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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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»Hoffentlich bekommt er welchen.«
    »Als General Daguilet in Chatham war, gab ihm Heavytop ein Frühstück und bat mich um einige Flaschen von dem Wein. Dem General schmeckte er ebenso gut; er wollte sogar ein Faß für den Oberbefehlshaber haben. Er ist die rechte Hand Seiner Königlichen Hoheit.«
    »Es ist wirklich verteufelt guter Wein«, sagten die Augenbrauen und sahen schon etwas besser gelaunt aus. George wollte gerade aus dem Wohlbehagen seines Vaters Nutzen ziehen und die Geldfrage aufs Tapet bringen, als der Alte ihn in seinem vorherigen feierlichen Ton, wenn auch nicht ohne Herzlichkeit, bat, zu läuten und Rotwein kommen zu lassen.
    »Und wir wollen sehen, George, ob der so gut ist wie der Madeira, von dem ich Seiner Königlichen Hoheit sicher etwas abgeben werde. Während wir ihn dann trinken, will ich mit dir eine Sache von Wichtigkeit besprechen.«
    Amelia hörte oben nervös die Rotweinglocke läuten. Dieser Klang schien ihr irgendwie mysteriös und ahnungsvoll zu sein. Manche Leute haben stets Ahnungen, und einige davon müssen sich schließlich auch einmal erfüllen.
    »Was ich wissen wollte, George«, sagte der alte Herr, nachdem er sein erstes Glas geleert hatte, »was ich wissen wollte, wie stehst du mit dem – hm – dem kleinen Ding da oben?«
    »Ich denke, Sir, das ist nicht schwer zu sehen«, sagte George mit selbstzufriedenem Grinsen. »Ziemlich klar, Sir – was für ein prächtiger Wein!«
    »Was meinst du mit ziemlich klar?«
    »Hach, zum Henker, dring doch nicht so in mich. Ich bin ein bescheidener Mensch. Ich – nun ja – ich will mich nicht gerade als Herzensbrecher aufspielen, aber ich muß doch zugeben, daß sie so höllisch verliebt in mich ist wie nur möglich. Das sieht doch ein Blinder.«
    »Und du selbst?«
    »Wieso, hast du mir nicht befohlen, sie zu heiraten, und bin ich nicht ein gehorsamer Sohn? Haben nicht unsere Papas die Sache schon vor ewigen Zeiten abgemacht?«
    »Ja, ja, ein schöner Sohn. Habe ich nicht von deinen Machenschaften mit Lord Tarquin, Hauptmann Crawley von der Leibgarde, dem ehrenwerten Mr. Deuceace und Leuten solches Schlages gehört? Nimm dich in acht, Junge, nimm dich in acht!«
    Der alte Herr ließ diese aristokratischen Namen auf der Zunge zerfließen. Sooft er einem großen Namen begegnete, kroch er vor ihm und schmeichelte ihm, wie nur ein frei geborener Brite es fertigbringt. Er ging nach Hause und schlug im Adelskalender nach, um Näheres über ihn zu erfahren; ständig führte er seinen Namen im Munde, prahlte mit Seiner Lordschaft seinen Töchtern gegenüber. Er lag vor ihm auf den Knien und wärmte sich an seinem Anblick wie ein neapolitanischer Bettler an der Sonne. George wurde unruhig, als er die Namen hörte. Er fürchtete, sein Vater könnte von gewissen Spielgeschichten unterrichtet worden sein. Allein der alte Moralist beruhigte ihn, als er heiter sagte:
    »Nun ja, junge Leute sind eben junge Leute. Es tröstet mich, George, daß du in der besten Gesellschaft Englands verkehrst, wie ich hoffe und glaube und wie meine Mittel es dir gestatten.«
    »Ich danke dir, Vater«, sagte George und benutzte den günstigen Augenblick, »aber man kann mit so hohen Personen nicht umsonst verkehren; sieh dir meinen Geldbeutel an.« Bei diesen Worten hielt er seine Börse, ein selbstgearbeitetes Geschenk von Amelia, in die Höhe, die die letzte Pfundnote von Dobbin enthielt.
    »Es soll dir an nichts fehlen, mein Junge, dem Sohn des britischen Kaufmannes soll es an nichts fehlen. Meine Guineen sind so gut wie ihre, George, mein Junge, und ich gebe sie dir gern. Geh morgen, wenn du in die City kommst, bei Mr. Chopper vorbei; er wird was für dich haben. Ich bin nicht kleinlich mit dem Geld, wenn ich weiß, du bist in guter Gesellschaft, weil ich weiß, in guter Gesellschaft kann es nie schiefgehen. Ich bin nicht stolz. Ich bin von niedriger Abstammung, aber du hast in diesem Punkt bedeutende Vorteile. Mache einen guten Gebrauch davon. Misch dich unter den jungen Adel. Es gibt darunter viele, die deiner Guinee keinen Dollar entgegensetzen können, mein Junge. Und was die Weiberhüte betrifft« – hier drang ein schlaues, unangenehmes Blinzeln unter den starken Augenbrauen hervor –, »so sind Burschen nun einmal Burschen. Aber eins mußt du meiden, das sage ich dir, und wenn du das nicht tust, so erhältst du, beim Zeus, von mir keinen Shilling mehr: Ich meine das Spielen.«
    »Oh, natürlich, Sir«, sagte George.
    »Um aber auf die andere

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