Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
Adams.»
    Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. «Warum in aller Welt sollte ich das tun?»
    «Weil es ja», sagte Sears, «möglicherweise wahr sein könnte.»
    «Tut mir leid, Mr. Sears», erwiderte sie. «Sie müssen sich wirklich schon etwas Besseres einfallen lassen. Wir beschäftigen uns hier nicht mit Rätseln. Wenn Sie meinen, Sie hätten etwas, was Miss Bascombe interessieren könnte, dann wäre es wohl richtiger, Sie sagten es mir. Dann werde ich entscheiden, ob es lohnt, daß man es ihr vorträgt.»
    Selbstsicher, Veilchenauge, dachte Joe Sears. Zu selbstsicher. Und dabei bist du es eigentlich gar nicht. Ich habe gesehen, wie dein Finger zum Klingelknopf fuhr und zurückwich. Du bist lange nicht so sicher, wie du tust. Wovor fürchtest du dich denn?
    Gelassen entgegnete er: «Wenn es Sie beträfe, Miss Adams, würde ich das tun. Doch da es eine völlig vertrauliche Angelegenheit ist, ausschließlich für Miss Bascombe bestimmt, wäre es eine Beleidigung für sie und ein schlechter Dienst, wenn ich es mit — Sie werden verzeihen — Ihnen oder irgendeinem anderen besprechen würde.»
    Honig war zwar eine bessere Falle, doch man hatte es schon erlebt, daß Fliegen auch in die Essigflasche fielen. Er wollte feststellen, was geschah und wie sie aussah, wenn sie ärgerlich wurde. Der Ärger zeigte sich in einer Verhärtung des vollen Mundes und zwei roten Flecken, der ersten Farbe auf ihren blassen Wangen. Einer ihrer langen schlanken Finger tastete zum Klingelknopf.
    Sie sagte: «Wie Sie meinen, Mr. Sears. Damit ist das Gespräch beendet. Natürlich muß ich es ablehnen, Ihre lächerliche Nachricht zu...»
    «Tun Sie es nicht», warnte Sears. «Sie würden es bedauern. Wenn es Miss Bascombe je zu Ohren kommen sollte, was Sie an ihrer Tür abgewiesen haben, wird sie es Ihnen niemals verzeihen.»
    Er sah, wie ein verblüffter Ausdruck auf ihr Gesicht trat, ehe sie es zu maskieren vermochte. Ihre Hand, die sich der Klingel näherte, begann zu zittern. Als sie ihn wieder anschaute, schienen ihre Augen eine seltsame Verwandlung durchgemacht zu haben. Die Herausforderung darin, die Verachtung für ihn, der Spott und das intelligent Forschende waren verdeckt. Obwohl sie sagte: «Ich habe es nicht gern, Mr. Sears, wenn man mir droht», hatte er den Eindruck, daß keine Überzeugung hinter den Worten stand; und sie machte auch keinen Versuch mehr, auf den Elfenbeinknopf zu drücken.

6

    Denn mir ist gesagt, daß er listig ist.
    I. SAMUEL 23, 22

    Nachher erinnerte sich Joe Sears, daß es eine Stimme in seinem Innern gewesen war, die wie im Theater nach der Pause rief:
    Dann sah er sie wie eine Gestalt aus einem Theaterstück über die Bühne gehen. All das, was er geargwöhnt, vermutet und erraten hatte, trat jetzt aus den Ablagemappen seines Geistes hervor, und er erkannte sie als den Menschen, der sie war, ihre Stellung im Hause Bascombe, ihre Schwächen ebenso wie ihre Stärke und das, was sie am allermeisten fürchtete. Es war ganz einfach. Sie hatte Angst, ihre Stellung zu verlieren.
    «Aber nein», sagte Sears und verspürte sogar einen Augenblick Mitleid mit ihr. «Ich wollte Ihnen nicht drohen. Ich wünschte nur, Sie verständen, wieviel hier auf dem Spiel steht. Vielleicht beginnen wir noch einmal von vorn. Darf ich Ihnen erklären, wie ich die Angelegenheit betrachte?»
    Die einlenkende Freundlichkeit in seiner Stimme und Haltung ermöglichte es ihr, nachzugeben. Es war, als hätte er ihr eine Rückzugsstraße frei gemacht, eine Gelegenheit, ihre Kräfte zu sammeln und sich zu überwinden, denn das Glück der Schlacht hatte sich gewendet, und sie wußte, daß ihr der rasche Triumph irgendwie entrissen worden war und sich in eine Niederlage verwandelt hatte.
    «Sehen Sie, Miss Adams», sagte er ruhig, «wenn Sie vielleicht auch das Schlimmste argwöhnen, wissen Sie doch eigentlich gar nicht, wer oder was ich bin oder was ich zu verkaufen habe — oder wenn Sie wollen: zu verschenken, anzubieten oder zu verhandeln. Und ehe Sie das nicht genau wissen, wäre es vielleicht nicht klug, mich hinauszuwerfen. Denn wenn Hannah Bascombe später erfahren sollte, weshalb ich gekommen bin und daß Sie mich abgewiesen haben...» Als Abschluß des Satzes ließ er die Hand über die Kehle gleiten und setzte dann klugerweise hinzu: «Nach allem, was ich weiß, hat sich Miss Bascombe bereits einiges von dem, was hier gesprochen wurde, angehört.»
    Clarys Blick verriet sie.

Weitere Kostenlose Bücher