Jahrmarkt der Eitelkeit
Pfirsichessen, und als er gegen diesen Angriff auf sein Eigentum Einspruch erhob, wurde er noch geohrfeigt. Er, seine schottische Frau und seine schottischen Kinder, die einzigen achtbaren Bewohner von Queen's Crawley, sahen sich also gezwungen, mit Hab und Gut abzuziehen. Sie überließen den stattlichen, hübschen Garten dem Verderben und die Blumenbeete dem Unkraut. Der Rosengarten der armen Lady Crawley wurde eine traurige Wüste. Nur ganz wenige Dienstboten blieben schaudernd in der öden alten Bedientenstube zurück. Die Stallungen und Wirtschaftsgebäude waren leer, verschlossen und halb verfallen. Sir Pitt lebte ganz zurückgezogen und trank abends mit Horrocks, dem Butler oder Hausverwalter, wie man ihn jetzt zu nennen anfing, und den lasterhaften Bändern. Die Zeiten hatten sich sehr geändert, seit sie im offenen Wagen nach Mudbury gefahren war und die kleinen Geschäftsleute mit »Sir« tituliert hatte. War es Scham vor seinem Neffen oder Abneigung gegen sie – jedenfalls kam der alte Zyniker von Queen's Crawley kaum aus seinem Parktor heraus. Wenn er sich mit seinen Agenten zankte oder seine Pächter plagte, so geschah es schriftlich. Seine Tage waren mit Briefeschreiben angefüllt, die Rechtsanwälte und Gutsverwalter, die mit ihm zu tun hatten, gelangten nur durch die Bänder zu ihm. Die Dame empfing sie an der Tür des Haushälterinnenzimmers, die den Hintereingang beherrschte, durch den sie eingelassen wurden. So wuchsen die Schwierigkeiten des Baronets täglich, und immer neue Verwicklungen traten ein.
Man kann sich Pitt Crawleys Entsetzen vorstellen, als dieser musterhafte, korrekte Mann die Gerüchte vom Altersschwachsinn seines Vaters vernahm. Täglich zitterte er vor der Nachricht, daß die Bänder noch seine zweite Stiefmutter würden. Nach diesem ersten und letzten Besuch wurde Sir Pitts Name in dem höflichen, vornehmen Haus seines Sohnes nicht wieder erwähnt. Er war das Familiengespenst, an dem alle erschrocken und stumm vorübergingen. Die Gräfin Southdown reichte weiterhin die aufregendsten Traktate aus ihrer Kutsche in den Pförtnereingang hinein – Traktate, die einem vor Entsetzen die Haare hätten zu Berge treiben müssen. Mrs. Bute im Pfarrhaus blickte allabendlich hinaus, ob der Himmel über den Ulmen, hinter denen das Schloß stand, gerötet sei und das Gutshaus vielleicht brenne. Sir G. Wapshot und Sir H. Fuddleston, alte Freunde des Hauses, wollten bei den Quartalsgerichtstagen nicht mehr auf einer Bank mit Sir Pitt sitzen und schnitten den ruchlosen Alten, als er ihnen in der Hauptstraße von Southampton seine schmutzige Hand hinhielt. Aber nichts beeindruckte ihn; er steckte die Hände wieder in die Taschen und brach in lautes Gelächter aus, als er in seinen Vierspänner kletterte; er lachte auch über Lady Southdowns Traktate, und er lachte über seine Söhne und über die Welt und über die Bänder, wenn sie zornig waren, was nicht selten vorkam.
Miss Horrocks war als Haushälterin in Queen's Crawley angestellt und regierte alle Dienstboten dort mit Hoheit und Strenge. Alle Diener waren gehalten, sie mit »Madame« anzureden, und ein kleines Mädchen, das sich eine Beförderung erschmeicheln wollte, nannte sie beständig »Lady«, ohne von der Haushälterin zurechtgewiesen zu werden. »Es hat schon bessere Ladys gegeben, aber auch schlechtere, Hester«, war Miss Horrocks' Antwort auf dieses Kompliment ihrer Untergebenen. So herrschte sie über alle mit Ausnahme ihres Vaters, den sie jedoch sehr hochmütig behandelte und warnte, sich nicht zu vertraulich zu geben gegen eine, »die die Frau von einem Baronet werden würde«. Sie übte diese erhabene Rolle zu ihrer großen Genugtuung und zur Belustigung des alten Sir Pitt, der über ihre Mienen und Bewegungen kicherte und über ihre angenommene Würde und die Nachahmung des vornehmen Lebensstils stundenlang lachen konnte. Er beteuerte, es sei ein wahres Schauspiel, sie in der Rolle einer feinen Dame zu sehen, und er ließ sie ein Hofgewand der ersten Lady Crawley anlegen. Dabei schwor er, daß es sie wundervoll kleide (was völlig Miss Horrocks' Meinung entsprach), und kündigte an, sie sofort vierspännig an den Hof zu fahren. Sie plünderte die Garderobe der beiden verstorbenen Ladys, änderte deren nachgelassenen Putz nach ihrem eigenen Geschmack und ihrer Figur und trug sie ab. Gern wäre sie auch in den Besitz der Juwelen und Schmucksachen gelangt, aber der alte Baronet hatte sie in seinen Privatschrank eingeschlossen
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