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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Von der anderen Seite über das Mittelmeer und Portugal kamen ebenfalls Nachrichten, die viele der alten Händler und der reich, aber unbeweglich gewordenen Patrizier verschreckten. Immer häufiger war von Gold, neuen Gewürzen und fremden Völkern die Rede, von denen bisher noch nie jemand etwas gehört hatte.
    In diesen Monaten dachte Jakob Fugger oft an die Gespräche zurück, die er mit Conrad Peutinger und Francesco Tassis geführt hatte. Er lächelte, wenn er an den Globus dachte, auf den Martin Behaim all die Namen und Küsten, Städte und Flüsse eingezeichnet hatte, die es auf dem Erdball geben sollte.
    Trotz aller Verunsicherungen empfand Jakob Venedig erneut als einen Ort, an dem er mehr bewirken konnte als nördlich der Alpen. Er schickte auf drei verschiedenen Wegen Tassis-Boten nach Augsburg und teilte Ulrich mit, dass er noch eine Weile bleiben werde. Gleichzeitig sollte von Augsburg aus verkündet werden, dass sich der jüngste der Brüder auf Reisen nach Antwerpen, Frankfurt und Leipzig befand. Nichts davon stimmte, denn Jakob interessierte sich zunehmend für eine ganz andere Richtung.
    Die Zeit des Silbers war für ihn vorbei. Jetzt kam es darauf an, mittels straff geführter Gedankenfäden mit Kett und Schuss einen Plan zu weben, der ihn zum Herrn über das Kupfer machen sollte. Er ließ sich Zeit. Lieber schon vor Beginn alles ganz genau überdenken, als später auch nur einen Knoten im Gewebe festzustellen, der das Ganze wertlos machte …
    Schließlich war er so weit. Wie beim Beginn eines neuen Webstücks zog er einen einzigen Faden von einer Seite zur anderen. Sein Schiffchen war ein junger Kanoniker aus dem Stift Sankt Veit in Herrieden, der inzwischen ebenfalls bei den Tassis-Reitern untergekommen war. Er schickte ihn auf der Bernsteinstraße über Aquilea und das Königreich Ungarn bis nach Krakau. Dort lebte einer der besten Ingenieure für den Bau von Bergwerken, Pumpen für das immer wieder in die Gruben hereinstürzende Wasser und für die Verhüttung von Kupfer.
    Für eine Weile hatte Jakob gezögert, nachdem er von Gerüchten gehört hatte, dass ein Maler namens Leonardo da Vinci ebenfalls geniale Maschinen bauen konnte. Doch dann erschien ihm eine Verbindung mit dem polnischen Saufkopf Johann Thurzo in Krakau aussichtsreicher – und einfacher geheim zu halten. Er wollte ihn sehen – und wenn er ihn in einem Fass voll Branntwein nach Italien holen musste …

Geschäftsbeziehungen
    Sie trafen sich nicht in Venedig, sondern am nördlichen Rand des adriatischen Meeres. Jakob ritt Johann Thurzo auf einem Pferd entgegen, das einmal einem Condottiere aus Mantua gehört hatte. Der Hengst war feurig und schnell und vollkommen unempfindlich gegen den Lärm auf den Straßen. Selbst wenn ihm Reiter auf Stuten entgegenkamen, blies er nur kurz seine Nüstern auf und warf dann den Kopf gelangweilt nach rechts, als wolle er lieber aufs Meer und das Schilf in den Ufersümpfen schauen. Die alte Hafenstadt vor der Insel Grado hatte ihre Blüte vor tausend Jahren erlebt. Damals, als sie der wichtigste Hafen der Römer im adriatischen Meer gewesen war, hatten noch zweihunderttausend Menschen dort gelebt – so lange jedenfalls, bis sie von Attila und seinen Hunnen monatelang belagert worden waren. Der Sage nach hatten sich die letzten Überlebenden von Aquileia in die Lagune geflüchtet, in der sie ihre Wasserstadt Venedig errichteten.
    Als Jakob Fugger über die einstige Prachtstraße von Aquileia an den Säulenresten vorbeiritt, erinnerten ihn die Ruinen an die Hügel von Rom. Er stieg in einer kleinen Herberge ab, die nicht einmal für die Postreiter der Tassis-Gesellschaft interessant genug war. Nur ein Dutzend Gäste zu Fuß, zu Pferd und mit kleinen zweirädrigen Karren bevölkerten den viel zu großen Platz, der einmal das Forum der zweitgrößten römischen Hafenstadt gewesen sein musste.
    Zum ersten Mal in seinem Leben empfand Jakob die erzwungene Stille während der Wartezeit in den antiken Ruinen der vergessenen Stadt als eine angenehme Unterbrechung. Hier störte ihn kein Geschrei aus Gondeln und Kanälen, niemand kannte ihn, und er musste nicht darauf achten, wen er grüßen und wen er geflissentlich bei einem Gang über die Plätze übersehen sollte.
    Er nutzte die Zeit für lange Spaziergänge an der alten Kirche vorbei, an deren Giebel noch immer Spuren von der hunnischen Brandschatzung zu sehen waren. Der längst verfallene antike Uferkai des Hafens von Aquileia erinnerte ihn an

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