Jakob der Reiche (German Edition)
aufstehen.«
»Ich weiß«, sagte Jakob geduldig. »Aber der Rovere-Papst verschenkt damit einen der besten Teile Italiens an eine fremde Macht. Er macht sich schuldig, ebenso wie es der schreckliche Borgia-Papst Alexander VI . zur Zeit Karls VIII . geworden ist.«
Maximilian schob die Unterlippe vor. »Was willst du damit andeuten?«
»Dass halb Europa gegen Venedig sein und es doch nicht bezwingen kann!«
»Solange du ihm hilfst?«
»Solange Ihr auf meinen Rat hört, Majestät.«
»Und welcher wäre das diesmal?«
»Ich kenne den Rovere-Papst. Julius II . wird nicht nur mit Schwertern und Kanonen gegen die Lagunenrepublik kämpfen, sondern Waffen einsetzen, gegen die es keinen Schutz gibt. Ich schwöre Euch bei allen Heiligen, dass er noch vor dem Pfingstfest den Kirchenbann gegen Venedig schleudern wird!«
»Das kann ich ebenso«, stieß der Kaiser hervor. »Ich kann Venedig mit der Reichsacht belegen …«
»Ich weiß noch nicht einmal, was ärger ist, Acht oder Bann«, sagte Jakob und seufzte. »Sie sollen meinetwegen für alle anderen gelten. Ich aber brauche freien Zugang zur Börse von Venedig und zum Fondaco.«
»Du willst, dass ich dich über alle anderen setze? Nein, Jakob, das würde viel zu teuer für mich werden.«
»Und wenn ich Euch dafür nicht nur weiterhin sichere Lieferungen von Metallen und allem anderen biete, was Euer Heer benötigt?«
»Aus dem Fondaco dei Tedeschi?«, fragte Maximilian verwirrt. »Damit ich dann mit diesen Waffen die Venezianer bekämpfe?«
»Ihr sollt sie nur bedrohen und belagern«, erklärte Jakob ungerührt, »aber nicht bekämpfen! Aber ich fordere noch etwas anderes für meine Unterstützung: Zum einen müsst Ihr in Brixen dafür sorgen, dass niemand dort die Erbschaft des Kardinals von Meckau antreten will. Zugleich müsst Ihr dem Heiligen Vater klarmachen, dass er klagen muss, wenn er auf der Auslösung dieses Schuldscheins besteht …«
»Den Prozess würde der Heilige Stuhl jederzeit gewinnen!«
»Nicht, wenn Ihr die Schuld von mir übernehmt. Dann nämlich prozessieren der Vatikan und das Heilige Römische Reich gegeneinander – und das kann viele Jahre dauern.«
Maximilians Augen blitzten wie vor einem Lanzengang im ritterlichen Turnier. Er wurde plötzlich hellwach. »Du willst nicht zahlen?«, fragte er. »Oder kannst du etwa nicht?«
Jakob sah ihm mit einem freundlichen, schon fast spöttischen Lächeln in den Augen an.
»Soll ich Euch den Beweis liefern, dass ich noch immer der beste Bankier bin, den Ihr in Eurem Reich finden könnt?«, fragte er betont vergnügt. »Nun gut, dann bezahle ich Euren Aufenthalt beim Wormser Reichstag und kaufe Euch eine weitere Grafschaft ab. Wenn Ihr noch mehr Beweise wollt – hier sind sie!«
Er löste die Bänder von der Pergamentrolle auf dem Tisch und rollte einen Plan aus. »Ich werde eine Grablege für meine Familie in der Kirche von Sankt Anna stiften«, sagte er. »Sie soll so großzügig und prächtig werden, wie Ihr es hier auf diesem Plan erkennen könnt. Ein gutes, gottgefälliges Werk, das ich mir selbstverständlich leisten und das ich bezahlen kann …«
Maximilian betrachtete schweigend die Ansicht der Grablege. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. »Das hast du doch nicht nötig bei mir, Jakob!«, sagte er vorwurfsvoll. »Wie lange kennen wir beide uns schon? Weißt du nicht mehr, wie du und ich vor sechsunddreißig Jahren miteinander im Hof eures Hauses am Rohr gespielt haben?« Er lachte beinahe spitzbübisch. »Und gleichzeitig hat mein Vater deinen Brüdern Stoffe und Ausrüstung für tausend Mann aus unserer Begleitung abgehandelt. Ein teurer Spaß für euch, damit ich und unsere Begleitung beim Reichstag in Worms prächtig auftreten konnten.«
»Immerhin solltet Ihr bei diesem Reichstag mit der Erbtochter Burgunds verlobt werden, Majestät«, sagte Jakob. »Und wir haben für unsere Schenkung immerhin das Wappen mit den Lilien erhalten … kein allzu schlechtes Geschäft, wie sich gezeigt hat.«
Maximilian antwortete nicht. Er wirkte plötzlich abwesend, fast schon weich und traurig.
»Hast du das nötig, Jakob?«, sagte er dann. »Du kaufst und prahlst und stiftest, damit ich nicht bemerken soll, dass du keinen Groschen mehr für meinen Kriegszug hast.«
»Woher wollt Ihr das wissen?«, protestierte Jakob eine Spur zu heftig. »Ich habe immer wieder Möglichkeiten gefunden, um an Geld zu kommen.«
»Gewiss, gewiss«, bestätigte der Kaiser. »Wohl niemand
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