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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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ebenfalls das Gebäude und ging mit einem Laternenträger zum »Ochsen«. Jetzt brauchte er nur noch die Bestätigung durch Zink. So jedenfalls war es vereinbart. Aber Zink kam nicht.
    Jakob verließ den »Ochsen« lange vor Mitternacht. Er ging mit einem anderen Fackelträger an der Poststation vorbei. Wie zufällig hielt sich Hans Kohler im Gebäude der Tassis-Reiter auf.
    »Ein schöner Abend für gute Reiter«, sagte Jakob. Sie sahen sich an, und Kohler nickte.
    Wenige Stunden später kehrte Jakob für eine Schale Gerstenbrei als erste Morgenmahlzeit in den »Ochsen« zurück. Die große Gaststube war trotz der frühen Stunde bis auf den letzten Tisch besetzt. Einige Handelsherren saßen mit Männern in prächtigen Harnischen zusammen – Angehörige der Erzherzoglichen Reiterei, die etwas später als die Fußknechte aufbrechen wollten. Der Lärm an den mit Brot und Fleisch, Weinhumpen und Bierkrügen überladenen Bohlentischen hörte sich vollkommen anders an als am Mittag oder am Abend, wenn Patrizier oder die besseren Kaufleute hier einkehrten.
    Plötzlich tauchte aus dem Gedränge in der Gaststube Johannes Zink auf. Jakob sah ihm entgegen und erwartete eine Erklärung für die ungewöhnliche Anwesenheit des Magisters zu einer derart frühen Stunde.
    »Der Landtag«, schnaufte Zink schwer atmend und stieß eine Wolke von Weindunst aus. »Der Tiroler Landtag missbilligt nahezu einstimmig jede Feindseligkeit gegen die Tiroler Handelspartner im Süden. Kein Kaufmann will sich die Geschäfte mit Venedig zerstören lassen. Auch die Grubenbesitzer von Schwaz finden es besser, wenn Venedig die Bleigruben von Primör ausbeutet, als wenn Sigismund auch davon Kuxe für neue Schulden herausgibt.«
    »Und seit wann weißt du das alles?«, fragte Jakob vollkommen ruhig. Zink starrte ihn mit halb zusammengekniffenen Augen an.
    »Seit gestern Nachmittag«, stieß er dann hervor. »Seit der Landtag von Tirol seine Beratung beendet hat. Ich habe dann noch mit verschiedenen Kaufleuten gesprochen.«
    »Seit gestern Nachmittag also«, wiederholte Jakob Fugger und nickte. »Und ich war den ganzen Abend hier und habe auf dich gewartet. Mir hättest du wahrscheinlich erst irgendwann im Laufe des Tages berichtet, wenn du deinen Rausch ausgeschlafen hast und die Soldaten des Erzherzogs längst unterwegs sind …«
    Zink hob beide Hände, um sich zu verteidigen. Doch Jakob ließ keinen Einwand mehr gelten.
    Im selben Augenblick begann ein Scharren und Stühlerücken. Überall in der großen Gaststube nahmen die Unterführer der Landsknechte ihre Waffengehänge auf, knöpften ihre Wämser zu und schnürten die Ärmelbünde wieder zusammen. Lachend und mit lauten Rufen polterten sie durcheinander und drängten ins Freie. Jakob Fugger blickte ihnen nur kurz nach. Dann wandte er sich wieder Johannes Zink zu.
    »Das war’s dann zwischen uns«, sagte er kalt, während es in der Gaststube wieder still wurde. »Wenn ich mich allein auf dich verlassen hätte, könnten wir Fugger von der Lilie mit dem heutigen Tag sämtliche Handelskontakte mit Venedig in den Wind schreiben. Und was das bedeuten würde, muss ich einem gelehrten Magister wohl nicht erklären.«
    Fast eine Woche verging, ohne dass irgendwelche Neuigkeiten über die Alpen kamen.
    »Es ist schon zu kalt in den Bergen!«, sagte Jakob nach der vierten Nacht zu Hans Kohler. In den folgenden Tagen ließ sich Jakob bei Sonnenaufgang wecken. Er blieb nur für einen schnellen Morgenbrei in der Fuggerschen Faktorei und ritt anschließend zum Tassis-Posten am Ortsausgang von Innsbruck an der Straße zum Brenner. Es war, als wolle er auf diese Weise einige Minuten Vorsprung vor allen anderen in der Stadt gewinnen, sobald die erlösende Nachricht eintraf.
    Doch es kamen keine Nachricht und kein Gerücht über die Berge aus Südtirol zurück, sondern der komplette Landsknechtshaufen. Die meisten der bunt gekleideten, vor Kälte, Erschöpfung und wohl auch von Wein und Bier schwankenden Männer trugen nicht einmal ihre Waffen. Erst als Innsbruck direkt vor ihnen lag, ordneten sie ihre Reihen und begannen zu singen. Kurz vor Sonnenuntergang zogen sie grölend in die Stadt ein und wankten bis zur Residenz des Erzherzogs.
    »Einverstanden!«, riefen einige der Unterführer immer wieder, noch ehe ihre Anführer dem Landesherrn berichtet hatten. »Die feigen Welschen waren einverstanden zu verlieren.«
    »Nicht einer von ihnen hat seine Waffe gehoben!«
    »Aber stramm saufen können sie

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