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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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»Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise«, sagte er. »Willkommen im Jahr 1820.«

6

    Die Geschichte lebt
    J ake war vollkommen erschöpft von den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden, aber er war fest entschlossen, so lange wach zu bleiben, bis er einen handfesten Beweis dafür hatte, dass er sich tatsächlich in einem anderen Jahrhundert befand. So stand er reglos am Bug, und seine Lider wurden schwerer und schwerer.
    Alle außer dem Kapitän waren unter Deck gegangen, um sich auszuruhen. Rose hatte noch eine ganze Weile mit ihm an der Reling ausgeharrt, doch als sie begonnen hatte, immer ausgiebiger zu gähnen, hatte Jake vorgeschlagen, sie solle es sich doch im Salon auf einem der Sofas neben dem prasselnden Feuer gemütlich machen. Rose hatte Jakes Anregung dankbar aufgegriffen und ihm noch eine Wolldecke gebracht, dann war sie mit den Worten »Wahrscheinlich kann ich sowieso nicht schlafen« unter Deck verschwunden. Kaum eine Minute später hatte Jake von unten ihr lautes Schnarchen gehört.
    In die warme Decke gewickelt schaute Jake hinaus auf die wogende See und die flimmernden Lichter der Küste. Er dachte an seine Eltern, und eine eigenartige Mischung von Gefühlen rumorte dabei in seinem Innern. Natürlich machte er sich Sorgen, aber irgendwie fühlte er sich auch von ihnen verraten. Immerhin hatten sie ihn belogen, hatten behauptet, sie würden eine Messe für Sanitäreinrichtungen in Birmingham besuchen. Stattdessen waren sie nicht nur zu einer Reise quer durch England aufgebrochen, sondern sogar quer durch die Jahrhunderte .
    Jake schüttelte den Kopf und versuchte, seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. »Bestimmt gibt es eine plausible Erklärung für alles«, sagte er laut zu sich selbst und widmete sich wieder dem grandiosen Anblick, der sich ihm bot. Seit dem Verschwinden seines Bruders hatte er auf schmerzvolle Weise gelernt, dunkle Gedanken rasch aus seinem Bewusstsein zu verdrängen.
    Allmählich erstarb die kühle, erfrischende Brise, und binnen Minuten trat ein tropisch warmer Wind an ihre Stelle. Eine übermächtige Schläfrigkeit befiel Jake, und er setzte sich aufs Deck. Schon wenige Momente später lag er auf der Seite, seine Schultasche als Kissen unterm Kopf, und starrte weiter hinaus auf die See. Dann schlief er ein.
    Etwa zur selben Zeit an diesem frühen Morgen des Jahres 1820 bewegte sich in der Nähe des normannischen Dorfes Verre eine maskierte Gestalt vorsichtig zwischen den in kunstvolle Formen geschnittenen Hecken eines weitläufigen Barockgartens, in dessen Mitte ein imposantes Château thronte. Irgendwo zwischen den Schatten blieb die Gestalt schließlich stehen und beobachtete aus der Deckung heraus das Gebäude.
    Ein Wächter mit einer Laterne patrouillierte auf dem Grundstück. Der Maskenmann wartete, bis die Wache um eine Ecke herum verschwunden war, dann schlich er über die Wiese auf das Château zu und kletterte an den kräftigen Ästen des Blauregens hinauf zu einem Fenster im ersten Stock. In dem Zimmer ging ein Mädchen nervös auf und ab. Der Eindringling drückte das Fenster auf, sprang über das Sims und riss sich die Maske vom Gesicht.
    Â»Nathan! Gott sei’s gedankt. Ich glaubte schon, du würdest es nicht mehr schaffen!«, rief das junge Mädchen und überschüttete ihn mit Küssen.
    Doch Nathan reagierte nicht. Er war daran gewöhnt, dass junge Damen in dieser Weise auf ihn reagierten. Er war sechzehn Jahre alt, hatte einen athletischen Körperbau und ein souveränes Funkeln in den Augen – mit anderen Worten: Er sah einfach umwerfend aus. Außerdem war er stets nach der neuesten Mode gekleidet.
    Nathan blickte sich in dem überreich mit Goldtapeten und fliederfarbenen Seidengirlanden geschmückten Schlafzimmer um. »Hoppla«, sagte er mit einem melodischen, amerikanischen Akzent. »Etwas überladen, finde ich. Isabella, dein zukünftiger Gemahl scheint Geld mit Geschmack zu verwechseln.«
    Â»Er wird niemals mein Gemahl sein! Wenn ich morgen nicht mit ihm vor den Traualtar trete, so sagte er, würde er mich zwingen – nötigenfalls mit vorgehaltener Waffe! Und sieh nur, dieses schreckliche Kleid, das ich vor dem Altar tragen soll!« Isabella reckte angewidert das Kinn in Richtung einer Ankleidepuppe, auf die ein wallendes Hochzeitsgewand drapiert war.
    Â»Dieser Mann ist doch wirklich

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