Jahrmarkt der Eitelkeit
Angelegenheit, auf Amelia, zurückzukommen: Warum solltest du nicht etwas Besseres als eine Börsenmaklerstochter heiraten, George? Das möchte ich wissen.«
»Das ist doch Familiengeschäft, Sir«, sagte George, während er Haselnüsse knackte. »Du und Mr. Sedley, ihr habt doch die Sache schon vor hundert Jahren abgesprochen.«
»Das leugne ich nicht, aber die Stellung der Menschen kann sich ändern, mein Lieber. Ich leugne es nicht, daß Sedley mein Glück gemacht hat oder, richtiger, daß er mich in die Lage gesetzt hat, dank meiner eigenen Talente und Anlagen die stolze Position zu gewinnen, die ich, ich kann es wohl sagen, im Talghandel und in der City von London einnehme. Ich habe Sedley meine Dankbarkeit bewiesen, und er hat sie in der letzten Zeit sehr in Anspruch genommen, wie man aus meinem Scheckbuch ersehen kann. George, ich sage dir im Vertrauen, Mr. Sedleys Geschäfte gefallen mir nicht. Auch meinem Hauptbuchhalter, Mr. Chopper, wollen sie nicht recht gefallen, und der ist ein alter Fuchs und kennt die Börse wie keiner in London. Hulker und Bullock sind auch mißtrauisch. Ich befürchte, er hat sich auf eigene Gefahr in dumme Sachen eingelassen. Man sagt, die ›Jeune Amélie‹, die von der ›Molasses‹ der Yankees gekapert worden ist, habe ihm gehört. Eins ist klar: Solange ich nicht Amelias zehntausend Pfund gesehen habe, heiratest du sie mir nicht. Ich will nicht in meiner Familie die Tochter eines verkrachten Spekulanten haben. Reich mir mal den Wein, Junge, oder klingle lieber nach dem Kaffee.«
Mit diesen Worten entfaltete Mr. Osborne die Abendzeitung, und George erkannte an diesem Zeichen, daß die Unterredung nun zu Ende sei und daß der Papa ein Schläfchen machen wolle.
In bester Laune rannte er die Treppe hinauf zu Amelia. Wieso war er an jenem Abend so aufmerksam gegen sie wie schon lange nicht, so eifrig, sie zu unterhalten, so zärtlich, so glänzend im Gespräch? Schlug sein großmütiges Herz in der Voraussicht auf kommendes Unglück wärmer für sie? Oder schätzte er seine kleine, liebe Beute höher bei dem Gedanken, sie verlieren zu können?
Viele Tage noch zehrte Amelia von den Erinnerungen an jenen glücklichen Abend, sie entsann sich seiner Worte, seiner Blicke, des Liedes, das er gesungen hatte, seiner Haltung, als er sich über sie beugte oder sie aus der Ferne ansah. Ihr schien noch nie ein Abend in Mr. Osbornes Haus so rasch verstrichen zu sein, und diesmal war das junge Mädchen fast versucht, ärgerlich zu werden, als Mr. Sambo allzufrüh mit ihrem Schal auftauchte.
Am nächsten Morgen kam George und nahm zärtlich von ihr Abschied; dann eilte er in die City, wo er bei Mr. Chopper, dem Hauptbuchhalter seines Vaters, vorsprach. Von diesem Herrn erhielt er ein Dokument, das er bei Hulker und Bullock gegen eine ganze Tasche voll Geld tauschte. Als George das Haus betrat, kam der alte John Sedley gerade mit unglücklicher Miene aus dem Besuchszimmer des Bankiers. Sein Patensohn aber war viel zu froher Stimmung, um die Niedergeschlagenheit des würdigen Börsenmaklers oder die trostlosen Blicke, die der gute alte Herr ihm zuwarf, zu bemerken.
Der junge Bullock war dieses Mal auch nicht, wie in früheren Jahren, lächelnd mit ihm aus dem Besuchszimmer gekommen.
Und als die Tür von Hulker, Bullock und Co. sich hinter Mr. Sedley schloß, winkte Mr. Quill, der Kassierer, dessen angenehme Aufgabe es war, knisternde Banknoten aus einer Schublade zu ziehen und mit einer Kupferschaufel Sovereigns auszuteilen, Mr. Driver, dem Kontoristen am rechten Pulte, zu. Mr. Driver winkte zurück.
»Geht nicht«, flüsterte Mr. Driver.
»Nein, auf keinen Fall«, sagte Mr. Quill. »Mr. George Osborne, wie hätten Sie es gern?«
Und George stopfte sich eifrig eine Anzahl Banknoten in die Tasche und bezahlte Dobbin noch am gleichen Abend fünfzig Pfund in der Offiziersmesse.
Am gleichen Abend schrieb ihm Amelia den zärtlichsten aller langen Briefe. Ihr Herz strömte über vor Zärtlichkeit, aber dennoch ahnte es Böses. Warum sah Mr. Osborne so finster aus? fragte sie. Hatte es zwischen ihm und ihrem Papa Streit gegeben? Ihr armer Papa kam so melancholisch aus der City zurück, daß daheim alle ängstlich wurden – kurz, es waren vier Seiten voller Liebe, Befürchtungen, Hoffnungen und Ahnungen.
»Die arme kleine Emmy – die gute kleine Emmy! Wie liebt sie mich doch«, sagte George, als er den Brief las. »Ach, mein Gott, was für Kopfschmerzen hat mir doch der gemixte Punsch
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