Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
schrillen Aufschrei der Menge.
Ohne nachzudenken, rannte Jake los und durch eine der offenen Startboxen hinaus auf die Rennbahn. Der Boden unter seinen Füßen bebte. Er schaute nach links und rechts und blieb unter den verwunderten Blicken einiger Senatoren, die unterhalb der goldenen Eier saßen, unentschlossen stehen. Da fiel ihm ein, was er zu tun hatte. Jake machte kehrt und lief zurück zu den Stallungen. Eins der Pferde dort war bereits gesattelt und kaute an seinem Heu. An den verblüfften Bediensteten des Circus vorbei rannte Jake zu der Box, riss einem der Stallgehilfen die Peitsche aus der Hand und schwang sich auf den Rücken des Pferds. Die Instrukteure brüllten ihn aufgebracht an, aber Jake beachtete sie nicht und gab seinem Pferd die Sporen, preschte aus dem Startbereich hinaus auf die Rennbahn und folgte der Staubwolke, die die Streitwagen hinterließen. Tief geduckt peitschte er sein Reittier im gestreckten Galopp vorwärts und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Sein Plan war gewesen, sich ins Rennen zu stürzen und irgendwie die Wagen aufzuhalten. Bloß wie?
Jakes Pferd brauste dahin, als ob es die Freiheit genoss, endlich einmal ohne einen Wagen im Schlepp durch das Stadion fegen zu können. Das tobende Publikum sah Jake nur aus dem Augenwinkel als eine rasend schnell vorbeiziehende verschwommene Masse. Meter um Meter machte er auf den letzten Wagen gut, der ein wenig abgeschlagen war. Als er nahe genug herangekommen war, sah Jake, dass eines seiner Räder bedrohlich wackelte. Er hörte ein lautes Krachen, Speichen barsten, und das Rad schoss durch die Luft wie ein Diskus. Jake riss die Zügel seines Pferdes herum, um dem Geschoss auszuweichen, das noch einmal den Boden berührte und dann schlingernd irgendwo im Publikum verschwand.
Der Wagen kippte zur Seite, und der Lenker wurde herausgeschleudert. Die gebrochene Achse bohrte sich in den Sand und grub eine tiefe Furche in die Bahn. Die Pferde davor galoppierten einfach weiter, die Augen wild, der Federschmuck auf ihren Köpfen flatternd im Wind.
Jake überholte den havarierten Wagen und sah die restlichen sieben Gespanne gerade um die Kurve am Ende der spina verschwinden. Staub wirbelte auf, und die Kontrahenten kamen sich bedrohlich nahe. Der Streitwagen auf der Innenseite schrammte mit der Radnabe gegen den weißen Marmor. Funken flogen auf, und Jake wartete schon darauf, dass der Wagen sich überschlug, da brachte der Lenker durch Verlagern seines Körpergewichts das außer Kontrolle geratene Gespann wieder auf Kurs und jagte weiter um die Kurve. Das Publikum auf der Gegengeraden begrüßte ihn mit frenetischem Jubel.
Als Jake die Kurve erreichte, bemerkte er über sich eine zweite Reihe goldener Rundenzähler. Sie hatten die Form von Delfinen. Ein Mann drehte den ersten mit einem kräftigen Ruck am Schnabel herum und starrte verdutzt Jakes Pferd hinterher. Jake wusste auch so: Was er da tat, war heller Wahnsinn. Jeden Moment konnte ein Trupp Hydra auf die Bahn gestürmt kommen und ihn festnehmen. Doch viel schlimmer war, dass der Abstand zu den Streitwagen vor ihm immer größer wurde.
Die Nerven der drei Agenten waren bis zum Zerreißen gespannt. Stück für Stück hatten sie sich zum pulvinar vorgearbeitet und dabei die Verschwörer genau im Blick behalten. Caspar hatte weiterhin eine Süßspeise nach der anderen in sich hineingestopft, während Agata sich weiter vorn neben den Kaiserthron gestellt hatte, doch mehr war nicht passiert.
Viel aufregender war da der einzelne Reiter, der sich unvermittelt ins Rennen gestürzt hatte. Nicht einmal Charlie konnte erklären, was es damit auf sich hatte. »Wahrscheinlich irgendein Verrückter«, sagte er halblaut. Erst nachdem der Reiter um die Kurve bog und direkt auf sie zugaloppierte, sah Topaz genauer hin. Etwas an dem Kerl kam ihr bekannt vor, und wenige Augenblicke später wusste sie auch, was.
»Mon dieu, c’est lui!«, rief sie und fasste Charlie und Nathan aufgeregt bei der Hand. »Es ist Jake. Der Reiter ist Jake!« Doch die Erleichterung, ihn am Leben zu sehen, verflüchtigte sich ebenso schnell, wie sie gekommen war. »Qu’est-ce qu’il fait ici?«, stammelte sie ungläubig.
»Mich dünkt, die Sonne setzt dir ein wenig zu, Schwesterherz«, brummte Nathan, doch dann erkannte er, dass sie recht hatte. »Was in aller Welt …?«
»Seht ihn euch an«, murmelte Charlie mit einem Lächeln. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was er vorhat, aber was der Junge da
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