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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Dibben
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Sachen hier ablegen«, sagte er. »Das Bett neben der Neptunstatue ist deins.«
    Jake bestaunte die wunderschöne Alabasterfigur. Sie stellte den bärtigen Meeresgott dar, wie er die Wellen bezähmte. Ein wahres Prachtexemplar antiker Bildhauerkunst hatten die Geschichtshüter sich da in ihre römische Dependance gestellt. Neben den Stockbetten entdeckte er ein in den Boden eingelassenes Metallgitter mit einem Vorhängeschloss davor. Darunter konnte er vage einen gemauerten Tunnel erkennen, und er hörte das Geräusch fließenden Wassers. »Was ist das für ein Kanal?«, fragte er und tippte mit dem Fuß auf das Gitter.
    »Das ist die Aqua Virgo , einer der elf Aquädukte, die Rom mit Trinkwasser versorgen. Agrippa hat sie im Jahr 19 bauen lassen. Sie führt vom zehn Kilometer entfernten Collartina größtenteils unterirdisch bis zu den nach ihm benannten Thermen hier ganz in der Nähe. Ist ganz praktisch« – Charlie deutete auf den Eimer, der neben dem Gitter stand –, »wenn man mal Durst hat.«
    Lucius sah sich mit offenem Mund um. Die meisten der Gegenstände in dem Raum hatte er noch nie zuvor gesehen. »Was ist das?«, fragte er und deutete auf einen Globus.
    »Das … ähm«, antwortete Charlie, »ist eine experimentelle Landkarte.« Das Thema Zeitreisen und andere unangenehme Fragen wollte er lieber vermeiden, weshalb er Lucius ohne weitere Ausführungen zum frisch gedeckten Frühstückstisch führte. »Während ihr weg wart, habe ich eine kleine Stärkung für euch vorbereitet: Hirsebrei mit frisch gekochtem Kompott. War eine ganz schöne Herausforderung, das Rezept in diesem uralten Lehmofen einigermaßen hinzukriegen …«
    Nachdem sie alle gegessen hatten und Lucius eingeschlafen war, setzten die drei Agenten sich über Topaz’ Karte zusammen und studierten die ledergebundenen Annalen in den Regalen, vor allem die zum vergangenen Jahrzehnt. Sie brachten so manches Interessante über den exzentrischen Tiberius in Erfahrung: Als junger Mann hatte er einiges militärisches Geschick bewiesen und große Teile Germaniens sowie die südöstlichen Provinzen Dalmatia und Pannonia erobert. An das Leben als Kaiser konnte er sich jedoch nie recht gewöhnen und noch viel weniger an seine Residenz in der größten Stadt der Welt, weshalb er sich immer wieder nach Rhodos verdrückte – sehr zum Ärger seiner Senatoren. Je älter Tiberius wurde, desto verschrobener wurde er, und vor eineinhalb Jahren hatte er Rom endgültig den Rücken gekehrt. Seither regierte er das Reich über seinen Präfekten Seianus von der kleinen Insel Capri aus.
    »Was mir Sorgen bereitet«, murmelte Charlie und klappte das Buch zu, in dem er gerade gelesen hatte, »ist die Tatsache, dass Seianus sich im Moment ebenfalls nicht in der Stadt aufhält. Er ist auf einem Staatsbesuch an der Ostgrenze und wird erst in einigen Wochen zurückkehren. Die sechshundert Senatoren sind zwar alle hier, aber im Grunde ist Rom im Moment führungslos. Gutes Timing, das muss ich Agata lassen …«
    Nachdem sie alle notwendigen Vorbereitungen getroffen hatten, fragte Nathan, ob irgendjemand etwas dagegen hätte, wenn er ein bisschen shoppen ginge. »Das ist die Gelegenheit, ein paar Nachforschungen über die römische Mode zur Zeit der Antike anzustellen und diese gefährliche Wissenslücke ein für alle Mal zu schließen«, rechtfertigte er seinen Antrag.
    Niemand hatte einen Einwand, und Nathan eilte sofort los. Etwa eine Stunde später kam er mit mehreren bis zum Platzen gefüllten Leinensäcken unter den Armen zurück. »Eine Sternstunde der Materialkunde!«, rief er mit leuchtenden Augen. »Ich sage nur eins: Hanf. Ihr glaubt nicht, was die römischen Schneider aus dem hässlichen Zeug alles zaubern können.« Zur Demonstration zog er ein braunes jackenartiges Obergewand aus einem der Beutel. »Ein bisschen kratzig zwar, aber der Schnitt ist so was von chic … Am anderen Ende der Skala hätten wir das hier: Muschelseide. Einfach unfassbar. Sie wird aus dem Sekret der Pinna nobilis gewonnen, der seltensten Muschelart im ganzen Mittelmeer. Weicher als Wolken, dieses Material.« Er bestand darauf, dass Jake und Charlie den Stoff befühlten, dann zeigte Nathan ihnen noch seine nagelneuen Schlangenlederstiefel sowie etwa zwei Kilo Halsketten und anderen Schmuck, den er als »die Krönung der Männlichkeit« bezeichnete.
    Nachdem sie alles pflichtschuldig bestaunt hatten, machten Charlie und Jake sich auf, Masken für den abendlichen Ball zu besorgen.

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