Jakob der Reiche (German Edition)
all den Jahren hatte er außer Caterina Cornaro keine andere in seinem Herzen geduldet. Nun aber, da er schon bald vier Jahrzehnte auf Erden weilte, gehörten zu der ordentlichen Buchführung des Lebens auch ein Weib und wohlgeratene Nachkommen.
Das Syndikat
Während sich Jakob in aller Heimlichkeit darum kümmerte, dass Melchior von Meckau, der Fürstbischof von Brixen, ihm weitere Gelder zur freien Verwendung innerhalb der Firma übergab, bahnten sich an mehreren anderen Schauplätzen Ereignisse an, die noch weitreichende Folgen haben sollten.
Seit Jakob nicht mehr in der Innsbrucker Faktorei den Gang der Dinge überwachte, hatten sich auch am Hof König Maximilians einige Dinge so entwickelt, dass er sich allmählich Sorgen machen musste. Immer wieder hörte Jakob, dass Maximilian inzwischen mehr als ein Dutzend Berater in den Ohren lag. Einige davon, die Maximilian noch von seinem unglücklichen Verwandten Sigismund übernommen hatte, standen noch immer in jenem Buch in Augsburg, in dem die Fugger von der Lilie ihre nützlichen Aufwendungen verzeichneten. Auch der König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erhielt inzwischen monatlich zehntausend Gulden von Jakob Fugger. Er nahm sie ebenso selbstverständlich, als würden sie aus der Schatulle seines Ersten Kämmerers stammen.
Jakob empfand immer häufiger Zorn über den Leichtsinn des Habsburgers. Ohne Bedenken verfügte Maximilian über die fast unerschöpflich erscheinenden Finanzquellen der Fugger und anderer Kaufleute. Er plante Überfälle, zog gegen jeden guten Rat in Kriegsabenteuer bis nach Livorno in Italien, kehrte ohne einen Gulden zurück und veranstaltete gleich darauf rauschende Feste und aufwendige Turniere nach alter ritterlicher Art. Es kümmerte ihn nicht, was derartige Abenteuer und Lustbarkeiten kosteten. Im Gegenteil – wer sich gegen die gottgegebenen Ansprüche des Habsburgers zur Wehr setzte, fiel sofort in Ungnade.
Wie hart die Folgen von Protest, Widerstand und dem Ruf nach Gerechtigkeit sein konnten, hatte kein anderer bitterer erfahren als der alte Lukas Fugger vom Reh. Maximilian hatte nur gespottet, als er erfuhr, dass die Bürger der Stadt Leuven nicht einen Gulden von den Schulden zahlen wollten, die er selbst bei Lukas Fugger gemacht hatte.
»Ja, ja«, sagte er nur. »Es ist halt hart, das Leben, und oftmals unerwartet …«
Überdies übte sich Maximilian in einer Kunst, die vor ihm überwiegend nur Kirchenfürsten, kaiserliche Berater und geschickte Kaufleute beherrscht hatten. Er, der nach allen Seiten als offen, laut und selbstherrlich bekannt war, versuchte sich jetzt auch darin, heimliche Ränke gegen Männer zu schmieden, denen er eigentlich zu großem Dank verpflichtet war. Was zunächst kaum jemand besonders ernst nahm, entwickelte sich fast unmerklich zu einem Würgegriff gegen Familien, die zwar reich und treue Geldgeber des Königs, aber nicht einmal von Adel waren. Maximilian versuchte, den weit entfernt lebenden Thurzos und ihren Kupferbergwerken zu schaden, gleichzeitig den Baumgartners in Kufstein und den Fuggern von der Lilie, und dies in der Stadt, in der er bereits oft und gern gewohnt hatte.
Die Fugger merkten fast zu spät, was sich am königlichen Hof von Innsbruck gegen ihr Unternehmen anbahnte. Nur Jakob war von Anfang an immer auf der Hut. Er beobachtete, wie Maximilian andere Handelshäuser zusammenbrachte, um mit ihnen ein Syndikat für das Kupfer zu bilden. Für eine Weile überlegte er, ob er nicht ebenfalls dieser Kaufmannsvereinigung beitreten sollte. Ulrich und Georg waren dafür. Aber dann lehnte Jakob ab.
»Ihr kennt sie doch ebenso gut wie ich«, warnte er Ulrich und Georg. »Wie lange halten Konkurrenten denn zusammen? Und was geschieht, wenn Maximilian sich erneut in wilde Abenteuer einlässt? Ich höre doch schon, mit welchem Hochmut er die Schweizer bekämpfen und besiegen will. Wir haben nichts davon, wenn wir uns ebenfalls dem Syndikat anschließen. Ich bin gewiss kein Hasenfuß, aber in diesem Fall ist es besser zu warten, als mit den Wölfen zu heulen. Erst wenn sich alle ihre Zähne ausgebissen haben, dann will ich ihm noch einmal die Pforte öffnen – nur dafür, dass er in die Knie geht und bittet.«
Ulrich stöhnte auf. »Jakob, Jakob!«, sagte er besorgt. »Siehst du denn nicht, wie leicht den Henkern inzwischen Strick und Beil geworden sind? Hast du Lukas schon vergessen? Weißt du nicht mehr, wie gnadenlos ihn Maximilian fallen ließ?«
Auch Georg
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