Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
teuflischen Prinzen Zeldt davon abhalten, Europa mit der Beulenpest zu entvölkern. Beides gelang, doch die rätselhafte und wunderschöne junge Topaz, in die Jake sich verguckt hatte, hatten sie zurücklassen müssen.
Und noch etwas Unglaubliches war geschehen: Jake hatte erfahren, dass sein Bruder Philip, der angeblich vor drei Jahren bei einem Kletterunfall in den Pyrenäen ums Leben gekommen war, ebenfalls den Geschichtshütern angehört hatte. Es bestand sogar eine, wenn auch winzig kleine Chance, dass er noch am Leben war – irgendwo, in irgendeinem Jahrhundert.
Und jetzt befand Jake sich bereits mitten in seinem zweiten Einsatz. Zugegeben, dass er mitkommen durfte, war eher ein glücklicher Zufall. So gut wie alle, die sich im Moment am Nullpunkt aufhielten, hatten sich wegen einer verdorbenen Muschelsuppe eine mittelschwere Fischvergiftung zugezogen. Außerdem war der Einsatz nicht gefährlich. Andernfalls hätten sie Jake niemals mitgenommen, er war immerhin noch ein Neuling. Doch jetzt stand Jake auf dem Deck der Tulpe und reiste ins Skandinavien des achtzehnten Jahrhunderts, um eine Lieferung Atomium abzuholen – jener kostbaren Flüssigkeit, die Zeitreisen überhaupt erst ermöglichte.
»Wen treffen wir hier eigentlich?«, fragte Jake und versuchte, die Nervosität in seiner Stimme zu verbergen.
»Caspar Isaksen der Dritte.« Charlie zuckte die Achseln. »Hab ihn nie kennengelernt, aber er ist so alt wie wir, glaub ich. Für seinen Vater hab ich mal Kürbis-Tajine gekocht. Er sagte, er würde noch auf seinem Sterbebett an den exzellenten Geschmack zurückdenken.« Charlie war ein leidenschaftlicher Koch und seit einem unschönen Erlebnis in der Küche des französischen Kaiserhofs überzeugter Vegetarier.
» Ich kenne ihn«, erklärte Nathan mit einem Augenrollen. »Bin ihm schon zweimal begegnet. Er ist kaum zu übersehen. Stopft die ganze Zeit Süßspeisen in sich hinein, als würden sie morgen per Dekret verboten werden, und er niest in einer Tour.«
»Und was haben die Isaksens mit Atomium zu tun?«, hakte Jake nach. Auf seinem ersten Einsatz hatte er einiges über die Substanz erfahren. Um zu einem bestimmten Datum zu gelangen, mussten die Agenten eine exakt abgestimmte Atomium-Tinktur zu sich nehmen. Dann ging es per Schiff zu einem der Horizontpunkte, einer Art magnetischem Mahlstrom auf dem offenen Meer. Nicht jeder konnte durch die Zeit reisen. Die Fähigkeit wurde vererbt. Die Geschichtshüter nannten sie »Tatkraft«. Um den Lauf der Geschichte zu wahren, waren sie auf Gedeih und Verderb auf das Atomium angewiesen. Ihre Aufgabe war, die Vergangenheit vor finsteren Mächten zu schützen, die versuchten, das Zeitgefüge zu zerstören und die Welt ins Chaos zu stürzen.
»Ohne die Isaksens kein Atomium«, antwortete Charlie. »Die Familie stellt es nun schon seit über zweihundert Jahren her. Eine nicht gerade leichte Aufgabe. Die Zutaten, die nur einer Handvoll Geheimnisträger bekannt sind, müssen jahrelang veredelt …«
»Jahrzehntelang, mein Freund«, warf Nathan ein.
»Richtig«, fuhr Charlie fort, »und dann bei beträchtlichen Minusgraden verarbeitet werden. Deshalb hat Sejanus Poppoloe, der Gründer der Geschichtshüter, das Labor in Nordschweden eingerichtet. Dann übergab er es an Frederik Isaksen. Bis zum heutigen Tag stammt jede Unze Atomium, die je an eines der Büros auf dem Globus ausgeliefert wurde, aus Isaksens Labor.«
»Und warum treffen wir uns in Stockholm und nicht in seinem Labor?«, fragte Jake weiter.
»Oh Mann«, stöhnte Charlie. »Du musst wirklich noch eine Menge lernen. Niemand betritt je das Labor. Wir wissen nicht mal, wo es ist. Selbst Kommandantin Goethe weiß es nicht.«
Jake schaute ihn verblüfft an. Wenn jemand wissen konnte, wo sich das Labor befand, dann Galliana Goethe, die seit drei Jahren die Kommandantin der Geschichtshüter war.
»Noch ein Geheimnis, das die Isaksens für sich behalten und nur innerhalb der Familie weitergeben«, sprach Charlie weiter. »Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn die falschen Leute erfahren, wo es ist? Weltuntergang im Quadrat!«
»Es gibt so eine Legende«, mischte Nathan sich erneut ein, »dass es im Inneren eines Berges liegt, in den man nur durch eine verborgene Kalksteinhöhle gelangt.«
»Wie dem auch sei«, schloss Charlie seinen Vortrag, »sobald das Atomium fertig ist, überbringt ein Familienmitglied die Lieferung an einen zuvor festgelegten Ort. Und nachdem Caspar Isaksen
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