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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Stadt nur noch vierhundert Goldgulden im Jahr an ihn zu zahlen hat. Und er ist gut mit unseren Nachbarn, den Herzögen von Bayern, ausgekommen.«
    »Was redest du da?«, schnaubte Ulrich und nahm sich einen Kelch mit rotem Wein. »Einer, der sich nicht an die gottgewollte Ordnung hält, ist wie ein Ketzer oder teuflischer Verführer. Der Schwarz hat schließlich alle gegen sich aufgebracht – die Zünfte und die kleinen Leute, weil er nicht schnell genug gegen die Reichen vorging, und die Geschlechter, weil er den Großen Rat durch dreizehn Zunftmeister ersetzt hat, wie er doch selbst nur einer war.«
    »Es war nicht recht, dass er die Niederen gleichberechtigt mit den Oberen zusammensetzen wollte«, sagte die Mutter leise. »Und darüber, dass er dann auch den alten Bürgermeister Vittel hinrichten ließ, wird er wohl selbst am Galgen nachdenken müssen!«
    Genauso kam es. Dennoch herrschte zwischen Georg und der Mutter über diese Vorgänge jahrelang Uneinigkeit. Ulrich und Jakob freilich kümmerten sich nicht mehr um die Ereignisse in Augsburg. Ulrich sorgte dafür, dass Jakobs Pfründe von Herrieden wieder freigegeben wurde. Wenige Tage später brachen sie zur großen Reise in die Ewige Stadt auf.
    Sie verließen Augsburg durch das Rote Tor auf der alten Via Claudia und ritten am Lech entlang über Füssen, Reutte und Schongau auf die Alpen zu. Bis auf Nürnberg und die Orte zwischen Herrieden und Augsburg hatte Jakob noch nicht viel von der Welt gesehen. Jetzt, auf dem Rücken eines braven Pferdes, von fünf Bewaffneten und fünf Knechten begleitet sowie einem Tross von Packpferden mit einigem nützlichen Gepäck, wollten sie über den Tauernpass, Bozen und Trient direkt nach Venedig.
    Die Strecke war in vier bis fünf Tagen zu schaffen, aber es hieß, dass der junge Italiener Francisco de Tassis bereits Stafetten von schnellen Reitern organisieren konnte, die es ohne großes Gepäck in derselben Zeit von Augsburg nach Genua oder Ravenna oder in andere Richtungen bis nach Antwerpen oder zum Burgberg des Königs von Ungarn an der Donau bei Ofen und Pest schafften.
    Während sie in der Poebene durch die Terraferma, den Festlandsbesitz der Republik von San Marco, zogen, erzählte Ulrich dem jüngeren Bruder, was er über die großen Städte und Märkte wissen musste.

Das Bild der Königin
    Die beiden ungleichen Männer ritten nebeneinander auf der schmalen Dammstraße zwischen den Lagunen und dem Meer durch den heißen, dunstigen Nachmittag. Der Ältere trug nach Art der Augsburger Kaufleute einen hohen blauen Filzhut. Seine viel zu warme Schaube mit Pelzkragen hatte er vor sich auf den Sattel gelegt. Der Jüngere trug die aus Italien stammenden, »mi parti« genannten eng anliegenden zweifarbigen Beinlinge. Er hatte für die letzte Wegstrecke bis Venedig einen ärmellosen Halbumhang übergeworfen, und die Bewegung der trabenden Pferde ließ die Feder auf seiner pelzbesäumten Kappe wippen. Während der Ältere sich ernst und abweisend gab, konnte der Jüngere seine Erwartungen kaum noch verbergen. Sein von der Julisonne Italiens gerötetes Gesicht glühte.
    Drei der Fuggerbrüder hatten schon vor ihm im Fondaco dei Tedeschi, Handelshaus der Deutschen an der Rialto-Brücke, gelernt. Zwei davon hatte das Fieber dahingerafft, das diesen riesigen Marktplatz wieder und wieder überfiel. Sie waren in Venedig begraben worden. Georg, der dritte, war erst im vergangenen Jahr im Fondaco dei Tedeschi gewesen. Er hatte das Fieber überlebt und war sogar vom berühmten Bellini gemalt worden.
    Sie erreichten die Anlegestelle mit den eigenartig gebogenen Booten, deren hochgezogene Steven eine kammartige Bug- und Heckzier schmückte, die für die einzelnen Stadtteile der Lagunenstadt stand. Die Gondeln schwankten kaum, als die Augsburger einstiegen. Dennoch empfand Jakob eine eigenartige Beklemmung. Er hatte sich Venedig viel lärmender und bunter vorgestellt. Sie legten ab, während ein leiser Windhauch zwischen den Fassaden der klosterartig aufragenden großen Häuserblocks über das Wasser strich. Und dann, unmittelbar vor der hölzernen Brücke, verhinderte eine Ansammlung Hunderter Frachtkähne und eigenartig geformter bunter Gondeln mit kleinen Hütten in der Mitte jede Weiterfahrt.
    Im ersten Augenblick glaubte Jakob Fugger an ein Wunder. Er nahm seine Kopfbedeckung ab. Noch immer waren die Spuren der Tonsur auf seinem Hinterkopf deutlich zu sehen. Wie ein Schwarm von Wasservögeln drängten sich die Boote vor einer

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