Jahrmarkt der Eitelkeit
Regattavergnügungen, und ihre Kutsche mit den Pferden, die gerade aus dem Pflug kamen, war so viel unterwegs, daß man fast zu glauben begann, die vier Schwestern hätten jede ein Vermögen von ihrer Tante geerbt, deren Namen die Familie in der Öffentlichkeit nur mit der zärtlichsten Dankbarkeit und Achtung erwähnte. Ich kenne auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit keine häufigere Lüge als diese, und man kann feststellen, daß die, die nach ihr leben, sich noch viel auf ihre Heuchelei zugute halten und sich einbilden, sie seien ungeheuer tugendhaft und lobenswert, weil es ihnen gelingt, die Welt über die Größe ihres Vermögens zu täuschen.
Mrs. Bute hielt sich jedenfalls für eine der tugendhaftesten Frauen in England, und der Anblick ihrer glücklichen Familie war rührend für Fremde. Sie waren alle so fröhlich, so liebevoll, so wohlerzogen, so schlicht! Martha malte ausnehmend schöne Blumen und versah damit die Hälfte aller Wohltätigkeitsbasare in der Grafschaft. Emma war die Nachtigall der Grafschaft, und ihre Gedichte in der Dichterecke des »Hampshire Telegraph« waren die Zierde des Blattes. Fanny und Matilda sangen Duette, wobei sie ihre Mutter auf dem Klavier begleitete, während die beiden anderen einander mit den Armen umschlungen hielten und liebevoll lauschten. Niemand sah, wie die armen Mädchen zu Hause die Duette einpaukten, keiner sah, wie die Mama sie stundenlang unerbittlich drillte. Mit einem Wort, Mrs. Bute hielt dem Schicksal ein lächelndes Gesicht entgegen und wahrte den Schein vorzüglich.
Mrs. Bute tat alles, was eine gute, ehrbare Mutter tun kann. Sie lud Yachtbesitzer aus Southampton, Geistliche der Kathedrale von Winchester und Offiziere aus den dortigen Kasernen ein. Sie versuchte die jungen Advokaten aus den Schwurgerichten anzulocken und ermunterte James, Freunde mit nach Hause zu bringen, wenn er mit Seiner Hoheit auf die Jagd ritt. Was tut nicht eine Mutter alles für das Wohl ihrer geliebten Kinder?
Es ist klar, daß solch eine Frau und ihr Schwager, der abscheuliche Baronet im Schloß, nichts gemein hatten. Der Bruch zwischen Bute und seinem Bruder Sir Pitt war vollständig und auch zwischen Sir Pitt und der ganzen Grafschaft, für die der alte Mann ein Skandal war. Seine Abneigung gegen anständige Gesellschaft nahm mit den Jahren zu, und sein Parktor hatte sich niemals wieder dem Wagen eines Gentleman geöffnet, seit Pitt und Lady Jane nach ihrer Heirat einen Anstandsbesuch gemacht hatten.
Das war ein entsetzlicher, unglückseliger Besuch gewesen, dessen sich die Familie nie ohne Schrecken erinnerte. Pitt bat seine Frau mit bleichem Gesicht, nie davon zu sprechen; und daß die näheren Umstände davon, wie Sir Pitt seinen Sohn und seine Schwiegertochter empfing, überhaupt bekannt wurden, war nur Mrs. Bute zu verdanken, die noch immer erfuhr, was im Schloß vorging.
Als sie in ihrem sauberen, gut instand gehaltenen Wagen durch die Parkallee hinauffuhren, bemerkte Pitt mit Wut und Entsetzen große Lücken zwischen den Bäumen – seinen Bäumen –, die der alte Baronet ohne jede Erlaubnis hatte fällen lassen. Der Park bot einen traurigen Anblick des Verfalls. Die Wege waren schlecht gepflegt, und der saubere Wagen arbeitete sich mühsam und spritzend durch die Schlammpfützen auf der Allee vorwärts. Die große Auffahrt vor der Terrasse und der Eingangstreppe war schwarz und moosbewachsen, die einstmals wohlgepflegten Blumenbeete waren verkrautet. Fast an der ganzen Front des Hauses waren die Läden geschlossen; die große Hallentür wurde erst nach langem Läuten geöffnet. Als Horrocks endlich den Erben von Queen's Crawley und seine junge Frau in das Schloß ihrer Vorväter eintreten ließ, sah man ein Geschöpf mit fliegenden Bändern die schwarze Eichentreppe hinaufeilen. Horrocks führte sie in Sir Pitts sogenannte Bibliothek, und je mehr sich Pitt und Lady Jane diesem Raum näherten, desto stärker wurde der Tabaksqualm.
»Sir Pitt fühlt sich nicht ganz wohl«, bemerkte Horrocks entschuldigend und deutete an, sein Herr leide an einem Hexenschuß.
Die Bibliothek lag zum Hauptweg und Park hin. Sir Pitt hatte ein Fenster geöffnet und brüllte zu dem Postillion und Pitts Diener hinunter, die wohl gerade das Gepäck abladen wollten:
»Laßt die Koffer da in Ruhe«, schrie er und wies mit der Pfeife, die er in der Hand hielt, darauf hin. »Es ist doch bloß ein Morgenbesuch, Tucker, du Narr. Mein Gott, was für Risse das rechte Pferd an den Fesseln hat! War denn
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