Jake Djones und die Huter der Zeit
Horizontpunkte. Sie sind über die ganze Erde verteilt, und an jedem davon konzentriert sich in ganz bestimmter Weise magnetische Energie ⦠Du weiÃt doch, dass die Erde ein Magnetfeld hat, oder? Jedenfalls, die Horizontpunkte stellen die Energie zur Verfügung, die das Atomium braucht, um seinen Job zu erledigen. Wir benutzen allerdings nur die, die weit drauÃen auf dem Meer liegen. Mit den Festland-Horizontpunkten gibt es zu viele Probleme.«
Jake bemühte sich, diese schwer verständlichen Erklärungen zu verstehen. »Rose hat davon gesprochen, dass nur sehr wenige Menschen durch die Zeit reisen können. Aber wir bestehen doch alle aus Atomen, warum kann es dann nicht jeder?«
Charlie grinste. »Das ist die Frage, die niemand beantworten kann«, sagte er mit offensichtlichem Gefallen an diesem unlösbaren Rätsel. »Niemand weiÃ, woher wir die Kraft dazu nehmen, aber Tatsache ist, dass wer keine Formen sieht, auch nicht in die Vergangenheit reisen kann.«
»Und was ist mit dem Schiff, der Takelage, den Tellern und Tassen? Wie kriegen die das hin?«
»Ganz zu schweigen von unseren Klamotten. Wäre nicht besonders lustig, wenn wir im Adamskostüm ankommen würden«, meinte Charlie mit einem Augenzwinkern. »Aber wenn wir in der Gruppe reisen, vergröÃern wir dadurch unser Spektrum.« Er deutete mit einer ausladenden Geste auf das Schiff. »Auf telepathischem Weg sozusagen nehmen wir all das hier mit: die Escape , alles was sich auf ihr befindet und sogar etwas von dem Meerwasser unter ihrem Kiel. Die besten unter den Hütern, also normalerweise die Diamanten, zu denen ich glücklicherweise gehöre«, wie er nicht ohne Eitelkeit anmerkte, »transportieren das meiste. Nicht nur unbelebte Materie, sondern auch die anderen Hüter, die weniger begabten.«
»Hat Mr Cole dich deshalb gebeten, in meiner Nähe zu bleiben?«
»Nachdem du ebenfalls ein Diamant bist, wie mir gesagt wurde, dürftest du keine Probleme mit der Reise haben, aber beim ersten Mal ist es immer besser, vorsichtig zu sein«, antwortete Charlie flüsternd. Er blickte sich schnell um, und seine Stimme wurde noch leiser. »Als ich sagte, die Diamanten transportieren die anderen Hüter, meinte ich damit die Rechtecke und die Unscharfen. Ohne wenigstens einen Diamanten an Bord ist es fast nicht möglich, einen erwähnenswerten Zeitsprung zu machen.«
Auch wenn Jake immer noch nicht wirklich verstand, wie das Ganze funktionierte, war er doch auch ein wenig stolz darauf, ein »Diamant« zu sein. »Wenn wir also in die Vergangenheit reisen können«, fragte er weiter, »können wir uns dann auch selbst besuchen, als wir noch jünger waren zum Beispiel?«
Charlie schaute ihn an, als hätte Jake den Verstand verloren. »Du liest zu viel Science-Fiction, mein Guter. In dieser Hinsicht unterscheidet sich unser Leben kein bisschen von dem aller anderen Erdenbürger: Es beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Wir können uns immer nur an einem Ort aufhalten, und zwar in der Gegenwart, wo auch immer die gerade ist. Sieh mal« â Charlie hielt sein Handgelenk hoch und deutete auf seine Armbanduhr (die wie seine Brille ziemlich mitgenommen aussah und mit Klebeband repariert war) â, »diese Ziffern hier auf der kleinen Anzeige in der Mitte, das ist mein Alter. Vierzehn Jahre, sieben Monate und zwei Tage. Und ganz egal in welcher Epoche ich mich gerade aufhalte, diese Uhr zählt die Tage mit und addiert sie. An meinem Geburtstag spielt sie dann eine kleine Melodie, Beethovens Fünfte.« Er tätschelte die Uhr und pfiff sein Geburtstagslied, hörte aber abrupt auf, als er sah, dass bereits etwas Neues Jakes Aufmerksamkeit in Beschlag genommen hatte: Topaz St. Honoré war an Deck gekommen.
Jake blinzelte, und sein Mund wurde wieder trocken, während er beobachtete, wie sie auf den Bug zuschwebte.
»O weh«, kommentierte Charlie, »das nächste Herz, das an unserer Sphinx zu Bruch geht.«
Jake errötete ertappt.
»Auf fast alle Jungs hat sie diese Wirkung«, tröstete Charlie ihn.
»Ãh, nein, überhaupt nicht â¦Â«, widersprach Jake. »Sie hat nur so etwas ⦠Geheimnisvolles an sich. Kommt sie aus der Normandie?«, versuchte er das Gespräch von sich wegzulenken.
»Ja, seit Nathans Familie sie adoptiert hat. Die meiste Zeit lebt sie mit ihnen zusammen am
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