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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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auch im Lauf der vielen Jahre erworbene königliche Privilegien aus der Magyarischen Kanzlei. Trotzdem waren Jakobs Brüder keineswegs begeistert, sondern eher verstimmt, als dieser ihnen in Augsburg erklärte, welche Vereinbarung er mit Johann Thurzo geschlossen hatte.
    »Du kannst doch nicht einfach eine Gesellschaft gründen, in der wir nichts mehr zu sagen haben. Es ist unser gemeinsames Geld, das du in den ständig absaufenden ungarischen Bergwerken versenkst.«
    »Und es sind das Wissen und die Verbindungen dieses Mannes, der uns zu Königen des Kupfers machen wird«, konterte Jakob. »Natürlich weiß ich, dass in der ganzen Sache auch ein Risiko steckt, aber wie wollt ihr gewinnen, wenn ihr nicht wagt? Ihr mögt ja recht haben mit euren guten Geschäften, die genauso ablaufen wie seit Jahrhunderten. Aber das reicht mir nicht!«
    »Vergiss nicht, was wir beschlossen haben, als wir die Gesellschaft umbenannten«, sagte Ulrich. »Jeder Anteil und jeder Gewinn muss für die Dauer von sechs Jahren in der Gesellschaft belassen werden. Wenn du jetzt sagst, dass du deine neue Gesellschaft mit dem Namen ›Gemeiner Fuggerscher Handel‹ aus deinem eigenen Geld finanzieren willst, dann vergiss nicht, dass jeder von uns nur ein Viertel seines Anteils für eigene Geschäfte nutzen darf. Wir haben einfach nicht genügend Münzen für derartige Abenteuer, seit wir die fremden Teilhaber und unsere Schwestern ausbezahlt haben.«
    »Dann müssen wir uns neue Einlagen beschaffen«, sagte Jakob. »Nicht von fremden Teilhabern, sondern von Männern, die schon jetzt ihr Geld bei uns anlegen und dafür Zinsen bekommen.«
    »Nein, nicht noch mehr Ablass oder Opferpfennige!«, protestierte Georg. »Angst und Unsicherheit sind nun einmal Gift für Handel und einträgliche Geschäfte.«
    »Oder die Quelle«, sagte Jakob und lächelte zweideutig. »Überall verwahrlosen die Sitten, dass es den Allmächtigen längst jammern müsste!«
    »Nicht hier in Augsburg!«, warf Ulrich ein. »Denn hier soll übermorgen eine sündige Sechzehnjährige an den Pranger gestellt und dann mit Ruten aus der Stadt getrieben werden.«
    »Ist sie der Hexerei verdächtigt?«
    »Nein«, antworte Ulrich mit grämlichem Gesicht. »Die Anna Laminit hat durchreisenden Kaufleuten immer wieder zuchtlose Nachtgespielinnen beschafft.«
    »Was ist daran so ungewöhnlich?«, fragte Jakob verwundert. »In Venedig bekommt jeder Mann das, was er gern im Bett hätte.«
    »Venedig, Venedig! Wir sind doch nicht in diesem sündigen Babylon«, schnaubte Ulrich. »Du bist zurück in Augsburg, Jakob, und diese Stadt hat einen Erzbischof und Männer im Rathaus, die sich nicht nur dort bis aufs Blut bekämpfen. Was sich die Anna Laminit erdreistet hat, hätte in anderen Städten sogar den Scheiterhaufen zur Folge gehabt. Sie kann von Glück reden, dass ihr nicht Hexerei, Teufelswerk und Buhlschaft mit den Dämonen vorgeworfen wird. Sieh dir doch an, wie gnadenlos in den vergangenen Monaten alles geworden ist: Jede Verdächtigung eines Handelshauses wird von den anderen sofort an die große Glocke gehängt. Die Vorwürfe reichen von Falschmünzerei über Betrug und vergiftete Waren bis zu Kuppelei und Gotteslästerung.«
    »Ich kann das alles nur bestätigen«, warf Georg ein. »Schweigst du, dann machst du dich ebenso verdächtig wie durch Widerspruch. Spendest du zu viel für den Opferstock, bekennst du dich schuldig – gibst du zu wenig, gerätst du in Verdacht, ein Ketzer zu sein und die heilige römische Kirche zu verraten.«
    »Schon deshalb ist das, was du mit diesem Johann Thurzo aus Krakau über das ungarische Kupfer vereinbart hast, eine große Gefahr für uns alle. Sollte das ruchbar werden, haben wir nicht nur das Habsburger Kaiserhaus, sondern auch noch die bayerischen und schwäbischen Kaufleute und die Ratsherren in den Städten gegen uns. Nichts ist verderblicher für einen gedeihlichen Handel als Gerüchte – mögen sie falsch oder wahr sein.«
    Jakob blickte seine Brüder lange und schweigend an. Er wusste, dass sie recht hatten. Trotzdem sann er über Wege nach, wie er ihre Bedenken berücksichtigen und dennoch Herr über das ungarische Kupfer werden konnte.
    Die beiden älteren Brüder der Fugger von der Lilie konzentrierten sich wieder auf den Handel mit Stoffen, Metall und exotischen Gewürzen. Gleichzeitig kümmerte sich Jakob so unauffällig wie möglich um sein ungarisches Kupfer, die Reste des Tiroler Silbers und um Zucker von der Insel Zypern. Er war

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