricht ein, die sich unter den zahlreichen Gläubigern vom Oberst in Paris schnell herumsprach und sie mit Befriedigung erfüllte. Miss Crawley, die reiche Tante, von der er eine riesige Erbschaft erwartete, lag im Sterben, und der Oberst mußte an ihr Bett eilen. Mrs. Crawley sollte mit dem Kind zurückbleiben, bis er kam, sie zu holen. Er reiste nach Calais ab, und dort sicher angekommen, hätte er eigentlich nach Dover gehen müssen; statt dessen bestieg er jedoch die Postkutsche nach Dünkirchen und reiste von da nach Brüssel, für das er von früher her eine Vorliebe hatte. Er hatte nämlich in London mehr Schulden als in Paris und zog daher die kleine ruhige belgische Stadt den beiden geräuschvolleren Hauptstädten vor.
Die Tante war tot. Mrs. Crawley bestellte für sich und den kleinen Rawdon Trauerkleidung. Der Oberst war mit dem Ordnen der Erbschaftsangelegenheiten beschäftigt. Sie konnten nun im Hotel den ersten Stock nehmen statt des kleinen Zwischenstockwerks, das sie bewohnten. Mrs. Crawley hatte mit dem Hauswirt eine Besprechung über neue Vorhänge, einen freundschaftlichen Wortwechsel über die Teppiche, kam aber schließlich zu einer Einigung über alles, mit Ausnahme der Rechnung. Sie fuhr in einem seiner Wagen ab, an ihrer Seite die französische Bonne mit dem Kind, während ihr der freundliche Wirt und seine Frau vom Tore aus zum Abschied nachlächelten. General Tufto war wütend, als er hörte, sie sei fort, und Mrs. Brent war wütend auf ihn, weil er wütend war. Leutnant Spooney war tief ins Herz getroffen, und der Wirt bereitete seine besten Zimmer für die Rückkehr der bezaubernden kleinen Frau und ihres Mannes vor. Er hütete die Koffer, die sie zurückgelassen hatten, wie seinen Augapfel. Madame Crawley hatte sie ihm besonders ans Herz gelegt. Als man sie jedoch nach geraumer Zeit öffnete, erwies sich ihr Inhalt als nicht besonders wertvoll.
Bevor Mrs. Crawley sich jedoch zu ihrem Mann in die belgische Hauptstadt begab, machte sie einen Abstecher nach England. Ihren kleinen Sohn ließ sie unter der Obhut ihres französischen Mädchens auf dem Kontinent zurück. Der Abschied zwischen Rebekka und dem kleinen Rawdon bereitete keinem von beiden großen Schmerz. Um die Wahrheit zu gestehen, hatte sie von dem jungen Herrn seit seiner Geburt nicht viel zu Gesicht bekommen.
Nach der liebreichen Sitte französischer Mütter hatte sie ihn zu einer Amme in einem Dorf nahe Paris gegeben, wo der kleine Rawdon die ersten Monate seines Lebens nicht unglücklich mit einer zahlreichen Familie von Pflegebrüdern in Holzschuhen zugebracht hatte. Der Vater ritt oft hinaus, um ihn zu besuchen, und sein Herz erglühte, wenn er den rosigen, schmutzigen kleinen Kerl lustig kreischen hörte und zusah, wie er unter der Aufsicht der Gärtnersfrau, seiner Pflegemutter, glückstrahlend im Schlamm saß und Kuchen fabrizierte.
Rebekka zeigte nie große Lust, ihren Sohn und Erben zu besuchen. Er hatte ihr einmal einen neuen taubenblauen Umhang verdorben. Die Liebkosungen seiner Amme zog er denen seiner Mutter vor, und als er die lustige Wärterin, die beinahe seine Mutter
Weitere Kostenlose Bücher