Jake Djones und die Huter der Zeit
Glasbehälters vorsichtig zwischen die Zähne und ergriff Paolos rechte Hand. Dann lieà sie den Flügel los und packte seine linke.
Paolo keuchte vor Anstrengung, als er ihr ganzes Gewicht halten musste. Seine Wirbelsäule wurde auseinandergezogen, als würde sie jeden Moment zerreiÃen, aber seine Angst war purer Entschlossenheit gewichen, und er hielt Miriam mit eisernem Griff fest, während Alan und Jake ihn Stück für Stück zurück aufs Dach zogen.
Endlich konnte Miriam sich an der Brüstung festhalten und zog sich hinauf. Triumphierend hielt sie die heil gebliebene Flasche in die Luft, während Alan, auÃer sich vor Freude, die Arme um sie schlang.
Paolo, der immer noch gefährlich nahe am Abgrund stand, straffte die Schultern und nahm den Glasbehälter aus Miriams Hand, um einen Blick auf den todbringenden Inhalt zu werfen.
Da flog die Pestphiole plötzlich wie ein Jonglierball durch die Luft.
Alle hielten den Atem an, sahen Bilder von Tod und Verheerung vor dem inneren Auge, als Paolo das Ding mit der anderen Hand wieder auffing. »Kein Grund zur Aufregung«, meinte er mit einem Achselzucken. »Habe mir lediglich einen kleinen Scherz erlaubt.«
Alan stutzte einen Moment, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Als der Lachanfall vorüber war, nahm er das Fläschchen trotzdem lieber an sich. Paolos neu erwachter Humor in allen Ehren, aber in dieser Sache konnten und durften sie nicht das geringste Risiko eingehen. Dann kletterten die vier zurück in den Glockenstuhl.
Nachdem die unmittelbare Gefahr abgewendet war, kehrten Jakes Gedanken sofort zu Topaz zurück.
»Ich werde sie holen«, erklärte er mit entschlossenem Blick. »Zeldts Galeone ist noch keine fünf Meilen weit weg. Ich werde die Aal nehmen. Wenn ich allein fahre, werde ich sie schnell eingeholt haben.«
»Die Lindwurm ? Jake, das ist keine gute Idee«, entgegnete Miriam.
»Wir haben unseren Auftrag erfüllt. Was spricht also noch dagegen?«
Jakes Eltern sahen einander an, dann sagte Miriam leise, aber nachdrücklich: »Nun, unter anderem, dass wir anderslautende Befehle haben. Nathans Anweisungen waren sehr strikt. Es wird kein Versuch unternommen, Agentin St. Honoré zu retten, selbst wenn wir unseren Auftrag erfolgreich erfüllen.«
»Befehle?« Jake schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich weià nicht, wie es euch geht, aber ich werde nie wieder in den Spiegel schauen können, wenn ich es nicht wenigstens versuche.«
»Du wirst nirgendwohin mehr schauen, weil du tot sein wirst!« Miriam blickte ihren Mann verzweifelt an. »Sagâs ihm, Alan.«
»Sie hat recht. Das ist kein guter Plan.«
»Topazâ momentane Lage hat mit dir nicht das Geringste zu tun, Jake«, fügte Miriam hinzu. »Die Sache ist sehr ⦠kompliziert.«
»Ãberhaupt nichts ist kompliziert!« Jake spürte Zorn in sich aufwallen. »Es ist ganz einfach: Wenn keiner sie rettet, wird sie sterben. Und seit wann kümmert ihr euch um Befehle? Habt ihr etwa eure Befehle befolgt, als ihr losgezogen seid, um Philip zu suchen?«
Jake hatte damit gerechnet, dass seine Eltern nicht begeistert sein würden, und sich in Gedanken bereits einen Plan zurechtgelegt. Er nutzte das betretene Schweigen, das auf seine Frage hin entstanden war, schnappte sich das Fernrohr seines Vaters, rannte zu dem groÃen Korb voll Mauersteinen, der oben auf dem Gerüst stand, und leerte ihn aus. Mit einem schnellen Blick überprüfte er den Flaschenzug, an dem das Trageseil des Korbes befestigt war, dann schob er ihn über den Rand des Gerüsts und sprang hinein.
Miriam und Alan schrien laut auf, als das Gegengewicht nach oben sauste und Jake mit halsbrecherischer Geschwindigkeit nach unten schoss.
»Tut mir leid. Wartet hier auf mich!«, rief Jake nach oben.
»Jake!«, brüllten seine Eltern hilflos hinter ihm her.
Jake jagte dem steinernen Boden entgegen. Gerade noch rechtzeitig packte er das Seil mit dem Gegengewicht daran, um seinen Sturz vor der Landung abzubremsen. Der Korb schlug auf und zerschellte, Jake sprang heraus und lief durchs Hauptschiff Richtung Portal.
Miriam blickte ihren Gatten an. Sie hatte erwartet, Alan vor Zorn überschäumen zu sehen. Doch was sie stattdessen erblickte, war väterlicher Stolz.
»Würdest du bitte aufhören, so zu schauen?«, fragte sie mit drohender
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