Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
Vom Netzwerk:
Nullpunkt. Natürlich streiten die beiden ständig miteinander, so wie alle Geschwister.«
    Â»Nathan?«, fragte Jake.
    Â»Nathan Wylder. Du wirst ihn kennenlernen, wenn wir ankommen. Das heißt, zuerst wirst du ihn hören , er hat nämlich das lauteste Organ seit dem Niedergang des Osmanischen Reichs. Amerikaner. Wurde während des Bürgerkriegs geboren.« Dann fügte er mit mehr Bewunderung als Neid in der Stimme hinzu: »Er ist ein Held durch und durch.«
    Jakes Gedanken waren immer noch bei Topaz. »Sie wurde adoptiert? Was ist mit ihrer Familie passiert?«
    Charlie beugte sich ganz dicht an Jake heran. »Das ist eine lange und traurige Geschichte. Niemand spricht je darüber«, flüsterte er ihm ins Ohr und musterte Jake dann mit zusammengekniffenen Augen. »Spürst du das Atomium jetzt?«
    Jake nickte. Es hatte ganz plötzlich angefangen – ein Pochen im Kopf, begleitet von einem Gefühl, als würde er schweben, ohne dass seine Füße sich vom Deck lösten, und binnen Sekunden war es noch zehnmal stärker, nein, schlimmer geworden.
    Er taumelte ein paar Schritte nach vorn. Da ergriff Charlie seinen Arm und führte ihn zu einer schmalen Sitzbank.
    Â»Setz dich. Das Schlimmste ist bald vorbei.«
    Jake schaute hinaus aufs Wasser. Er wusste, dass es das Meer war, und doch erkannte er es irgendwie nicht. Ihm war weder warm noch kalt, und die Geräusche um ihn herum schienen aus großer Ferne zu kommen.
    Einer nach dem anderen betraten jetzt auch die übrigen Passagiere das Deck, um sich bereit zu machen. Océane Noir ließ den Blick über die Wellen schweifen, als wären sie ihr Privatbesitz. Mit einem lauten Seufzer legte sie Jupitus eine Hand auf die Schulter, aber der ignorierte sie einfach.
    Â»Noch fünf Minuten!«, kündigte der Kapitän an.
    Jake drehte den Kopf und erblickte den zweiten Konstantor neben dem großen hölzernen Steuerrad. Er sah dem unten im Salon verblüffend ähnlich, war aber etwas größer und aus robusterem Metall gefertigt. Die drei glänzenden Goldringe drehten sich nun beinahe in derselben Ebene.
    Â»Drei Minuten!«
    Kopfschmerzen und Übelkeit waren mittlerweile vorüber, und Jake spürte nur noch freudige Erregung. Als Topaz sich in seine Richtung drehte und ihn anlächelte, sah er plötzlich etwas … Bilder, nein, Szenen, die er noch nie zuvor erblickt hatte, stürmten auf ihn ein: marschierende Armeen, Königreiche, großartige, halb fertige Kathedralen, schillernde Paläste, Mondschein, Kerzenlicht, Gebirgspässe, Heldentaten und Abenteuer. Etwas war in ihm aufgebrochen, und ein Gefühl von der Erhabenheit der Welt durchströmte ihn.
    Â»Eine Minute …«
    An Deck wurde es totenstill. Charlie rückte etwas näher an Jake heran, während Rose auf der anderen Seite seine Hand fest umklammerte. Alle Augen waren in gespannter Erwartung auf den Flecken Mondschein vor ihnen gerichtet.
    Â»Zehn, neun, acht, sieben, sechs …«, zählte Captain Macintyre so leise, dass Jake ihn kaum hörte.
    Jake hielt den Atem an. Wie aus dem Nichts erhob sich ein Wirbelwind, ein rasender Taifun, der sie alle einhüllte, Farben blitzten auf, und Rose und Charlie drückten sich so nahe an Jake, wie sie nur konnten. Dann hörte er wie in Zeitlupe den Knall einer Explosion, Diamanten schossen durch die Luft, wurden wie bei einem Vulkanausbruch in alle Himmelsrichtungen geschleudert, und der Vulkan war – Jake selbst. Doch schon im nächsten Moment stieg auch er in den Himmel auf wie eine Rakete, erhob sich über das Schiff, über das Meer.
    Er kannte den Ausdruck »außerkörperliche Erfahrung«, aber wie die meisten Menschen hatte er noch nie selbst eine gehabt. Jake wusste, dass er mit beiden Füßen immer noch fest auf dem Deck stand, doch gleichzeitig fühlte er sich, als fliege er hoch über den Wolken und blicke auf sich selbst hinab.
    Die Diamanten rasten auf den Rand seines Gesichtsfelds zu, und die Farben blitzten mit unbeschreiblicher Intensität, als er schließlich ein Geräusch wie von einem Überschallknall hörte.
    Und mit einem Mal war alles wieder normal. Jake befand sich wieder auf dem Deck, Tante Rose neben ihm, und lauter Jubel brach aus, als alle einander zu dem erfolgreich absolvierten Zeitsprung beglückwünschten.
    Charlie drehte sich zu Jake um und schüttelte ihm die Hand.

Weitere Kostenlose Bücher