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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Dibben
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deutete auf die Insel in der Mitte, die die Rennbahn in zwei Spuren teilte. »Sie halten sie dort unter der spina in großen Gehegen: Bären, Tiger und sogar Nashörner. Exotische Biester aus allen Ecken der Welt, die sie vor den Rennen in einer Art Triumphzug durch die Arena führen.«
    Jake sah genauer hin und entdeckte Arbeiter, die auf der spina eine hölzerne Tribüne errichteten. »Sollen das zusätzliche Zuschauerränge werden?«, fragte er. »Ich meine, einhundertfünfzigtausend Sitzplätze sind doch eigentlich schon eine ganze Menge …«
    »Aber ja. Nur die Crème de la Crème Roms darf dort in der Mitte sitzen, sprich: die Senatoren. Das Ganze hat natürlich Symbolcharakter: Im Zentrum des Geschehens thronen sie über Mensch und Tier, damit auch jeder weiß, wer hier das Sagen hat. Diese Sitte ist allerdings neu. Früher saßen sie immer neben der pulvinar  – der Kaiserloge. Das ist das tempelartige Gebäude gegenüber mit der großen Terrasse davor.«
    Ein weiteres Brüllen schallte durch die warme Nachtluft zu ihnen herüber, und Charlie blickte eine Weile nachdenklich auf die spina . »Es ist Zeit«, sagte er schließlich. »Gehen wir.«
    Sie setzten ihre Masken auf – Jakes Mundwinkel zeigten steil nach oben, Charlies sah eher aus wie ein verwirrter Gelehrter – und gingen zum Tor.
    Der Diener fragte nach ihren Namen, Charlie antwortete in akzentfreiem Latein, und sie wurden eingelassen. In einem der vielen vom Vorhof abzweigenden Säulengänge standen Sklaven mit gesenktem Haupt Spalier und markierten den Weg zu dem Areal, wo das Fest stattfand. Jake und Charlie liefen durch die schier endlosen Kolonnaden, bis sie schließlich wieder unter freiem Himmel standen.
    Jake spürte, wie ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat, als einhundert Masken sich neugierig in ihre Richtung drehten. Ohne jede Scham inspizierten Agatas Gäste die Neuankömmlinge, um sich schließlich wieder ihren Gesprächsrunden zuzuwenden.
    Jake atmete erleichtert auf und ließ den Blick über den weiten Innenhof schweifen. Lang gestreckt und zu beiden Seiten von hohen Säulen eingefasst, sah er aus wie eine Miniaturversion des Circus Maximus, nur die spina in der Mitte fehlte. An deren Stelle führte eine Treppe hinunter zu einer Arena, die durch eine niedrige Mauer von den Zuschauerrängen abgegrenzt war. Die Fackeln in der Arena brannten bereits. Hier werden dann wohl Agatas Blutspiele stattfinden, dachte Jake und wandte sich wieder dem Innenhof zu. An den Seiten waren Tafeln mit seidenbezogenen Diwanen davor aufgestellt. Charlie hatte Jake bereits vorgewarnt, dass sie wohl im Liegen würden speisen müssen, wie es bei den reichen Römern Sitte war. Dahinter spielten, halb im Schatten der Kolonnaden verborgen, Musikanten auf Flöten, Lauten und Lyras, während ein Heer von Sklaven darauf wartete, von Agatas Gästen herumkommandiert zu werden.
    »Sie mag krank sein«, kam eine Stimme von hinten, »aber sie hat mehr Geschmack, als ich dachte.« Es war Nathan, der ganz im Gegensatz zu Lucius das luxuriöse Ambiente sichtlich genoss. »Sie hat einen Sinn fürs Dramatische, das muss ich ihr lassen. Ich komme mir vor wie in einem Grand Guignol, eine durchaus angenehme Abwechslung nach Xanders Hang zum Düster-Mittelalterlichen.« Er hob seinen silbernen Trinkbecher. »Ihr müsst unbedingt den gekühlten Honigwein mit Wassermelone probieren. Ein Gedicht, sage ich euch, und genauso eiskalt wie das Herz unserer Gastgeberin.«
    »Apropos Gastgeberin: Wurde sie schon irgendwo gesichtet?«, fragte Charlie.
    »Oder Topaz?«, fügte Jake hinzu.
    Nathan schüttelte den Kopf.
    »Da drüben wäre zumindest die Saturnstatue mit der Geheimtür.« Charlie deutete in Richtung eines hohen Alabasterblocks, der einen grobschlächtigen bärtigen Mann mit einer Fackel in der Hand darstellte.
    In diesem Moment schmetterte eine Fanfare los, und drei Gestalten traten von einem Trommelwirbel begleitet durch den großen Torbogen am gegenüberliegenden Ende. Alle hoben die Köpfe, es folgte spontaner Applaus.
    Der Dreiergruppe voraus ging die Gastgeberin selbst in einem fantastischen Kostüm, das sie aussehen ließ wie ein dämonischer Paradiesvogel. Ein dunkles Federmieder schmiegte sich an ihren schlanken Körper, um den Hals trug sie einen Kragen aus schillernden Pfauenfedern, der das flammend rote Kopfhaar dramatisch betonte. Das Gesicht war halb von einer ultramarinblauen Maske verdeckt, die ihre dünnen blutleeren Lippen noch stärker hervortreten

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