Jakob der Reiche (German Edition)
weiß das besser als ich selbst. Doch diesmal musst du jeden Kreuzer, jeden Pfennig zusammenraffen, um ihn an deinen Faktor Zink in Rom zu schicken. Er ist es doch, der den Papst ruhigstellen muss, damit dir aus Meckaus Schuldschein kein Strick gedreht wird!«
Jakob rollte den Plan der teuren Grablege wieder zusammen und schwieg betreten.
»Ich helfe dir und verkaufe dir die Hofmark Schmiechen«, sagte der Kaiser plötzlich. »Der schöne Rittersitz liegt so nah bei Augsburg, dass man sich gebührend über deinen neuesten Erwerb das Maul zerfetzen kann. Mach es wie ich und lass dich zwölfspännig mit einem Führungspferd voran in der teuersten Kutsche überall sehen.«
»Ich hatte ohnehin vor, ein wenig Gold und Silber an die Verwalter, die Frauen und die Mägde und an die Knechte zum Vertrinken auszuteilen.«
»Siehst du, mein kluger Graf, du lernst doch noch, wie es der Adel macht«, sagte der Kaiser schmunzelnd.
»Und Eure Gegenforderung?«, fragte Jakob.
»Lass mich nicht mittellos stehen, wenn die Franzosen gegen Venedig ziehen. Ich halte mich und meine Landsknechte so lange wie möglich zwischen Trient und Padua zurück. Wenn aber König Ludwig XII . zusammen mit den Schweizern losschlägt, muss ich zu ihnen stoßen können – nein, ich muss noch vor ihnen am Rialto sein!«
»Ihr fürchtet also um Euren Anteil am Erfolg der Liga von Cambrai.«
»Ich fürchte, dass mir Ludwig zusammen mit dem Papst doch noch die Kaiserkrone aus den Händen reißt. Und alles nur, weil mein Bankier Fugger momentan etwas schwach ist …«
»Dann wäre es doch angebracht, dass Ihr mir die Rechte für die Postreiter im Welschland überlasst.«
»Willst du auch noch dem Tassis Konkurrenz machen?«
»Ich will nur sicher sein, dass Ihr und ich nicht von Gerüchten leben müssen, sondern rechtzeitig erfahren, was jenseits unserer schönen Alpen geschieht.«
»Du sollst die Rechte haben«, sagte der Kaiser. »Doch was geschieht mit meinen Landsknechten und den Panzerreitern? Wie sie bezahlen und woher neues Geld nehmen?«
»Meckau ist tot«, sagte Jakob. »Aber ich denke, dass ich schon weiß, wen ich als neuen und solventen Anleger für uns gewinnen kann. Doch dazu muss ich so bald wie möglich nach Italien reisen.«
Doch Jakob Fugger kam nicht mehr dazu. Noch ehe er seine Angelegenheiten in Augsburg so geregelt hatte, dass er hätte reisen können, überbrachten ihm die noch nicht in seinen Diensten stehenden Tassis-Reiter kurz hintereinander mehrere Hiobsbotschaften.
»Die Heere Frankreichs haben bereits den Fluss Adda überschritten«, meldete der erste.
»Der Papst hat seinen Bann gegen Venedig geschleudert«, teilte der nächste nur wenige Tage später mit.
»Das wilde Kriegsvolk unseres Heiligen Vaters dringt nach Norden in die Romagna ein!«, berichtete der dritte. »Cremona, Bergamo und Brescia sind bereits gefallen.«
»Gemach, gemach!«, protestierte Jakob. »Wie kommt der Papst dazu, bis in Gebiete vorzudringen, die – wie es in Cambrai beschlossen wurde – Kaiser Maximilian zufallen sollen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete der Bote. »Ich habe nur gehört, dass König Ludwig mit zweiunddreißigtausend Mann durch die Poebene marschiert. Er hat kampfeslustige Schweizer bei sich und mehr als hundert Kanonen. Dagegen haben die Verteidiger Venetiens nach ihrer Niederlage bei Agnadello östlich von Mailand kaum noch eine Möglichkeit zu siegen. Es heißt, sie werden sich zumindest bis nach Verona zurückziehen.«
In den folgenden Tagen trafen weitere Bestätigungen für die Niederlage der Venetianer ein. Dann hieß es, der Franzosenkönig habe, wie in Cambrai vereinbart, die Schlüssel der von ihm eroberten Städte Verona, Vicenza und Padua bereits an Kaiser Maximilian ausgeliefert.
»Das war ein Fehler von mir!«, stellte Jakob Fugger fest, als er mit Conrad Peutinger zusammentraf. »Ich dachte, ich könnte Maximilian an die kurze Leine legen und ihn so vom Kampf gegen die Republik abhalten.«
»Das hast du auch«, bestätigte Peutinger. »Maximilian war noch nie so untätig wie in diesem Krieg. Wahrscheinlich hat er selbst nicht damit gerechnet, dass sich Ludwig an die Verträge hält, denn jetzt muss er ihm wohl oder übel auch Mailand als Lehen übertragen.«
»Conrad, das missfällt mir alles!«, sagte Jakob besorgt.
»Was willst du tun? Du bist auf einmal ein Opfer unerwarteter Vertragstreue. Ist es das, was deine Pläne durcheinanderbringt?«
Die beiden Männer blickten sich in die
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