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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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sich hin und unterzeichnete mit einem wilden Federstrich den Zusatz, den Conrad Peutinger behände in den Vertrag eingefügt hatte.
    »Und nun?«, fragte Maximilian, als er wieder aufstand. »Wo bleiben Euer Dank, die Freude, Luftsprünge und ein riesiges Gelage mit allen Freunden dafür, dass Ihr Euch jetzt nicht mehr Meister Fugger, sondern Graf durch allerhöchste Order nennen dürft?«
    Jakob blieb schweigend neben der großen Urkunde auf dem Tisch stehen.
    Er sah die Wappenfahnen der Konstanzer Weber an den Wänden des kleinen Saals. Sie wirkten viel bescheidener als alles, was er aus Augsburg und aus Schwaben kannte.
    »Ich habe mir mit meinem Gold Land und Besitz von Euch erworben, Hoheit«, sagte er beherrscht. »Ich bin von nun an kein Weber mehr, kein Kaufmann, sondern Adliger und für die Menschen meiner Ländereien als Graf sogar Euer Stellvertreter. Aber ich bin nicht stolz darauf, denn der Vertrag ändert nichts an meinem Blut. Deshalb bitte ich auch darum, dass wir darüber schweigen, bis ich mir alles angesehen habe.«
    »Klug, wie er ist, will er als Kaufmann zuerst den Markt erkunden«, erklärte Conrad Peutinger mit einem Blick zu Maximilian. »Er will vermeiden, dass es bei den Bauern, den Handwerkern und in den Städten sofort zu einem Aufstand gegen ihn als neuen, harten Herrn kommt.«
    Jakob lächelte kaum merklich, und seine Augen blitzten. Peutinger zwinkerte ihm zu, aber so, dass Maximilian es nicht sehen konnte. Er blies den letzten Streusand von der unterzeichneten Kaufurkunde für die Grafschaft Kirchberg und rollte das Dokument zusammen.
    Mit dem Fuggergold, das inzwischen alle maßgeblichen Würdenträger in Konstanz gesehen hatten, konnte König Maximilian vom Reichstag einhundertzwanzigtausend rheinische Gulden für den Zug nach Rom verlangen. Maximilian ließ verkünden, dass er sich nicht einseitig auf das Gold eines einzigen Handelshauses stütze, sondern auch anderen die Gelegenheit geben wolle, sich an der großen Sache zu beteiligen. Zur Tarnung erhielt auch Ulrich Fugger in Augsburg ein Schreiben, mit dem er aufgefordert wurde, zu den Reichsgeschäften beizutragen.
    »Da siehst du, was wir als Dank für unsere ständigen Darlehen von diesem Habsburger bekommen«, sagte Ulrich vorwurfsvoll. Jakob war längst nach Augsburg zurückgekehrt, hatte seinem Bruder aber nichts von dem Vertrag über die Grafschaft Kirchberg erzählt.
    Dieser Handel war ein zweischneidiges Schwert. Darüber machte er sich nichts vor: Für die Bauern war der Wechsel der Grundherrschaft in den unruhigen Zeiten nach der Jahrhundertwende nichts Besonderes. Den meisten war es ziemlich gleichgültig, ob sie vom König an die bayerischen Wittelsbacher oder an irgendeinen anderen Lehnsherrn verkauft wurden.
    Den größten Widerstand erwartete Jakob bei den Handwerkern in den übernommenen Ortschaften, besonders bei den Webern. Sie wussten besser als alle anderen, welch hohe Anforderungen die Fugger an die Qualität von Barchentgewebe stellten.
    »Du sagst, dass du Maximilian treu bist, weil wir durch ihn mehr als durch jeden anderen hohen Herrn verdienen«, sagte Ulrich, als sie wieder einmal im Haus am Rindermarkt zusammensaßen. »Aber du würfelst dennoch immer wieder und spielst den Dogen von Venedig gegen Julius  II . in Rom und die Tiroler Bergwerke gegen die der Thurzos aus. Im neuen Fondaco dei Tedeschi kommen inzwischen viel weniger Silber und Kupfer an als in den Hafenstädten an der Ostsee, zu denen du insgeheim immer bessere Verbindungen eingerichtet hast.«
    »Man braucht nun einmal viele Türen, wenn man vermeiden will, dass man eingeschlossen wird«, meinte Jakob lächelnd. »Aber es spricht für die Diskretion meiner Männer, dass du erst jetzt darauf aufmerksam geworden bist.«
    »Ich wusste immer, was du tust«, sagte Ulrich nur, »auch wenn ich manches gar nicht wissen wollte.«
    »Dann solltest du auch auf deine Söhne achten«, meinte Jakob. »Du magst die Thurzos nicht besonders, aber es heißt, dass der alte Saufkopf über einen ganz besonderen Familiensinn verfügt. Seine Söhne möchte er am liebsten allesamt zu Bischöfen ernennen lassen, und für seine Töchter wäre ihm ein Erbe aus dem Haus der Fugger, Welser oder Gossembrots wohl gerade recht.«
    »Sei unbesorgt. Ich passe schon auf meine Söhne auf«, sagte Ulrich mit leidendem Gesicht. Er stand inzwischen hoch in den Sechzigern, trug auch im Sommer wollene Strümpfe statt Lederschuhe und hatte häufig Mühe, nicht schon nach zwei,

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