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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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1812. Damals war ich acht, und mein Gegner war der Chevalier d’Éon, den nicht wenige für den größten Fechter aller Zeiten halten. Eure Chancen stehen also nicht allzu gut, mein Freund.« Und noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, führte er den ersten Stoß.
    Boucicaults Oberkörper kippte zur Seite, und es ertönte ein lauter Knall, als sein Kopf gegen einen dicken Kiefernast krachte. Der Chevalier segelte in hohem Bogen durch die Luft und landete mit einem dumpfen Aufprall auf seinem Hinterteil.
    Â»Adieu, mon ami!« , rief Nathan ihm nach und steckte sein Rapier zurück in die Scheide. »Und lasst es Euch noch einmal gesagt sein: Wir schreiben das Jahr 1820! Ein gepflegtes Äußeres ist nicht länger nur ratsam, sondern eine absolute Notwendigkeit.«
    Auf einer Klippe hoch über dem Meer, wo ein Einheimischer ihn und seine Begleiterin bereits mit einer Kutsche erwartete, brachte Nathan etwa eine halbe Stunde später seine Stute zum Stehen. Nathan stieg ab, half Isabella aus dem Sattel und lief hinüber zu dem Kutscher, mit dem er sich kurz in gebrochenem Französisch unterhielt. Schließlich überreichte er ihm die Zügel seines Pferdes sowie eine Handvoll Goldmünzen und kehrte zu Isabella zurück.
    Â»Das hier ist Jacques. Er wird dich zurück nach Mailand bringen, zu deiner Familie. Dies ist also der Moment des Abschieds, wie es so schön heißt.«
    Â»Aber Nathan«, flehte Isabella mit Tränen in den Augen. »Weshalb nur? Ich verstehe das nicht! Kann ich nicht mit dir kommen?«
    Â»Nein, das kannst du nicht. Ich bedaure.« Sein weicher Charleston-Dialekt war jetzt noch deutlicher zu hören. »In einer Stunde muss ich zur Arbeit.«
    Â»Ja, ich weiß, dein alberner Beruf«, schmollte Isabella. »Um was geht es dabei eigentlich, bei diesem … deinem großen Geheimnis?«
    Nathan atmete einmal tief durch und beschloss, nicht zu antworten. Stattdessen küsste er Isabella auf die Stirn. »Du wirst schneller über mich hinwegkommen, als du glaubst«, sagte er, nicht ohne einen Anflug von Traurigkeit in der Stimme.
    Â»Aber Nathan«, erwiderte Isabella, »ich liebe dich!«
    Â»Und ich liebe das Abenteuer!«, gab er zurück, drehte sich um und rannte auf den Rand der Klippe zu, wo er sich mit weit ausgebreiteten Armen in den Abgrund stürzte.
    Isabella schaute ihm verdutzt hinterher. Tränen glitzerten auf ihren Wangen, während Nathan mit kräftigen Zügen hinaus in den Nebel schwamm.
    Jake erwachte, als ihm der Duft von frischgebackenem Teig in die Nase stieg. Der Horizont verfärbte sich bereits mit den tiefen Blau- und Rosatönen der Morgendämmerung. Neben sich erblickte Jake einen Teller mit dampfenden Croissants.
    Â»Am liebsten würde man sterben, nicht wahr?«, sagte eine Stimme hinter ihm. Es war Charlie, der mit einem Teleskopfernrohr hinaus aufs Meer schaute. »Selbst wenn man gut drauf ist, beschert einem das Atomium einen Kater, der sich gewaschen hat, aber das erste Mal ist der reinste Albtraum. Nimm dir was von dem Orangensaft«, schlug er vor und deutete auf ein Porzellankännchen neben dem Teller. »Und vergiss die Croissants nicht. Die Füllung ist ein Gedicht und außerdem leicht wie Luft.«
    Jake fühlte sich in der Tat schrecklich. Seine Kehle war rau wie Sandpapier, seine Muskeln schmerzten, und sein Schädel dröhnte. Er nahm einen Schluck von dem Orangensaft und fühlte sich danach immerhin kräftig genug, um sich aufzusetzen.
    Â»Ein Ostindienfahrer, wenn mich nicht alles täuscht«, murmelte Charlie. »Niederländer, würde ich meinen. Wahrscheinlich auf dem Weg nach Ceylon oder Bombay.«
    Im ersten Moment verstand Jake nicht, wovon Charlie redete, doch dann erblickte er zwischen den Stützen der Reling hindurch eine verschwommene Silhouette am Horizont. Sofort sprang er auf die Füße. »Ist das, ist das wirklich …?«
    Ein Schiff pflügte durch die unter der scharlachroten Sonne erstrahlenden Wellen. Über die gesamte Länge des majestätischen Rumpfes erstreckten sich kleine, rechteckige Kanonenöffnungen, drei Masten mit steil angestellten, vom Wind geblähten Segeln ragten in den Himmel, und obwohl das Schiff weit entfernt war, konnte Jake Bewegung an Deck sehen.
    Â»Könnte ich mal kurz dein Fernrohr haben?«, fragte er. Charlie reichte ihm das Teleskop, und Jake inspizierte

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