Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
ließ.
»Mit diesem wilden Stilmix lehnt sie sich zwar ziemlich weit aus dem Fenster, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen«, flüsterte Nathan nicht ohne Bewunderung.
»Wach auf, Nathan!« Charlie schnippte direkt vor seiner Nase mit den Fingern. »Sie ist eine größenwahnsinnige Massenmörderin, die wie ihr Bruder der Geschichte den Krieg erklärt hat.«
Jake konzentrierte sich auf die beiden Gestalten hinter Agata. Der junge blonde Kerl mit der schwarz getupften Maske zu ihrer Linken konnte niemand anders sein als Leopardo. An einer Kette zog er die arme Topaz hinter sich her wie ein Zirkustier.
Lucius knurrte und machte Anstalten, nach seinem Schwert zu greifen, doch Nathan legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du weißt, was sie zu dir und Jake gesagt hat«, flüsterte er. »Niemand darf merken, dass ihr euch kennt. Also halt dich auch dran.«
Jake dachte daran, wie wenig von dem lebhaften, fröhlichen Mädchen übrig war, das er in London kennengelernt hatte. Im Tempel auf der Tiberinsel war sie ihm so unglaublich hart erschienen, und jetzt, nicht einmal vierundzwanzig Stunden später, war sie nur noch ein Häufchen Elend.
Agata breitete majestätisch die Arme aus und sprach ein paar Worte auf Lateinisch, ihre Stimme dunkel und drohend wie ein Gewitter.
»Willkommen, verehrte Gäste, in meinem bescheidenen Heim«, übersetzte Charlie mit rollenden Augen, »macht es Euch bequem und genießt das kleine Bankett!« Dann klatschte Agata in die Hände.
»Das ist unsere Gelegenheit«, flüsterte Nathan. »Schnell, bevor alle sich gesetzt haben.«
Die Gäste machten es sich auf den Diwanen bequem, Heerscharen von Sklaven deckten die Tafeln, und die vier bewegten sich unauffällig zu der Statue. Sie hatten sie beinahe erreicht, als eine groß gewachsene Gestalt sich ihnen in den Weg stellte. Sie trug eine Leopardenmaske und zog an einer Kette die unglückliche Topaz hinter sich her.
»Sedete«, sagte der Mann und bedeutete ihnen, sich zu setzen. An der Tafel gleich neben ihnen waren noch Plätze frei, und den Agenten blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
Charlie verneigte sich höflich vor Leopardo, dann nahmen sie Platz.
Topaz’ Halbbruder setzte sich ebenfalls, glücklicherweise mit dem Rücken zu ihnen, und Topaz warf Jake einen kurzen Blick zu – ob in Verbundenheit oder aus Furcht, hätte er nicht sagen können.
Jake musterte die anderen Gäste. Sie waren ein Haufen hochnäsiger Widerlinge, deren Lieblingsbeschäftigung ganz offensichtlich Essen und der neueste Gesellschaftsklatsch waren. Als die Teller aufgetragen wurden, schoben sie vorfreudig die Masken in die Stirn und blickten ihre neuen Tischgenossen neugierig an. Zögernd folgten Jake und die anderen ihrem Beispiel, versuchten aber, ihre Gesichter so gut wie möglich verborgen zu halten.
Über jeder Tafel hing ein kleiner Käfig, in dem ein leuchtend gelber Kanarienvogel fröhlich vor sich hin zwitscherte. Charlie streckte die Hand aus, um das possierliche Tierchen zu streicheln, aber der Vogel plusterte erbost das Gefieder auf und versuchte, ihn in den Finger zu picken. Charlie wandte sich enttäuscht ab. Jetzt kam ein Sklave mit einer Servierplatte heran und nannte den Namen der kulinarischen Köstlichkeit.
»Gebackene Flamingo-Schwanen-Überraschung …«, übersetzte Charlie angewidert.
Die Gäste jauchzten vor Entzücken, und Charlie traute seinen Augen kaum: Auf der Platte lagen zwei Vögel mit verbranntem Federkleid, die Hälse nach oben drapiert, sodass sie ein Herz bildeten und ihre Schnäbel sich wie zu einem Kuss berührten.
»Ich frage mich, wie die Überraschung erst aussieht«, flüsterte Nathan aus dem Mundwinkel, und seine Neugier wurde umgehend befriedigt: Der Sklave schnitt die gebratenen Tiere auf, und ein halbes Dutzend Nachtigallen erhob sich flatternd aus den ausgenommenen Vogelleibern in den Nachthimmel.
Lucius sprang – sehr zur Erheiterung ihrer Tischnachbarn – erschrocken auf, doch Nathan zog ihn sofort wieder zurück auf seinen Platz. Die verschreckten Vögel verschwanden unterdessen unter dem begeisterten Applaus der Gäste am nächtlichen Himmel.
»Unfassbar«, murmelte Charlie. »Die reinste Barbarei.«
Doch das war erst der Anfang. Speise um Speise wurde aufgetragen, eine schauerlicher als die andere: Turteltaubenragout und flambierter Strauß mit Granatapfel, als Beilage Qualle mit Eiern und roher Seeigel, als Nachtisch mit Sardinen gefüllter Aal. Lucius aß mit großem Appetit, und
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