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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Nähe des Walles, der das Getreidefeld von den Sonnenblumen trennt ,, der schmächtige Knabe und der Riese, der mehr als neun Fuß maß...»
    Joe Sears sagte zynisch: «Und das glauben Sie?»
    Dr. Levi wandte ihm gelassen den Blick zu und erwiderte: «Sie nicht? Sie waren es doch selbst, der Ben-Isaak darauf hinwies, daß die Legende von den Riesen der Genesis durch die Entdeckung von Resten gigantischer Menschen bestätigt worden sei. — Wir sind hier dem Tal Rephaim ganz nahe, der Heimat der ursprünglichen Riesen des Philisterlandes. Goliath war zweifellos eine atavistische Rückkehr zu diesem Typ.» Er zwinkerte. «Die Philister müssen ihn wie einen Panzer eingesetzt haben. Nichts konnte ihn aufhalten als ein Stein, geschleudert mit der Kraft des niemals wankenden Glaubens.» Er hielt inne, sah Hannah an und fragte: «Sollen wir weiterfahren?»
    Zum erstenmal bestand sie nicht darauf und antwortete auch nicht, sondern schaute unentwegt in das Tal hinab, als ob ihre Augen den Bronzepanzer Goliaths in der Sonne schimmern sähen und David, wie er die Schleuder über dem Kopf wirbelte.
    Schließlich sagte sie: «Ich möchte diese Geschichte noch einmal hören.»
    Dr. Levi fragte: «Erinnerst du dich, Ben-Isaak?»
    Der Junge, in Khakishorts, Uniformhemd mit kurzen Ärmeln, die Schirmmütze schief auf dem Kopf, stand ein Stück von dem Felsen entfernt, maß die Höhen und Hänge mit dem Blick des Soldaten, während seine Gedanken zu den Tagen von Saul und David zurückkehrten; er wog die militärische Stellung der beiden Seiten gegeneinander ab und überlegte, was er getan hätte, wenn er damals hier gewesen wäre.
    Er begann aus dem Buch Samuel zu sprechen: «Da trat hervor aus den Lagern der Philister ein Riese mit Namen Goliath von Gath, sechs Ellen und eine Handbreit hoch...»
    Vers um Vers rollte von seinen Lippen, als er die älteste Schlachtgeschichte nacherzählte, die vom Sieg der Schwachen über die Starken bekannt ist.
    Und als er bei Davids klingenden Worten war: «Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, das du gehöhnt hast», riß er Hannah so sehr mit sich fort, daß sie zum erstenmal, seit sie in Israel war, nicht mehr an die Dringlichkeit ihrer Pilgerfahrt dachte.
    Ben-Isaak rief: «Heutigentages wird dich der Herr in meine Hand überantworten, daß ich dich schlage und nehme dein Haupt von dir.» Und in diesem Augenblick glaubte er, selber David zu sein; und so sah ihn auch Hannah, den jungen, wiedergeborenen David, seine Gestalt, seine Stimme, seinen Glauben und seine Tapferkeit.
    Einen Augenblick lang hatte sie eine Vision vom Glanz der Rüstung des Glaubens an Gott, die die Panzer der Philister überstrahlte. Sie wurde vom Mysterium des Landes, des Jungen und des aufsteigenden Geistes der Verse ergriffen. Zum erstenmal wurde sie sich undeutlich und zu ihrem Unbehagen bewußt, daß in der Vergangenheit ihre eigene Einstellung zum Gott ihrer Väter voller Dürre gewesen war; er war nichts als ein Name, ein Wort, schwarz auf weißes Papier gedruckt und eingeschlossen zwischen die Deckel eines Buches, doch hier schien man ihn für eine lebendige Kraft zu halten.
    Joe Sears sagte: «Wir wollten doch zum Essen in Lydda sein — oder nicht?»
    Der Zauber war gebrochen. Sie kehrten zu den Fahrzeugen zurück und fuhren weiter.
    Als sie später die Strecke nach Betschean vor sich hatten und durch das Tal Esdralon oder Jesreel und durch die Gegend von Meggido kamen, wo die Schlachten Israels aus dem Alten Testament wieder lebendig wurden, betrachtete Hannah den Boden, der einmal rot wie Umbra gewesen war, getränkt vom Blut der Philister, Kanaaniter, Ägypter und der Kinder Israel.
    Hier mischte sich das Alte mit dem Neuen. Im Dorf standen die sauberen Häuser der Siedlung, die blumenumgebenen Bungalows, die Gärten und frisch gestrichenen Villen; nach Westen zu erhob sich der: große Erdhügel, und wo die Gebeine von den Ausgrabungen freigelegt“ worden waren, blickten sie auf die Reste der Mauern, an denen diel nackten, kopflosen Leichen des großen Saul und seiner hingeschlachteten Söhne gehangen hatten, um die Grausamkeit ihrer siegreichen Feinde zu befriedigen.
    Hier in Betschean, dem heutigen Betsan, trafen auch zum erstenmal; auf ihrer Reise das Alte und das Neue Testament zusammen. Als sie. vom Hügel der begrabenen Zitadelle zurückkehrten, sagte Dr. Levil plötzlich: «Hierher kam Jesus einmal. Er heilte

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