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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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und ließ sich den Schlüssel nicht abschmeicheln oder abschwatzen. Tatsächlich entdeckte man, einige Zeit nachdem diese Dame Queen's Crawley verlassen hatte, ein Schreibheft von ihr, das zeigte, daß sie sich insgeheim große Mühe gegeben hatte, die Kunst des Schreibens im allgemeinen und speziell das Schreiben ihres Namens als Lady Crawley, Lady Betsy Horrocks, Lady Elizabeth Crawley und so weiter zu lernen.
    Obwohl die braven Leute aus dem Pfarrhaus nie ins Schloß kamen und den entsetzlichen kindischen Greis, seinen Besitzer, mieden, hielten sie sich doch beständig über alles, was dort geschah, auf dem laufenden und erwarteten täglich die Katastrophe, auf die Miss Horrocks ebenfalls begierig war. Das Schicksal griff jedoch neidisch ein und raubte ihr den Lohn für so makellose Liebe und Tugend.
    Eines Tages überraschte der Baronet die »Lady«, wie er sie scherzhaft nannte, an dem alten verstimmten Klavier im Salon, das seit der Zeit, als Becky Sharp Quadrillen darauf gespielt hatte, fast unberührt geblieben war. Sie saß mit viel Würde vor dem Klavier und ahmte mit schriller Stimme nach besten Kräften die Lieder nach, die sie zuweilen gehört hatte. Das kleine beförderungsbeflissene Küchenmädchen stand neben ihrer Herrin, nickte entzückt mit dem Kopf und rief, »Gott, Madame, das ist aber sehr schön!« – genau wie ein vornehmer Schmeichler in einem wirklichen Salon.
    Dieser Vorfall veranlaßte den alten Baronet zu seinem üblichen brüllenden Gelächter. Er erzählte es Horrocks im Laufe des Abends ein Dutzendmal, zum Verdruß von Miss Horrocks. Er trommelte auf dem Tisch wie auf einem Musikinstrument und imitierte ihren Gesang mit schriller Stimme. Er beteuerte, daß eine so schöne Stimme ausgebildet werden müßte, und erklärte, sie sollte einen Gesanglehrer bekommen. Sie fand an diesem Vorschlag nichts Lächerliches. Er war an diesem Abend in großartiger Laune und trank mit seinem Freund und Butler eine ungewöhnliche Menge Grog. Erst zu sehr später Stunde brachte der treue Freund und Diener seinen Herrn in sein Schlafzimmer.

    Eine halbe Stunde später begann im Haus ein geschäftiges Hin und Her. Lichter wanderten in dem einsamen, öden, alten Schloß von Fenster zu Fenster, wo doch gewöhnlich nur ein paar Räume vom Besitzer bewohnt wurden. Bald darauf galoppierte ein junger Bursche auf einem Pony nach Mudbury zum Doktor. Eine Stunde später wanderte Mrs. Bute Crawley in Holzschuhen und Kapuze mit Ehrwürden Bute Crawley und ihrem Sohn James Crawley vom Pfarrhaus los, durch den Park, und sie betraten das Gutshaus durch den offenen Haupteingang.
    Sie durchschritten die Halle und das kleine eichengetäfelte Wohnzimmer, wo auf dem Tisch noch die drei Gläser und die leere Rumflasche von Sir Pitts Gelage standen, und gelangten in Sir Pitts Bibliothek. Dort fanden sie Miss Horrocks von den schuldigen Bändern mit einem Schlüsselbund wie wild an den Schränken und Schreibpulten herumhantieren. Sie ließ es mit einem Schreckensschrei fallen, als sie die Augen der kleinen Mrs. Bute unter der schwarzen Kapuze her anfunkelten.
    »Schaut euch das an, James und Mr. Crawley«, rief Mrs. Bute und wies auf das erschrockene Gesicht der schwarzäugigen, schuldbewußten Dirne.
    »Er hat sie mir geschenkt; er hat sie mir geschenkt!« schrie diese.
    »Dir geschenkt, du verworfenes Geschöpf!« kreischte Mrs. Bute.
    »Du bist Zeuge, Mr. Crawley, daß wir dieses nichtsnutzige Weibstück auf frischer Tat ertappt haben, wie sie deines Bruders Eigentum gestohlen hat, und sie wird an den Galgen kommen, wie ich ihr immer schon prophezeit habe.«
    Betsy Horrocks, jetzt völlig eingeschüchtert, brach in Tränen aus und warf sich auf die Knie. Wer aber eine wirklich brave Frau kennt, weiß auch, daß sie es mit dem Verzeihen nicht so eilig hat und daß die Demütigung eines Feindes der höchste Triumph für sie ist.
    »Läute, James«, sagte Mrs. Bute. »Läute, bis jemand kommt.«
    Die paar Dienstboten, die sich in dem öden, alten Hause aufhielten, stellten sich auf das fortwährende Klingeln bald ein.
    »Führt das Weibstück in das vergitterte Zimmer«, sagte sie. »Wir haben sie auf frischer Tat ertappt, als sie Sir Pitt bestahl. Mr. Crawley, du wirst den Haftbefehl ausstellen – und Sie, Beddoes, Sie werden sie morgen früh im Wagen ins Southamptoner Gefängnis bringen.«
    »Meine Liebe«, wendete der Friedensrichter und Pfarrer ein, »sie hat doch nur ...«
    »Sind denn keine Handschellen hier?« fuhr

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