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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Achterbahnfahrt, die man sich überhaupt nur vorstellen kann.«
    Jupitus warf einen Blick auf seine Uhr und lief rot an vor Zorn. »Norland!«, brüllte er die Treppe hinunter. »Trägst du jetzt das Dinner auf oder nicht?!« Im Salon wurde es totenstill, als er noch hinzufügte: »Was für ein Nichtsnutz! Wozu braucht man einen Butler, der nicht einmal in der Lage ist, sich an vereinbarte Zeiten zu halten?«
    Erstaunlich unbeeindruckt kam Norland aus der Kombüse herauf. Er zog an den Seilen des Speiseaufzugs, öffnete die Klappe, zog einen Stapel Teller heraus und verteilte die saftig gebratenen Hühnerkeulen darauf.
    Unterdessen hatten die Passagiere Platz genommen; Jake saß zwischen Rose und Océane und direkt gegenüber von Topaz und Charlie.
    Océane warf einen kurzen Blick auf die Gemüseplatte in der Mitte. »Ach, diese schreckliche englische Esskultur«, seufzte sie gelangweilt, aber niemand schenkte ihr Beachtung.
    Während Jake sein Huhn verspeiste – das zum Köstlichsten gehörte, das er jemals gegessen hatte –, lauschte er gespannt auf die Gesprächsfetzen, die ihm an die Ohren drangen: Topaz fragte Mr Cole nach den Ereignissen in Byzanz, als er dort auf der Seidenstraße gegen die Chinesen gekämpft hatte, doch Jupitus spielte alles in seinem üblichen, unterkühlten Tonfall herunter, auch wenn er sich doch ein wenig geschmeichelt zu fühlen schien von dem Titel, den ihm seine Taten eingebracht hatten – Held der Türken.
    Océane war ganz entzückt von Jupitus’ Geschichte und gab im Gegenzug eine ihrer eigenen zum Besten über die »ganz und gar inakzeptablen Zustände«, die sie in Paris hatte ertragen müssen, als sie sich einer »wilden Horde« von Anhängern der Französischen Revolution gegenüber gesehen hatte, »ohne auch nur eine Nagelfeile zur Hand«, um sich zu verteidigen.
    Schließlich nutzte Norland – nachdem er ebenfalls Platz genommen und sich selbst die größte Portion genommen hatte – diese Anekdote als Überleitung zu einer reichlich langatmigen Geschichte, die darin gipfelte, wie er in den Tagen Kaiser Josephs II . Mozart höchstpersönlich am Flügel gehört hatte.
    Jede der Geschichten wurde in so beiläufigem Tonfall vorgetragen, als ginge es lediglich um Urlaubserlebnisse auf Mallorca. Für Jake allerdings fühlte sich alles an wie ein Traum oder als säße er in einem Theaterstück. Und doch … Was für eine ungeheure Vorstellung, wie fesselnd und verlockend, tatsächlich durch die Zeit reisen zu können! Rose hatte behauptet, er würde es früh genug selbst erleben, und jetzt konnte Jake es kaum mehr erwarten.
    Ab und zu blickte er hinüber zu dem strahlenden, selbstbewussten Mädchen, das ihm gegenübersaß. Sie war anders als alle Mädchen, die er bisher getroffen hatte. In seinem Zimmer hingen ein paar Poster von Persönlichkeiten und Fantasiegestalten, die ihn faszinierten, und eine davon hatte es ihm ganz besonders angetan: Es war ein Mädchen, eine Prinzessin und Kriegerin – so stellte Jake es sich zumindest vor –, ihr Gesicht war blass und schön, ihr Blick erhaben und schüchtern zugleich; sie trug ein Diadem im Haar und eine glänzende Rüstung, und hinter ihr erstreckte sich eine düstere Landschaft mit Bergen und Schlössern und drohenden Sturmwolken darüber. Irgendwie erinnerte Topaz ihn an dieses Mädchen, so geheimnisvoll, so schön und mutig.
    Mutig? Jake erschrak über sich selbst. Noch nie hatte er einen Gedanken daran verschwendet, ob ein Mädchen mutig wirkte oder nicht. Doch je länger er die Unterhaltung zwischen Topaz und Charlie beobachtete, desto mehr verlor er sich in ihren blauen Augen. Sie schienen zu leuchten von tausend Emotionen, die dahinter zu erkennen waren: Aufregung, Glück, Ungeduld und Erstaunen, alles zugleich. Im einen Moment schweiften Topaz’ Gedanken ab, und ihre Augenfarbe veränderte sich von Indigo zu einem dunklen Ultramarin, erfüllt von tiefster Trauer, dann, nur einen Moment später, brach sie in schallendes Gelächter aus, als Charlie einen einäugigen Papageienhändler nachmachte, den er in Tanger gesehen hatte.
    Und während all dieser Unterhaltungen richteten die Anwesenden immer wieder einen erwartungsvollen Blick nach oben auf den golden schimmernden Konstantor und dessen sich langsam drehende

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