Jahrmarkt der Eitelkeit
mit der größten Bescheidenheit entgegen. Sie ließ eine Flasche Sherry und ein Kuchenbrot in die schmutzige kleine Wohnung kommen, in der sie während ihrer Geschäfte wohnte, und bewirtete damit die Rechtsanwälte ihrer Gegner. Sie drückte ihnen beim Scheiden gutgelaunt die Hand und kehrte direkt nach dem Kontinent zu Mann und Sohn zurück, um dem älteren Rawdon die frohe Botschaft von seiner völligen Freiheit zu bringen. Der jüngere Rawdon war während der Abwesenheit seiner Mutter von Mademoiselle Geneviève, ihrem französischen Mädchen, stark vernachlässigt worden. Das junge Ding hatte eine Liebschaft mit einem Soldaten der Garnison von Calais angefangen und ihren Schützling in der Gesellschaft dieses Militärs vergessen. Der kleine Rawdon war um ein Haar dem Ertrinken entgangen, als ihn die zerstreute Geneviève am Strand von Calais verlassen und verloren hatte.
So kamen also Oberst Crawley und Frau nach London, und in ihrem Haus in der Curzon Street in Mayfair zeigten sie, welche Geschicklichkeit diejenigen besitzen müssen, die von den obenerwähnten Mitteln leben wollen.
37. Kapitel
Fortsetzung
Zuallererst müssen wir unbedingt berichten, wie man ein Haus umsonst mieten kann. Diese Häuser sind entweder unmöbliert zu haben, und dann kann man sie nach eigenem Geschmack prächtig einrichten und ausstatten lassen, wenn man bei Gillow oder Banting Kredit hat. Oder man mietet sie möbliert, was für die meisten nicht so mühsam und kompliziert ist. Crawley und seine Frau zogen es vor, ihr Haus so zu mieten.
Ehe Mr. Bowls die Herrschaft über Miss Crawleys Haus und Keller in der Park Lane übernahm, hatte die Dame einen Mr. Raggles als Butler gehabt. Er war auf dem Familiengut in Queen's Crawley geboren und der jüngere Sohn eines dortigen Gärtners. Durch gute Führung, nettes Äußeres und hübsche Waden und eine ernste Haltung hatte sich Raggles vom Messerputzbrett zum Bedientensitz auf der Kutsche und vom Bedientensitz zum Butleramt emporgeschwungen. Nachdem er eine gewisse Anzahl von Jahren Miss Crawleys Haushalt geführt hatte, wo er guten Lohn, fette Nebeneinkünfte und reichlich Gelegenheit zum Sparen gehabt hatte, teilte er mit, daß er mit einer früheren Köchin von Miss Crawley, die sich mit einer Wäschemangel und einem kleinen Gemüseladen in der Nachbarschaft ehrlich ernährte, die Ehe eingehen wolle. In Wirklichkeit hatte die Trauung schon vor mehreren Jahren heimlich stattgefunden, obwohl Miss Crawley die Neuigkeit von Mr. Raggles' Ehe erst durch einen kleinen Jungen und ein Mädchen von sieben und acht Jahren erfahren hatte, deren beständige Anwesenheit in der Küche Miss Briggs' Aufmerksamkeit erregt hatte.
Mr. Raggles zog sich also zurück und übernahm persönlich die Herrschaft über den kleinen Laden und das Gemüse. Er fügte seinen Vorräten noch Milch und Sahne, Eier und Speck vom Lande zu, und während andere ehemalige Butler in Wirtshäusern Alkoholitäten ausschenkten, war er zufrieden beim Handel mit den einfachen Landerzeugnissen. Da er viele Bekannte unter den Butlern der Nachbarschaft hatte und er und Mrs. Raggles sie in ihrem hübschen Hinterzimmer bewirteten, so fanden Milch, Sahne und Eier bei vielen Kollegen Absatz, und seine Einkünfte wuchsen mit jedem Jahr. Ein Jahr nach dem anderen häufte er ruhig und bescheiden Geld an, und als schließlich die hübsche und vollständig eingerichtete Junggesellenbehausung in der Curzon Street Nr. 201 in Mayfair, zuletzt bewohnt von dem ehrenwerten Mr. Frederick Deuceace, der ins Ausland gegangen war, mit ihren reichen, prächtigen Möbeln bester Fabrikation unter den Hammer kam – wer anders ging hin und kaufte Mietvertrag und Einrichtung des Hauses als Charles Raggles? Zwar mußte er einen Teil des Geldes zu recht hohen Zinsen von einem anderen Butler borgen, den Hauptteil jedoch bezahlte er bar, und Mrs. Raggles schlief nicht wenig stolz zum ersten Male in einem geschnitzten Mahagonibett mit seidenen Vorhängen, einem riesigen Drehspiegel gegenüber und einer Garderobe, die sie und ihren Mann und die ganze Familie aufnehmen konnte.
Sie hatten natürlich nicht die Absicht, ein so prächtiges Haus auf die Dauer selbst zu bewohnen. Raggles hatte das Haus gekauft, um es wieder zu vermieten. Sobald sich ein Mieter fand, versank er wieder in seinem Gemüseladen; es war aber ein glückliches Gefühl für ihn, aus seiner Behausung herauszukommen und nach der Curzon Street zu wandern; dort konnte er sein Haus – sein eignes
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