Jakob der Reiche (German Edition)
Diözese aus Eichstätt an den Kardinal della Rovere bei euch in Augsburg eintreffen – ein Schreiben, das euch bei diesem Neffen von Papst Sixtus sehr nützen kann.«
Jakob hätte am liebsten aufgeschrien. Er war zu jung gewesen, um Widerstand zu leisten, als ihn die älteren Brüder in das Stift gesteckt hatten. Erst jetzt, als ihn der Abt, der all die Jahre sein Herr und Richter, Freund und Vater gewesen war, nach ein paar kurzen Worten mit Ulrich einfach freigab und ihm sogar Empfehlungsschreiben bis nach Rom beschaffen wollte, wehrte sich alles in Jakob gegen diesen Handel, dessen Einzelheiten er nur ahnen konnte.
»Was zahlt Meister Ulrich Fugger dem Stift Sankt Veit für meinen Freikauf?«, fragte er respektlos.
»Leider nicht eine Münze«, seufzte Abt Wolfgang. »Im Gegenteil, wir sind es, die auch noch unsere kargen Einnahmen für dich verlieren. Da zählt auch nicht, dass wir dir keine Pfründe mehr zu zahlen haben.«
»Und wenn ich Nein sage?«, fragte Jakob. »Wenn ich vor allen Brüdern und allen Chorherren des Stiftes laut bekenne, dass ich mein Leben nur dem Allerhöchsten um nichts als Gotteslohn weihen und nicht im Handel und im Streben nach schnödem Mammon und irdischem Gewinn verkommen will?«
»Versündige dich nicht, Jakob!«, mahnte der Abt erschrocken. »Du bist noch nicht aufgenommen, noch nicht im Amt und hast noch keine einzige der Ordines maiores.«
»Will sagen, dass du heute noch mit mir kommen könntest und dass kein Eid und keine Weihe dich daran hindern könnten«, stellte Ulrich fest. »Dennoch geben Abt Wolfgang und ich dir Zeit bis morgen früh.«
»Und wenn der Hahn zum dritten Mal gekräht hat, soll ich den Herrn verraten«, stieß Jakob widerspenstig hervor. »Ist es das? Soll ich in einer Nacht aufgeben, was neun Jahre lang mein täglich Brot und mein Gebet war?«
»Geh, wenn du beten willst«, sagte der Abt milde. »Und schließe deinen Vater und deine verblichenen Brüder Andreas, Peter und Markus in die Fürbitte mit ein.«
»Wir brauchen dich, Jakob«, sagte nun auch Ulrich ohne jede Härte in seiner schweren Stimme. »Denk an den Vater und seinen Vater und daran, was wir jetzt bereits in der vierten Generation aufgebaut haben.«
»Und Mutter?«
»Komm mit nach Augsburg und sprich selbst mit ihr.«
Der Ritt nach Augsburg dauerte nur zwei Tage. Bereits am übernächsten Abend trafen Ulrich und Jakob im Haus am Rohr ein.
Während der Reise hatten beide nicht viel miteinander geredet. Erst vor den Toren Augsburgs hatte der Ältere ihn angesprochen. »Du musst dich aufrichten im Sattel, wenn wir jetzt durch das Tor reiten«, sagte er. »Es wird noch eine Weile dauern, bis du Soutane und Tonsur vergessen hast, aber ich möchte, dass du als stolzer Fugger und nicht als demütiger Diener in Augsburg einziehst.«
»So wie der Kaiser mit seinem Sohn Maximilian vor fünf Jahren?«, entgegnete Jakob spöttisch.
Ulrich warf ihm einen erstaunten Blick zu. Auch er musste sich erst daran gewöhnen, dass Jakob kein Halbwüchsiger mehr war, sondern ein freier und durch kein Gelöbnis an irgendeinen anderen gebundener Mann.
»Wir haben ihnen damals genau zur rechten Zeit geholfen«, sagte Ulrich. »Auch wenn es auf dem Trierer Reichstag und danach noch nicht zu einem Ehebündnis zwischen den Häusern Habsburg und Burgund gekommen ist.«
»Ich weiß«, antwortete Jakob. »Wir in Herrieden waren auch nicht blind und taub. Wir hatten Augenzeugen dort, von denen wir vielleicht noch schneller als ihr in Augsburg und den anderen Städten erfuhren, wie sehnsüchtig die Burgunder darauf warteten, dass ihr Herzog zum König gekrönt wurde. Die Abgesandten unseres Bischofs in Eichstätt haben sogar die neue, kostbare Krone für ihn im reich geschmückten Dom gesehen.«
»Davon habe ich nichts gehört«, sagte Ulrich abwesend.
In flottem Trab ritten sie in die Stadt ein. Während der Ältere nach allen Seiten grüßte, richtete sich Jakob tatsächlich im Sattel auf. Sein Rücken schmerzte zwar von der ungewohnten langen Anstrengung, aber er wollte sich nichts anmerken lassen. Stattdessen genoss er, dass er zumindest in der Sache mit Burgund mehr zu wissen schien als das männliche Oberhaupt der Fugger von der Lilie.
»Karl der Kühne ist im Kampf gegen die vereinte Heeresmacht der Schweiz, des Elsass und Lothringens gefallen«, verkündete Ulrich, als wolle er die Scharte wieder auswetzen.
Sie ritten am Dom und am Rathaus vorbei auf der alten Via Claudia weiter und sahen bereits
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