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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Ihre Augen irrten zur Decke hinauf, wo wahrscheinlich ein Abhörgerät versteckt war; damit bestätigte sie Sears’ Argwohn, daß eine Frau wie Hannah Bascombe Mittel besaß, ihre Sekretärin zu belauschen, wenn sie es wünschte — vermutlich übrigens auch das ganze Haus und alle Mitarbeiter.
    Sears’ Stimme wurde unpersönlich und besänftigend. «Ich bitte Sie, ihr eine Nachricht von mir hineinzubringen. Was riskieren Sie damit? Es steht Ihnen frei, Ihren Argwohn zu äußern und ihr zu raten, mich abzuweisen. Sie hat die Wahl, Ihren Rat anzunehmen oder auf die eigene Neugier zu hören und mich vorzulassen. So oder so wird sie selbst die letzte Entscheidung treffen. Schicken Sie mich jedoch weg, werden Sie manches — wenn nicht alles — verlieren. Wägen Sie es ab, Miss Adams — es ist wirklich das Vernünftigste.»
    Sie hatte die horngefaßte Brille wieder aufgesetzt und irgendwie die Stellung ihres zu schlanken Körpers im Sessel verändert, so daß die Frau zurücktrat und nun die Sekretärin im Vordergrund stand. Sie senkte den Kopf über Block und Bleistift, so daß er den Ausdruck ihres Gesichts nicht mehr sehen konnte, und fragte mit einer flachen, unbewegten Stimme: «Welche Nachricht wünschen Sie Miss Bascombe mitzuteilen?»
    Sears wiederholte: «Sagen Sie ihr, ich sei fest überzeugt, ihr zu dem verhelfen zu können, was sie sich am meisten wünscht.»
    Er hörte das leise Geräusch des Bleistifts, der die Notiz aufschrieb. Das Mädchen erhob sich, das Stück Papier in der Hand, und verließ das Zimmer durch eine kleine Tür, die sich in der getäfelten Wand hinter ihrem Schreibtisch öffnete. Sears fühlte sich erschöpft und ausgedörrt; er wünschte, er hätte etwas zu trinken, doch es war nirgends eine Karaffe zu sehen, und er redete sich selber zu: Kümmre dich nicht um den Durst. Jetzt geht es ums Ganze, mein Junge. Reiß dich zusammen. Das Mädchen hast du schon geschlagen. Nun wird nicht mehr um Erdnüsse gespielt.
    Fünf Minuten später öffnete sich die Tür, und Clary Adams kam zurück. Sie war jetzt imstande, ihm so kühl und unpersönlich ins Gesicht zu schauen, als ob der zähe Kampf vor wenigen Minuten überhaupt nicht zwischen ihnen stattgefunden hätte. Sie befand sich wieder auf völlig festem Boden als Hannah Bascombes Maschine, die ihre Befehle ausführte und tat, was ihr geheißen wurde.
    Sie sagte zu Joe Sears: «Miss Bascombe hat mir mitgeteilt, sie sei im Augenblick besonders interessiert, die Eisenbahnen von Seattle, Oregon und die North Pacific zu erwerben, außerdem als Zubringer die Alaska- und die Orient-Dampfschiffahrtsgesellschaft. Wenn Sie wegen einer dieser Gesellschaften gekommen sind oder wenn Ihr Besuch etwas mit Miss Bascombes Wunsch, sie zu kaufen, zu tun hat, ist sie bereit, Sie zu sprechen.»
    Sears bemühte sich, den Triumph, der sich bei den Worten: «Ist sie bereit, Sie zu sprechen», über sein Gesicht verbreiten wollte, zu unterdrücken. Er dachte: Ich hab’s geschafft. Wenn ich erst bei ihr drin bin, werde ich das Gespräch schon auf das bringen, weshalb ich gekommen bin.
    Doch er antwortete nicht. Irgend etwas warnte ihn, daß es zu leicht gewesen sei; solche Dinge gingen nie so glatt, ohne jeden Haken. In Hannahs Antwort war irgendwo eine Falle eingebaut. Man mußte seine eigenen kümmerlichen Vorstellungen vergessen, wenn man mit den Großen dieser Erde spielen wollte.
    In einer blitzhaften Erkenntnis, gepaart mit seinem impulsiven Spielerinstinkt, wußte er plötzlich genau, was er zu tun hatte:
    Er stand auf, schob seinen Sessel zurück, glättete seinen Anzug und tat all die kleinen Dinge, die ein Mann tut, wenn er sich verabschieden will, und sagte: «Ich danke Ihnen sehr. Ich nehme an, das wäre dann alles. Sie sind überaus freundlich gewesen.»
    Clary Adams war sichtlich verblüfft; es zeigte sich an den Augen, die in dem blassen, leuchtenden Gesicht größer wurden. Das war alles andere als das, was sie erwartet hatte. «Sie wollen Miss Bascombes Aufforderung nicht nachkommen?»
    «Wissen Sie», erwiderte Joe Sears, «ich lasse mir nicht gern etwas vormachen. Ich bin wegen eines legitimen Geschäfts hier erschienen und habe in gutem Glauben gehandelt. Aber ich möchte mich wirklich nicht gern irreführen lassen. Die Angelegenheiten in Seattle, Oregon und mit der North Pacific sind nicht Miss Bascombes größter Wunsch. Von dieser Fusion weiß ich nichts, und sie interessiert mich auch nicht im geringsten ; deshalb kann ich dabei auch in

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