Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
stehen blieb und seine Pistole auf ihn richtete. Jake beachtete ihn nicht. Er hatte keine Angst. Das Einzige, das ihn im Moment beschäftigte, war der Name des Mannes mit dem Hut.
Der zweite Verfolger ließ sich aus dem Sattel gleiten und trat ohne Eile auf Jake zu, das Gesicht immer noch von der breiten Krempe verborgen.
»Du bist es …«, flüsterte Jake mit bebender Stimme.
Da nahm der andere den Hut ab. Er hatte die falsche Nase, einen anderen Mund, und die Augen passten ebenfalls nicht. Es war nicht sein Bruder, ganz und gar nicht. Die Erkenntnis traf Jake wie ein Schmiedehammer.
Wortlos zog sein Gegenüber eine Pistole und zielte auf Jake.
»Ich habe doch gesagt, dass wir das Atomium mitnehmen«, erklärte der Leopard süffisant. »Henrik, würdest du bitte ein wenig nachhelfen?«
Henrik drückte Jake den Lauf der Pistole auf die Brust.
Die anderen drei Geschichtshüter konnten nur tatenlos zusehen, wie Jake die beiden Fläschchen aus der Westentasche zog und sie übergab.
Henrik reichte sie an den Leoparden weiter, der sie sorgsam im Futteral des kleinen Holzkistchens verstaute. »Endlich sind wir im Geschäft«, sagte er und verneigte sich. Henrik setzte seinen Hut wieder auf und stieg aufs Pferd.
Ein markerschütternder Schrei zerriss die Nacht. »Neeeiiin!«, brüllte Caspar und stürzte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf den Leoparden. »Dazu habt Ihr kein Recht!«
Es folgte ein Knall, so dicht neben Jakes Ohr, dass er ein paar Sekunden lang taub war. Niemand rührte sich. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Rauch aus einem Pistolenlauf aufstieg. Aus Caspars Mund kam ein Stöhnen, und er taumelte. Die Augen weit aufgerissen, presste er sich eine Hand auf den Bauch. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Seine Knie gaben nach, dann stürzte er ins Wasser.
»Caspar!«, brüllte Jake. Er wollte gerade hinterherspringen, da sah er, wie Henrik seine Pistole auf ihn richtete.
»Töten wir sie?«, fragte Henrik.
Der Leopard blickte zu dem Linienschiff hinüber, das neben der Tulpe lag, und runzelte die Stirn. Ein Trupp Soldaten kam, aufgeschreckt von dem Schuss, mit trampelnden Stiefeln die Planke zum Kai heruntergelaufen. »Keine Zeit mehr«, sagte er. »Wir haben bereits, was wir brauchen.« Die beiden wendeten ihre Pferde und galoppierten davon.
Jake rannte zum Rand des Kais, doch Nathan hielt ihn zurück.
»Du bleibst, wo du bist«, schnaubte er wütend. »Du hast schon genug Schaden angerichtet.«
Totenblass sah Jake zu, wie Nathan kopfüber ins eiskalte Wasser sprang. Prustend kam er wieder hoch, und nach ein paar Kraulzügen hatte er Caspar erreicht.
Der Atem des Schweden ging stoßweise. Mit steifen Armen versuchte er, Schwimmbewegungen zu machen. Die Beine konnte er wegen der Kälte schon nicht mehr bewegen.
Jake drehte den Kopf und beobachtete, wie der Mann, der nicht sein Bruder war, irgendwo hinter dem Hafengelände außer Sicht verschwand.
Charlie kam herbeigerannt. »Hilf mir, Jake! Uns bleibt noch etwa eine Minute, dann verlieren wir Caspar«, rief er.
Mit Caspar im Schlepptau erreichte Nathan den Steg. Er übergab den Schweden an die beiden anderen und kletterte schlotternd aus dem Wasser.
Verzweifelt versuchten Jake und Charlie, den fetten Caspar zu bergen, aber es war unmöglich. Der Junge war inzwischen bewusstlos und wog ungefähr eine Tonne. Erst als die Soldaten vom Schiff sie erreichten und mithalfen, schafften sie es.
Charlie kniete sich neben Caspar, legte ihm die Hände auf die Brust und begann rhythmisch zu pressen. Nach jedem fünften Mal legte er ihm die Lippen auf den Mund und blies Luft in seine Lunge. Er machte eine ganze Weile so weiter, doch nichts geschah.
Jake kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Endlich begann Caspar zu husten. Er riss die Augen auf und erbrach jede Menge Wasser. Wenigstens war er wieder bei Bewusstsein, wenn auch nur halb.
Charlie inspizierte die Schusswunde. Er sah die Einschussstelle an der linken Leiste und tastete Caspars Rücken ab. Da: ein glatter Durchschuss. Die Adern, die sich im eisigen Wasser zusammengezogen hatten, öffneten sich bereits wieder, und das Blut begann zu sprudeln. Charlie wandte sich den Soldaten zu. »Gibt es eine Krankenstation an Bord?«, fragte er. »Har ni ett sjukhus?« , wiederholte er.
Die Soldaten nickten. Gemeinsam hoben sie Caspar auf und trugen ihn die Planke hinauf.
Die Decke der Krankenstation war so niedrig, dass sie kaum aufrecht stehen konnten, und die Station so klein, dass
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