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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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fasziniert den Dreimaster. Er war so aufgeregt, dass seine Hände zitterten. Am Heck stand eine Gruppe Matrosen in Uniform – weites weißes Hemd, enge Hose und kniehohe Stiefel –, die gerade das letzte Segel hissten. Befehligt wurden sie von einem Mann in einem auffälligen, langen blauen Mantel, der Jake – wohl wegen des Dreispitzes auf seinem Kopf – an Admiral Nelson erinnerte.
    Nun hatte Jake endlich den Beweis, auf den er gewartet hatte, und der Anblick machte ihn sprachlos. Platzend vor Neugier nahm er weitere Teile des Schiffs in Augenschein. Irgendwo an der Reling entdeckte er einen Schiffsjungen, der gerade einen Eimer schmutzigen Wassers ins Meer kippte; am Bug standen auf einer etwas erhöhten Plattform drei Gentlemen in langen Gehröcken, jeder auf einen vornehmen Spazierstock gestützt. Neben ihnen stand, etwas vornüber gebeugt, ein Matrose, der seinerseits mit einem Fernrohr das Meer absuchte. Instinktiv trat Jake ein paar Schritte zurück in die Schatten zwischen den Deckaufbauten, um von dem Mann im Ausguck nicht in seiner Schuluniform entdeckt zu werden.
    Â»Pass doch auf, du trittst auf die Croissants!«, schimpfte Charlie.
    Jake blickte an sich hinunter und sah die Brösel unter seinen Schuhsohlen. »Entschuldigung«, meinte er geistesabwesend und richtete seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf den Ostindienfahrer, »aber das Schiff da drüben ist einfach der Hammer!«
    Â»Wenn du mal in diese Richtung schauen würdest«, erwiderte Charlie und deutete auf den Bug der Escape , »könntest du bald noch was ganz anderes sehen.«
    Â»Was denn?«
    Â»Schau’s dir einfach an«, antwortete Charlie mit einem Zwinkern und verschwand unter Deck.

7

    Das Schloss im Meer
    J ake stand geduldig am Bug der Escape und wartete. Nach und nach konnte er die Umrisse einer nebelverhüllten Küstenlinie erkennen. Direkt davor hob sich ein blasses Dreieck vom Festland ab. Im ersten Moment sah die Silhouette aus wie ein Riese in einer Mönchskutte, der mit großen Schritten durchs Meer auf sie zukam. Doch als Jake genauer hinsah, erkannte er, dass es sich um eine kegelförmige Insel handelte, gedrungen und grau wie Granit. Er hob Charlies Fernrohr, das er immer noch in der Hand hielt, wieder ans Auge, um das seltsame Eiland genauer zu betrachten.
    Die breite Basis des Dreiecks bestand aus natürlichem Fels, aber gleich darüber erhob sich eine Vielzahl von offensichtlich von Menschenhand errichteten Mauern und Gebilden, auf- und nebeneinandergestapelt wie Bauklötze, die eine Pyramide bildeten.
    Â»Hier ist es«, verkündete eine gedämpfte Stimme hinter ihm. »Mont Saint-Michel. Das Hauptquartier des Geheimdienstes der Geschichtshüter.« Topaz, die eins von Charlies Croissants kaute, trat neben ihn an den Bug.
    Für Franzosen war Essen ja bekanntlich eine Kunstform, fiel Jake in diesem Moment ein, selbst der Verzehr von Frühstücksgebäck, und Topaz bildete da keine Ausnahme: Sogar die Art, wie sie die Krümel mit der Fingerspitze von ihren Lippen pflückte, war bezaubernd.
    Während die Insel vor ihnen langsam größer wurde, erzählte ihm Topaz alles, was sie darüber wusste. »Der Ruhm dieser Festung reicht zurück bis ins Jahr 808, was auch der Grund ist, warum der Geheimdienst sie zu seinem Hauptquartier gewählt hat. In den über tausend Jahren, die sie existiert, wurden ihre Mauern kein einziges Mal überrannt.«
    Mont Saint-Michel war aber nicht nur wegen der geografischen Lage der ideale Ort für das Hauptquartier, sondern auch wegen der historischen , wie Topaz weiter erklärte.
    Â»Die Zwanzigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts sind eine vergleichsweise friedliche Zeit«, führte sie aus. »Die blutigen Unruhen der beiden vergangenen Jahrhunderte haben sich gelegt. Der englische Bürgerkrieg, der österreichische Erbfolgekrieg und, nicht zu vergessen, die glorreiche französische Revolution sind vorüber. Das Vermächtnis Napoleons hat, ob beabsichtigt oder nicht, diesem Teil Europas einen gewissen Frieden gebracht.«
    Außerdem war dieses Jahrzehnt noch verschont von den Tücken der Moderne, wie sie weiter berichtete. All die notwendigen Übel der bald anbrechenden industriellen Revolution waren noch nicht erfunden, und die Entwicklung der Dampfmaschine, die eines Tages zur »teuflischsten aller Erfindungen«, wie sie es ausdrückte,

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