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Jake Djones und die Huter der Zeit

Jake Djones und die Huter der Zeit

Titel: Jake Djones und die Huter der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dibben Damian
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Bühne errichtet worden, zu beiden Seiten von Fackeln beleuchtet. Die Rückseite der Bühne war mit einfarbigen Stoffbahnen abgehängt, hinter denen sich die Schauspieler umzogen. Rechts davon warteten drei Musikanten mit Geigen und Trommeln auf einer Bank schon auf ihren Einsatz.
    Charlie war absolut hingerissen. »So sahen also die Anfänge des Showbusiness aus!«, sagte er und deutete mit überschwänglicher Geste nach oben. »Nichts als eine nackte Bühne, die Worte der Akteure und darüber das Himmelszelt.«
    Topaz sah zwei Dorfbewohnerinnen, die durch das Gewimmel in ihre Richtung kamen. Es waren Heidi, die hilfsbereite Rothaarige, und ihre Freundin, ein Mädchen mit Pferdegebiss und einem Dauergrinsen im Gesicht. Heidi flirtete ausgiebig mit Charlie, kitzelte ihn zum Abschied am Kinn und mischte sich dann wieder unters Volk.
    Â»Charlie Chieverley, je suis impressionnée . Die weibliche Dorfbevölkerung liegt dir zu Füßen, wie man sieht«, kommentierte Topaz.
    Â»Sie haben mich nur nach Mr Drake gefragt, das ist alles«, gab Charlie sichtbar beschämt zurück. »Ich habe ihnen erklärt, dass er gerade ein Nickerchen hält.«
    Ein Trommelwirbel erklang, und die Schauspieler betraten in griechische Gewänder gehüllt die Bühne. Ehrfürchtige Stille senkte sich übers Publikum, und das Stück begann.
    Jake war wie hypnotisiert. Das Drama wurde zwar auf Deutsch aufgeführt und er verstand die Feinheiten der Handlung nicht (Charlie hatte nur erklärt, dass es um einen Mann ging, der, ohne es zu wissen, seine eigene Mutter heiratete und seinen Vater tötete), aber die Schauspieler sprachen ihren Text mit solcher Eindringlichkeit, ihre Bewegungen waren so grazil und gleichzeitig ausdrucksstark, die von den Fackeln erleuchteten Gesichter von solcher Leidenschaft erfüllt, dass er sich dem Zauber der Aufführung nicht entziehen konnte. Eine Stunde verging wie im Flug. Wort für Wort hing das Publikum an den Lippen der Darsteller, manchmal schweigend, manchmal aufgeregt rufend, immer untermalt vom Spiel der Musikanten.
    Jake blickte Topaz an, die mit leuchtenden Augen das Stück verfolgte. Ohne den Blick von der Bühne zu wenden, ergriff sie seine Hand und hielt sie fest umschlossen. Jakes Herz schlug höher – die Schauspieler in den griechischen Kostümen, der Mond über dem Rhein, die gefährliche Aufgabe, die vor ihnen lag, alles verwob sich in dieser warmen Sommernacht zu reinster Magie.
    Nachdem das Stück zu Ende war und die Schauspieler sich verneigt hatten, betraten die Musikanten die Bühne. Der Geiger stampfte dreimal mit dem Fuß, dann ging es los. Jubelnd sprang mindestens die Hälfte der Dörfler von ihren Sitzplätzen auf, und sie begannen zu klatschen und ausgelassen zu tanzen. Da tauchten auch Charlies Bewunderinnen wieder auf und zogen ihn auf die Tanzfläche.
    Â»Nein, kommt nicht infrage«, protestierte er. »Ich kann nicht tanzen. Zwei linke Füße, tut mir leid«, erklärte er und schaute entschuldigend zwischen den beiden hin und her, nur um sich gleich darauf in den Reigen einzureihen.
    Mit einem breiten Grinsen beobachteten Jake und Topaz das festliche Treiben. Mittlerweile hatten sich so gut wie alle Dorfbewohner unter die Tanzenden gemischt. Freudig rufend tanzte Jung mit Alt, und ein Paar erregte Jakes ganz besondere Aufmerksamkeit: Ein junger Dorfbursche, der aussah, als hätte er den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet, tanzte mit einer barfüßigen älteren Dame im piekfeinen Ballkleid. Die Bewegungen der beiden harmonierten perfekt, sie lachten und trugen abwechselnd die kompliziertesten Tanzschritte zur Schau.
    Jake blickte Topaz unsicher an und öffnete den Mund. Eigentlich wollte er sie zum Tanz auffordern, doch stattdessen hörte er sich sagen: »Ziemlich eingängige Melodie, findest du nicht?«
    Topaz nickte nur knapp, und Jake wäre wegen seines dämlichen Kommentars am liebsten im Boden versunken. Kurz entschlossen unternahm er einen zweiten Anlauf: »Würde es dir etwas ausmachen, wenn du mit mir …«
    Doch es war bereits zu spät. Ein groß gewachsener Jüngling hatte sich vor Topaz in Pose geworfen und hielt ihr elegant die Hand hin. Er hatte langes blondes Haar, trug ein legeres Cape über den Schultern, und an einem Ohr prangte ein mit einem Diamanten besetzter Ohrstecker. Zwei seiner genauso jugendlich frisch

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