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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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begleiten, so mußt Du zum Essen kommen und mir eine Antwort bringen. Leg sie in den dritten Band von »Porteus' Predigten«. Auf jeden Fall aber komm zu Deiner
    R.

    An Miss Eliza Styles
    bei Mr. Barnet, Sattlermeister
    Knightsbridge

    Ich glaube, keiner meiner Leser besitzt so wenig Scharfsinn, um nicht zu merken, daß Miss Eliza Styles (eine alte Schulkameradin, erklärte Rebekka, mit der sie neuerdings in lebhaftem Briefwechsel stand und die die Briefe von dem Sattler abholte) Messingsporen und einen großen gekräuselten Schnurrbart trug und in Wirklichkeit niemand anders war als Hauptmann Rawdon Crawley.

16. Kapitel

Der Brief auf dem Nadelkissen
    Wie ihre Heirat vor sich ging, kann jedermann vollkommen gleichgültig sein. Was kann einen volljährigen Hauptmann und eine mündige junge Dame daran hindern, eine Lizenz zu kaufen und sich in einer Londoner Kirche trauen zu lassen? Wem muß erst gesagt werden, daß eine Frau, die einen Willen hat, ganz gewiß auch einen Weg findet? Ich glaube, man hätte eines Tages, als Miss Sharp weggegangen war, um den Vormittag bei ihrer lieben Freundin Amelia Sedley am Russell Square zu verbringen, beobachten können, daß eine Dame, die ihr sehr ähnlich war, in Begleitung eines Herrn mit gefärbtem Schnurrbart eine Kirche in der City betrat und daß dieser Herr sie nach einer Viertelstunde wieder zu der wartenden Mietskutsche brachte. Es war eine stille Hochzeitsgesellschaft.
    Und wer in aller Welt kann nach den täglichen Erfahrungen bezweifeln, daß ein Mann irgend jemanden heiratet. Wie viele weise und gelehrte Männer haben nicht ihre Köchin geheiratet? Heiratete nicht Lord Eldon 1 , der Vorsichtigste aller Sterblichen, eine Frau, mit der er durchgebrannt war? Hatten sich nicht Achilles 2 und Ajax 3 beide in ihre Mägde verliebt? Können wir dann von einem schwerfälligen Dragoner mit heftigen Begierden und wenig Verstand, der noch nie im Leben seine Leidenschaften bezwungen hatte, erwarten, daß er plötzlich vorsichtig werden und verschmähen würde, jeden Preis für die Befriedigung einer Leidenschaft zu zahlen, die er sich nun einmal in den Kopf gesetzt hatte? Würden die Leute lediglich Vernunftehen schließen – welch ein Hindernis bedeutete das doch für den Bevölkerungszuwachs!
    Meiner Meinung nach war Mr. Rawdons Heirat eine der ehrlichsten Taten, die wir aus dem Leben dieses Herrn – soweit es diese Geschichte betrifft – berichten können. Es wird wohl niemand behaupten, es sei unmännlich, sich von einer Frau fangen zu lassen und, wenn schon gefangen, sie dann auch zu heiraten. Die Bewunderung, das Entzücken, die Leidenschaft, das Erstaunen, das unbegrenzte Vertrauen und die wahnsinnige Anbetung, womit der große Kriegsmann die kleine Rebekka nach und nach betrachtete, waren Gefühle, die zumindest die Damen ihm nicht zur Unehre rechnen werden. Wenn sie sang, so durchbebte jeder Ton seine stumpfe Seele und seine riesige Gestalt. Wenn sie sprach, so bot er alle Geisteskraft auf, um zuzuhören und zu staunen. Wenn sie scherzte, so wälzte er ihre Witze im Kopf hin und her und brach eine halbe Stunde später auf der Straße darüber in Gelächter aus, sehr zum Erstaunen des Reitknechts, der neben ihm im Tilbury 4 saß, oder des Kameraden, mit dem er auf der Rotten Row ritt. Ihre Worte waren Orakelsprüche für ihn; ihr kleinsten Handlungen von unfehlbarer Grazie und Weisheit gekennzeichnet. Wie sie singt, wie sie malt! dachte er. Wie sie in Queen's Crawley die widersetzliche Stute ritt! Auch in vertraulichen Augenblicken sagte er ihr: »Beim Zeus, Beck, du könntest Oberbefehlshaber oder Erzbischof von Canterbury werden, beim Zeus!« Ist er eine Ausnahme? Sehen wir nicht alle Tage manch einen ehrlichen Herkules an den Schürzenbändern seiner Omphale 5 oder manch einen großen, bärtigen Simson im Schoße von Delila 6 liegen?
    Als daher Becky ihm sagte, daß die große Krise nahe und die Zeit zum Handeln gekommen sei, erklärte Rawdon sich ebenso schnell bereit, sich nach ihren Befehlen zu richten, wie er unter dem Befehl seines Obersten seine Truppe zum Kampf geführt hätte. Er brauchte seinen Brief nicht in den dritten Band von Porteus zu legen. Rebekka fand leicht Mittel und Wege, sich ihrer Begleiterin, der Briggs, zu entledigen, und traf ihren treuen Freund tags darauf »am gewohnten Ort«. Sie hatte sich die Sache während der Nacht noch einmal überlegt und teilte Rawdon ihre Entschlüsse mit. Natürlich stimmte er allem zu. Er war völlig

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