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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Tanzbär war, der sich so simpel einfangen und leiten ließ. Der Pole legte seine Hände auf den Rücken, streckte die Brust vor und schritt dann wie ein Imperator vergangener Zeiten ebenfalls auf den großen Steinplatten des Forums hin und her. Jakob kam es so vor, als würden sie wie zwei Schauspieler in einem leeren Theater ohne Sitzreihen ihre Rollen spielen. Er blieb stehen, blickte Thurzo an und lachte.
    »Wisst Ihr, was mir soeben durch den Kopf ging?«, fragte er. Thurzo blieb ebenfalls stehen.
    »Ich nehme an, das Gleiche wie mir. Dabei wissen wir doch beide, was wir voneinander wollen.«
    »Genauso ist es«, sagte Jakob zustimmend. »Ihr kennt die Berge, die Kupferadern und die Technik, wie sie auszubeuten sind. Aber Ihr habt nicht genügend Mittel, um all die großen Gruben, Hebeanlagen und Hüttenwerke zu errichten, durch die der Reichtum ans Tageslicht gehoben werden kann.«
    »Und Ihr, Meister Fugger aus Augsburg, habt das Geld. Doch Geld allein ist dumm. Ihr könnt ihm nicht befehlen, in den Berg zu gehen, um dort für Euch zu arbeiten.«
    »Das könnte ich sehr wohl, wenn ich es wollte«, widersprach Jakob. »Ich habe in Tirol bewiesen, wie man schlecht geführte Silberbergwerke in wahre Goldgruben verwandelt.«
    Hinter den Säulen und der alten Kirche von Aquileia wurden helle, fröhliche Stimmen laut. Jakob sah, wie ein kleines Segelboot über die Zufahrt zum Meer kam und in das lang gestreckte alte Hafenbecken einbog.
    »Meine Söhne«, erklärte Johann Thurzo. »Sie sind zurück von ihrem Bad im Mittelmeer. Damit habe ich mein Versprechen an sie erfüllt und könnte heute noch zurückreisen.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Jakob Fugger und blieb plötzlich stehen. »Allerdings sollten wir zuvor noch den Vertrag unterschreiben, den ich bis auf die einzusetzenden Zahlen, die Euch und mich betreffen, bereits vorbereitet habe.«
    »Vergesst jede Vereinbarung, wie ich sie bereits bei anderen von Euch Kaufleuten abgelehnt habe«, sagte Johann Thurzo. »Ich arbeite für keinen von Euch, weder für zehn Prozent noch für ein Vielfaches.«
    »Trotzdem seid Ihr gekommen, um mit mir zu reden.«
    »Es gibt nur eine Antwort, auf die ich einen Humpen Wodka mit einem Zug austrinken würde«, schnaubte Johann Thurzo und leckte sich über die vollen Lippen. »Ich biete Euch mein gesamtes Wissen über die Bergwerke in den Karpaten, ebenso wie über die ungeheuer reichen Kupfervorkommen Ungarns.«
    »Und die Bedingungen?«
    »Ich werde niemals Diener irgendeines Herrn sein! Und ich neige meinen Kopf nicht vor Euch, selbst wenn Ihr einen Adelstitel hättet oder eine Krone auf Eurem schönen Kopf.«
    Jakob verstand sofort, was der geniale Bergwerksingenieur aus Krakau damit ausdrücken wollte. Thurzo ließ sich nicht kaufen. Dann also gab es nur noch eine Möglichkeit.
    »Wir könnten Partner werden«, sagte Jakob Fugger. »Teilhaber in einer neuen, streng geheim gehaltenen Gesellschaft, Ihr für Euer Wissen und Eure Fähigkeiten mit noblen dreißig Prozent …«
    »… und Ihr nur dafür, dass Ihr Geld habt und Absatzwege für den Verkauf des Kupfers kennt, sicherlich mit siebzig«, sagte Thurzo. »Nein, Meister Fugger! Schon der Gedanke an eine derartige Aufteilung ist eine bösartige Beleidigung für mich. Vergessen wir, dass Ihr mir eine Weile gut gefallen habt und ich Euch sogar meinen Söhnen vorstellen wollte.«
    »Vierzig Prozent«, sagte Jakob. Thurzo verzog die Lippen. Seine Augen wurden klein.
    »Ihr seid ein schöner, kluger Mann, Meister Fugger. Aber wie so viele feine Herrchen versteht Ihr einfach nichts vom Bergbau.«
    »Dann sagt mir, was Ihr wollt.«
    »Was ich will?« Thurzo lachte. »Ich will ein freier Mann bleiben, Meister Fugger, und das kann ich nicht mit dreißig oder vierzig Prozent an einer gemeinsamen Gesellschaft. Auch nicht mit neunundvierzig, und das wisst Ihr ganz genau.«
    »Heißt das, bei fünfzig kämen wir zusammen?«
    »Vielleicht«, antwortete Johann Thurzo. »Aber da kommen meine Söhne. Ich will zu ihnen und ihre Körper mit Olivenöl einreiben, denn wie ich sehe, waren sie zu lange in der Sonne. Das tut diesen Knaben nicht sehr gut.«
    »Fünfzig Prozent und sämtliche Entscheidungen über das Kupfererz, solange es im Berg oder noch nicht verhüttet ist.«
    Johann Thurzo verzog sein bärtiges Gesicht zu einem breiten Grinsen. Dann drehte er sich um und stiefelte davon.
    Thurzo besaß nicht nur mehr Wissen als alle anderen, die etwas mit Bergwerken zu tun hatten, sondern

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