Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
sie ihm dann überhaupt zu?
    Plötzlich ging ihm auf, wie das Leben eines Menschen sein mußte, der die Last der Verantwortung trug, den einzigen Weg zu einer Frau wie Hannah Bascombe zu bilden. Der Lohn würde hoch sein, aber man würde nie einen Fehler dulden. In einem weit ausgedehnten Finanzreich wie dem Hannahs konnten Irrtümer zu Katastrophen mit weltweiten Auswirkungen führen.
    Deshalb konnte es sich Miss Adams wirklich kaum leisten, ein Risiko einzugehen. Ihre Aufgabe war es, die Besucher sämtlich zu sieben, zu analysieren und zu taxieren. Diese Stellung verlangte konzentrierte und unwandelbare Loyalität. Er fragte sich, wie man solche Ergebenheit belohnen mochte und welches Geheimnis hinter der Beziehung zwischen den beiden Frauen stecken mochte. Doch er schob den Gedanken beiseite, um sich später mit ihm zu beschäftigen.
    «Ich habe mit Hannah Bascombe zu verhandeln. Darf ich Sie bitten, ihr eine Nachricht zu überbringen?»
    «Und welcher Art ist diese Nachricht?» fragte sie.
    Nun’ war sie es, die ihn studierte und nach irgendeinem Zeichen suchte, daß sie sich vielleicht getäuscht habe und er doch wegen eines rechtmäßigen Geschäfts gekommen sei. Seine Augen standen weit auseinander. Sie waren grau, ein wenig Gelb darin, wie die Augen eines Luchses. Die Stirn zeigte Intelligenz, der Mund Unbesonnenheit, und das Kinn schien ihr für eine Neigung zu Grausamkeit und Halsstarrigkeit zu sprechen.
    Ihr Blick begegnete dem seinen. In seinen Augen spiegelte sich die Veränderung wider, die in ihm vorgegangen war, seit er das Zimmer betreten hatte; und sie erschrak über diesen Ausdruck, denn sie wurde sich seiner aggressiven Männlichkeit bewußt, des Vertrauens in seine Fähigkeiten als Mann, das sie beunruhigte.
    Sein offener anerkennender Blick, der voll auf sie gerichtet war, ließ keinen Zweifel an seiner Überzeugung, daß er mit der Seite von ihr, die bisher ihre stärkste Waffe gewesen war, fertig werden könne. Sie hatten höfliche Sätze ausgetauscht, die Präliminarien zu einer geschäftlichen Unterredung, und nun begriff Clary zum erstenmal, daß sie sich in einem Kampf befand. Sie hatte seinen ersten Angriff abgeschlagen und ihn in die Verteidigung gedrängt. Doch jetzt sah sie, daß er sie nicht mehr fürchtete, nicht einmal ihren gefährlichen Reiz auf die Sinne. Die meisten Männer wurden unsicher und zogen sich vor der Herausforderung zurück. Sie entschloß sich, ihn noch rascher zu verabschieden, als sie geplant hatte, denn er besaß das gute Aussehen und die schlaue Erwartung des räuberischen und hemmungslosen Männchens. Clary Adams hatte sich vor langer Zeit klargemacht, daß es in dieser Hinsicht keinerlei Kompromiß geben könne. Sie war nicht an Männern, Romantik, sexueller Erfüllung oder Liebe interessiert.
    Sears spürte die leichte Positionsverschiebung und dachte bei sich: Das ist besser. Das ist sehr viel besser als Komplimente oder Drumherumreden, um Zeit zu gewinnen. Mädchen, nun weißt du wenigstens, wer in dieser Abteilung der Boß wäre...
    Laut sagte er: «Es ist wirklich ganz einfach. Wollen Sie so freundlich sein, Miss Bascombe meine Karte hineinzubringen und ihr zu sagen, ich sei überzeugt, ihr das eine geben zu können, was sie sich mehr wünscht als alles andere auf dieser Welt?»
    «Soll das ein Scherz sein, Mr. Sears?»
    «Nein, Miss Adams, es ist mein Ernst.»
    Sie war bestürzt über seine Unverschämtheit; wenn sie auch viele sehr sonderbare und dreiste Versuche erlebt hatte, das Ohr Hannah Bascombes zu erreichen, etwas Ähnliches wie dies hatte sie noch nicht gehört. Doch noch mehr verwirrte sie die Frage, die seine Worte heraufbeschworen. Was meinte er damit: Nur sie, Clary Adams, die seit ihrem siebzehnten Lebensjahr mit Hannah Bascombe vertraut war — zehn Jahre waren es nun — kannte die Wahrheit und wußte, daß unter dem scheinbar exzentrischen Trotz gegen die Regierung und den Erklärungen vor der Presse eine schreckliche und echte Angst lag, die fixe Idee, den Todesengel besiegen zu müssen.
    Hatte dieser Mann, dieser Fremde, den sie für einen Scharlatan hielt, das erraten? Wenn ja, dann war er hundertmal gefährlicher. Aber das konnte nicht sein, denn dann war sein Vorschlag ganz offensichtlich lächerlich. Sie sagte: «Mr. Sears, Sie erwarten doch gewiß nicht, daß ich Miss Bascombe eine so absurde Nachricht überbringe?»
    «Ich hoffe, daß Sie es doch tun, Miss

Weitere Kostenlose Bücher