Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
hinzu.
Jake kniete sich hin und tastete Lucius’ Fußgelenk ab. »Heftig verstaucht, würde ich sagen, aber nicht gebrochen«, erklärte er schließlich.
»Am besten, du lässt mich, Iake«, presste Lucius zwischen den Zähnen hervor. »Geh allein weiter.«
»Pst!« Jake legte sich einen Finger auf die Lippen, denn der Feind war immer noch in Hörweite. »So leicht wirst du mich nicht los«, flüsterte er mit einem Lächeln. »Ich stütze dich, und los geht’s.« Er fasste Lucius unter den Achseln und zog ihn hoch. »Siehst du die Straße dort drüben? Wir müssen ihr nur folgen, dann sind wir in null Komma nichts dort. Du willst den besten Teil doch nicht verpassen, oder?«
Jake war selbst erstaunt, wie gut er seine Panik im Griff hatte. Sie mussten so schnell wie möglich zum Circus Maximus, aber er konnte Lucius einfach nicht zurücklassen. Er hatte ihn nicht aus Agatas Fängen befreit, um ihn dann nur wenige Meter von ihrem Hauptquartier entfernt sich selbst zu überlassen.
Lucius legte Jake einen Arm um die Schulter, und gemeinsam humpelten sie los, so schnell und leise es ging.
»Da drüben.« Nathan deutete auf Agatas unverkennbare Silhouette auf der Terrasse des pulvinar .
Zur Feier des Tages einmal ganz in Weiß gekleidet, hielt sie sich im Schatten der Säulen und beobachtete von dort aus zusammengekniffenen Augen die Menge.
Topaz starrte mit versteinerter Miene zurück, bis sie hinter Agata plötzlich einen dicklichen Jungen mit Blumen im hellen Haar auftauchen sah.
Nathan neigte ungläubig den Kopf. »Charlie, du kannst immer am besten beurteilen, ob ich gerade Schwachsinn rede, aber sieht der Kerl da drüben nicht aus wie Caspar Isaksen?«
Charlie folgte Nathans Blickrichtung. »Unser Kontaktmann aus Stockholm? Red keinen Unsinn.« Eine Gruppe Soldaten versperrte Charlie den Blick, und als sie wieder weg waren, sah er, wie der fragliche Bursche genüsslich ein Stück Gebäck verschlang.
»Sodom und Gomorrha«, murmelte Charlie. Er traute seinen Augen nicht. »Wie in aller Welt …?«
Agata beugte sich zu Caspar hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was Caspar ein herzhaftes Lachen entlockte.
»Was macht er hier? Und was hat er ausgerechnet mit Agata Zeldt zu schaffen?« Charlie kratzte sich verwirrt am Kopf.
»Vielleicht haben wir hier die Erklärung für das kleine Missgeschick mit dem Atomium«, kommentierte Nathan trocken.
»Aber er ist ein Isaksen!«, widersprach Charlie entschieden. »Sie sind eine der angesehensten Familien im Kreis der Geschichtshüter. Ihre Mitgliedschaft bei der Organisation reicht acht Generationen weit zurück.«
»Und ich bin ein Mitglied der Zeldt-Dynastie«, gab Topaz zu bedenken. »Es gibt Dinge, die mehr zählen als Blutsverwandtschaft …«
Zehn Männer in goldenen Tuniken kamen auf die Rennbahn und stellten sich mit dem Rücken zur pulvinar vor der Kaiserloge auf. Sie hoben ihre Hörner an die Lippen, eine Fanfare erschallte, und das Publikum jubelte in erwartungsvoller Begeisterung.
Die Hörner waren noch nicht verklungen, da wurde der Jubel plötzlich noch lauter. Alle einhundertfünfzigtausend Zuschauer sprangen auf die Füße und warfen weiße Blüten in die Luft. Wie Schnee rieselten sie herab und bedeckten den Sand der Arena. Topaz deutete auf das pulvinar : Tiberius, der Kaiser Roms, der mächtigste Mann der Welt, machte seine Aufwartung.
Natürlich war es nicht Tiberius, sondern ein zweitklassiger Schauspieler aus Herculaneum. Selbst aus dieser Entfernung war Austerios aufgedunsenes Gesicht für die drei Agenten unverkennbar. Er trug eine purpurne Toga und hob die mit schweren Juwelenringen geschmückte Hand, um sein Volk zu begrüßen. Die Menge brach in frenetische Beifallsstürme aus.
Nathan blickte hinüber zu den Senatoren auf der spina . Einige verneigten sich oder winkten zurück, doch bei den meisten wirkte das freudige Lächeln eher gezwungen.
»Wo ist Leopardo?«, fragte Topaz und suchte die Kaiserloge ab. Ihr Bruder war nirgendwo zu sehen.
»Non possum, Iake.« Lucius sank zu Boden und blockierte beinahe die halbe Breite der Straße. Aus allen Richtungen brüllten Leute auf sie ein, sie sollten gefälligst den Verkehr nicht aufhalten und den Weg freimachen.
Hastig hob Jake Lucius vom Boden auf und humpelte mit ihm zum Rand der Straße. Dreißig entsetzlich anstrengende Minuten hatten sie vom Palatin bis hierher gebraucht, hatten sich unzählige Male hinter Ecken verkrochen, wenn Hydra in Sicht kamen, und jetzt war der
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