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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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drei Sätzen einzuschlafen. Auch diesmal schlossen sich seine Augen ohne jeden Übergang, während sein Mund sich öffnete.
    Jakob blickte den Älteren schweigend an. Er empfand kaum noch Achtung für ihn, sondern bestenfalls ein wenig Trauer über seinen Zustand.
    »Nimm nichts von dem, was Gott gehört«, murmelte Ulrich mit geschlossenen Augen. »Nein, Jakob, keine Ablassgelder für den König … nicht einmal als geheime Anleihe. Aber von dir als Herrn der Grafschaft Kirchberg fordert er hundert voll ausgerüstete Landsknechte, dazu Verpflegung für drei Monate und einen Anteil für die Heerführer bei seinem Zug nach Rom.«
    Diesmal war Jakob sprachlos. Mit derartigen Folgen einer Erhebung in den Adelsstand hatte er nicht gerechnet. Er vergaß sogar, dass Ulrich davon eigentlich noch gar nichts wissen konnte …

Das Kardinalsgelage
    In den folgenden Monaten ließ König Maximilian überall im Reich Kriegsknechte für seinen Triumphzug in die Ewige Stadt anwerben. Seine Werber gelangten bis nach Mecklenburg. Hier holten sie sich die besten Kaltblüterpferde und stämmige Männer, die er als Reiterei gegen die Venezianer einzusetzen gedachte.
    Bis in den Herbst hinein konzentrierte sich Jakob darauf, keinen Fehler zu machen. Er schloss keine wichtigen Kaufverträge ab, billigte sämtliche Handlungen der Faktoren in den verschiedenen Niederlassungen und sorgte dafür, dass jeder Mittelsmann genau die Zuwendungen erhielt, die ihm versprochen worden waren.
    Nur er wusste, dass seine Außenstände zu hoch geworden waren. Wieder und wieder musste er an den unglücklichen Großvater Bäsinger und an Lukas Fugger vom Reh denken. Dem Onkel hatte als Sicherheit nicht einmal eine blühende Stadt in den Niederlanden genutzt. Und für die Fugger von der Lilie war ebenfalls alles vorbei, wenn Maximilian tatsächlich nach Italien zog und gegen Venedig den Durchmarsch erzwingen wollte. Das für den Feldzug geliehene Geld würde kaum für den Sold der Männer bis Bozen oder Trient ausreichen. Noch mehr aber konnte Jakob nicht geben.
    Es war, als würde alles bisher Erreichte, alles Geld, aller Erfolg, aller Einfluss wie feinster Sand in einer Sanduhr mit einem viel zu großen Durchlass verrinnen. Jakob regulierte einen schier unablässigen Strom kleinerer Schulden und Gefälligkeiten für Maximilian.
    In manchen Nächten, in denen er nicht schlafen konnte, rollte er die Peutingeriana immer wieder von einer Seite zur anderen hin auf. Er betrachtete das Zeichen für die Stadt Lissabon und die weit gestreckten Zackenlinien rund um Paris, sah sich Lyon und Genua an, London, Antwerpen und Frankfurt. Dann wieder studierte er die eingezeichneten Straßenverbindungen zwischen Rom, Mailand, Venedig und der ungarischen Hauptstadt. Obwohl die Stadt Augsburg nur einen kleinen Fleck auf der ungewöhnlichen Landkarte ausmachte, schien sie ihm plötzlich zu einer Art Mittelpunkt der Welt zu werden. Es war ihm, als würde in diesen Zeiten des Umbruchs niemand mehr am ummauerten Hügel zwischen der Wertach und dem Lech vorbeikommen.
    Wie zur Bestätigung erschien einige Tage später der venezianische Gesandte Vincenzo Querini im Hause Fugger. Die beiden Männer brauchten nicht lange, um zur Sache zu kommen.
    »Ihr müsst Euch den ganzen Plan aus dem Kopf schlagen«, sagte der Venezianer mit freundlichem Lächeln. »Der Doge Loredan und Papst Julius  II . sind im Augenblick nicht sehr gut aufeinander zu sprechen. Es geht wie üblich auch ein wenig um das Herzogtum Ferrara, das auf der einen Seite vom Kirchenstaat und auf der anderen von uns beansprucht wird. Natürlich haben wir ebenfalls das Gerücht gehört, dass der Papst hunderttausend Dukaten über Eure Faktoreien an Maximilian für die geplante Romreise überstellen lässt. Wir fragen uns daher, ob Ihr auf das Kupfergeschäft an der Metallbörse von San Marco verzichten wollt oder ob Ihr mit Euch handeln lasst.«
    Jakob Fugger lächelte, obwohl er die Drohung durchaus ernst nahm.
    »Das Gerücht von den hunderttausend Dukaten des Papstes über mich an Maximilian entbehrt jeder Grundlage«, sagte er. »Nur ein Gerücht – obwohl so gut, dass es von mir sein könnte. Andererseits droht Ihr mir, den Metallhandel am Rialto vollständig zu unterbinden, sobald König Maximilian durch Euer Hoheitsgebiet zieht. Habe ich das richtig verstanden?«
    »So ist es.«
    »Und weil ich sowohl dem Vatikan als auch dem Habsburger geschäftlich verbunden bin, zähle ich jetzt auch zu den Feinden Venedigs.

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