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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Barzillai, das er auf den Block warf. Er stand da und hielt die Frucht vom Baum des Lebens in der rechten Hand. Ihm gegenüber materialisierte sich nun Hannah. Sie hatte einen großen Geldsack mit dem Dollarzeichen darauf in der Hand.
    «Begriffen?» sagte Joe Sears und bemerkte, daß es das erste Wort war, daß er seit seinem Eintritt gesprochen hatte; alles andere war Gebärdenspiel gewesen.
    Alle beobachteten ihn. Er hatte die Zeichnung auf den Boden gelegt, damit sie jeder sehen konnte. Mit absichtlich langsamen Bewegungen nahm er den Bleistift und schrieb auf den leeren Platz neben dem Geldsack: «50 000 $.»
    Weshalb sollte er sich wie ein Gimpel benehmen. Für diese Leute waren fünfzigtausend bestimmt eine Masse Geld. Und er kannte seine Hannah Bascombe: je billiger sie es bekam, desto dankbarer würde sie sich ihm gegenüber zeigen. Vielleicht gab sie ihm dann sogar einen Vorschuß für die fünfjährige Wartezeit, während sie feststellte, ob das Zeug wirkte oder nicht. Wenn erst der Himmel die Grenze war, schien es immer klug, niedrig anzufangen.
    Zu niedrig, stellte er fest — es kam keine Reaktion. Sie starrten auf den Block mit der Zeichnung, ein paar tauschten einen Blick aus, doch keiner sagte etwas. Gefesselt war sein Publikum indes immer noch. Mit der gleichen bewußten Langsamkeit radierte er die «50 000 $» weg und setzte statt dessen : «100 000».
    «Verdoppelt», sagte er, als ob sie ihn verstehen könnten.
    Die Blicke wurden jetzt verständnisloser und das Schweigen lastender.
    «Noch nicht genug?» sagte er. «In Ordnung. Verdoppeln wir noch einmal.»
    Anscheinend gelang es ihm nicht, durchzubrechen, und er spürte, wie er nervös wurde. Er sagte: «In Ordnung, in Ordnung. Ich habe ja nur gefragt. Wie wäre es damit?» Er setzte «500 000 $» ein. Was waren denn das für Burschen? Wenn sie doch wenigstens blinzeln oder sich abwenden oder den Kopf schütteln wollten — oder wenn sie sagen würden:
    Schön, er hatte ja gleich gewußt, daß es teuer werden würde; und Hannah wußte es vermutlich auch. Er hatte das Papier neben dem Geldsack fast durchradiert, außerdem brauchte er jetzt Platz für große Zahlen. Er schaute Barzillai ins Gesicht und sagte: «Also in Ordnung, wir hören auf mit der Spielerei und kommen zur Sache. Sie sagen mir einfach, wann ich aufhören soll. Die kleine Dame besitzt alle Kokosnüsse der Welt!» Damit schrieb er «eine Million» unter den Sack.
    Diesmal schien es ihm, als sähe er die erste leise Spur eines Lächelns in Barzillais Gesicht zurückkehren, denn er ertappte ihn dabei, wie er einen Blick mit Amalkeh wechselte. Er ließ die Million ihre Wirkung tun, dann änderte er die «1» in eine «2» und redete dabei: «Das ist ein faires Angebot, nicht wahr? Sie bekommt das Zeug, und ihr steckt zwei Millionen ein.»
    Die Ältesten begannen sich in ihrer Sprache zu unterhalten, doch Sears entdeckte kein Zeichen dafür, daß sie einverstanden waren.
    Der Gedanke, was für ihn auf dem Spiel stand, kam ihm wieder, traf ihn mit voller Wucht und riß an seinen Nerven. Nun wurde er allmählich zornig. Aber, zum Teufel, es war ja nicht sein Geld, es, gehörte Hannah. Er schrieb «fünf Millionen».
    Nun geschah etwas Seltsames, denn Barzillai lächelte Sears unge mein liebenswürdig und verständnisvoll zu, legte seine schmale braune Hand über die des Amerikaners, die den Bleistift führte, so, als ob er sie hindern wolle weiterzuschreiben, und schüttelte langsam verneinend den Kopf.
    Sears schob die Hand zurück und murrte: «Unsinn! Wie lange es mit den Zahlen weitergeht, bestimme ich. Ihr habt nur zu sagen, wann ihr weich seid.»
    Doch bei «zehn Millionen» versagten ihm die Nerven. Den Mund verzerrt vor Bitterkeit, sprang er auf und schrie unbeherrscht:
    «Was ist los mit euch Eseln? Versteht ihr überhaupt nichts von Geld? Wißt ihr nicht, was zehn Millionen Dollar sind? Was wollt ihr denn noch? Zwanzig? Fünfundzwanzig? Fünfzig? Sie hat’s. Sie wird’s gern zahlen. Bar auf den Tisch. Weshalb seht ihr mich so an? Ihr wißt genau, was Geld ist! Ihr werdet reich sein, jeder einzelne von euch in diesem hübschen Dorf. Otto, dem Gerber unten im Dorf, kaufen wir einen funkelnagelneuen Platinschaber, mit Diamanten eingelegt, damit er seinen Feuerstein wegwerfen, und einen schweren Wagen, in dem er zur Arbeit fahren kann. Braucht ihr etwa keine emaillierten Kühlschränke,

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