Jake Djones und die Huter der Zeit
rechteckige Ãffnungen, aus denen warmes Licht in die Dunkelheit der beginnenden Nacht fiel. Hinter einer dieser Ãffnungen â am Heck und mit Gittern davor â entdeckte er eine vertraute Silhouette. Er richtete das Teleskop auf die Gestalt und sah, wie sie verloren hinaus auf die Wellen starrte. Es war Topaz.
Da ertönte eine strenge Befehlsstimme, und mit einem tiefen Rumoren erwachte die Maschine der Lindwurm zum Leben. Blasen stiegen im zuvor noch spiegelglatten Kielwasser auf, und der hölzerne Behemoth setzte sich in Bewegung, hinaus aufs offene Meer.
Jake wollte Topaz etwas zurufen, aber es standen zu viele Wachen an Deck. Da entdeckte er die Seile, mit denen das Ruderboot festgemacht gewesen war. Nicht weit von Topazâ Fenster hingen sie bis hinab in die Wellen.
Als die Lindwurm längsseits kam, stieà Jake sich mit aller Kraft von der Aal ab, packte im Sprung das glitschige Seil â und krachte mit voller Wucht gegen den Rumpf der Galeone. Hilflos am Seil baumelnd sah er, wie die Aal führerlos auf den Hafen des kleinen Dörfchens zutrieb, wo sie zwischen den anderen Fischerbooten verschwand.
Als Jake nach unten blickte, bemerkte er, dass er direkt über der gigantischen Schiffsschraube hing, deren Blätter das Wasser unter ihm aufwirbelten. Anfangs hatte sie sich noch ganz langsam gedreht, doch jetzt, da die Lindwurm Fahrt aufgenommen hatte, peitschten ihre Blätter nur so durchs Wasser. Erschrocken über den bedrohlichen Anblick, verlor Jake einen Moment lang die Konzentration und lockerte seinen Griff um das Seil. Sofort rutschte er nach unten, das Tau schnitt in seine Handfläche, und er konnte seinen Fall gerade noch rechtzeitig bremsen. Unter den Sohlen seiner Stiefel spürte er die Wirbel der sichelnden Schiffsschraube.
Er wickelte das Tau um den Unterarm und zog sich ein Stück hinauf. Seine Stirn war schweiÃnass, Wellen klatschten gegen seine Stiefel, und Jake begann hin und her zu schaukeln, bis er mit der anderen Hand das zweite Tau erwischte. Mit zusammengebissenen Zähnen hangelte er sich an blutigen Händen hinauf bis zu Topazâ Fenster und spähte keuchend in die Kabine.
Bis auf die Möbel aus dunklem Holz und die abschreckenden Porträts von Zeldts grausamen Vorfahren war sie leer. Eines der Gemälde zeigte Zeldt selbst, wie er mit grimmigem Blick eine Weltkugel im eisernen Griff seiner leichenblassen Hand hielt. Der Anblick jagte Jake einen kalten Schauer über den Rücken und machte ihm auf unangenehme Weise seine prekäre Lage als Eindringling an diesem verbotenen Ort bewusst.
Vor einem Kamin standen zwei Stühle mit hohen, breiten Lehnen. Hinter dem, der näher beim Fenster stand, kam eine zierliche Hand zum Vorschein und nahm ein Buch von einem Beistelltisch.
»Topaz?«, flüsterte Jake.
Die Hand hielt inne.
»Ich binâs, Jake!«
Aufgeschreckt sprang Topaz auf die FüÃe. Sie trug einen langen schwarzen Umhang, der ihr Gesicht noch blasser erscheinen lieÃ. Als sie Jake am Fenstergitter baumeln sah, schnappte sie laut nach Luft. Hektisch warf sie das Buch von sich und eilte zum Fenster.
» Que fais-tu ici? Was zum Teufel machst du hier?«, fragte sie beinahe erzürnt.
Jake erschrak über die wenig freundliche BegrüÃung. »Ich hoffe, du bist nicht verletzt«, fragte er leise und hoffte, dass er Topazâ Tonfall missinterpretiert hatte. Hatte er nicht.
»Weshalb bist du hier?«, fauchte sie ihn mit funkelnden Augen an.
»Ich bin gekommen, um dich zu retten«, erklärte er atemlos. »Die Pestbombe im Dom â wir haben sie entschärft, Topaz! Und jetzt bin ich hier, um dich zu holen. Ich kam, so schnell ich konnte.«
Bei diesen Worten huschte der Anflug eines Lächelns über Topazâ Lippen, dann wurde ihr Blick wieder hart. »Câest très dangereux« , flüsterte sie mit einem angsterfüllten Blick auf die Kabinentür. »Wir sind noch nicht weit von der Küste entfernt. Du kannst zurückschwimmen. Nutz die Gelegenheit!«
Jake fühlte sich, als hätte ihn ein Vorschlaghammer getroffen. »Du willst gar nicht gerettet werden?«
»Ich denke nicht an mich, sondern an dich. Ich komme schon zurecht, aber du würdest hier den Tod finden. So sicher wie das Amen in der Kirche. Deshalb, bitte, schwimm zurück an Land.« Dann fügte sie â vielleicht, um ihre wahren Gefühle zu verbergen, vielleicht
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