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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Grundfesten erschüttern könnte.« Er holte tief Luft. Dann schüttelte er langsam und nachdenklich sinnend den Kopf. »Einerseits könnte es mir von Nutzen sein, wenn eintrifft, was mir der Tassis gesagt hat. Dann nämlich würde sich Habsburg vielleicht sogar damit einverstanden erklären, dass Herzog Albrecht IV . von Bayern Tirol übernimmt. Andererseits kann ich es mir einfach nicht vorstellen. Ich weiß nur, dass Kaiser Friedrich  III . nicht das Geld hat, um es zu verhindern oder ihn auszulösen.«
    »Bei allen Heiligen! Sprich doch nicht länger in Rätseln!«, drängte Kohler. »Was hast du gehört? Und was wird geschehen?«
    »Kaufleute«, stieß Jakob Fugger trocken lachend hervor. »Kaufleute und Aufständische in einer dreist rebellischen Stadt in den Niederlanden wollen tatsächlich ihren Herrn, den erwählten König Maximilian, gefangen nehmen und ihm die Zustimmung dafür abpressen, dass sich die Niederlande an Frankreich anschließen dürfen.«
    »Das wird er niemals billigen!«, stieß Hans Kohler hervor.
    »In diesem Fall, so haben sie geschworen, werden sie ihn nicht nur in Ketten legen, sondern ohne weiteren Prozess töten.«

Das Haus am Rindermarkt
    Trotz aller Unwägbarkeiten entschloss sich Jakob, bereits am nächsten Tag wieder nach Augsburg zu reisen. Er schickte Hans Kohler mit der Order nach Salzburg zurück, von dort aus alles zu beobachten und ihm zu berichten, was er aus den Kernlanden Habsburgs und aus Wien erfuhr. Anschließend schickte er einen Tassis-Reiter zu Johannes Zink. Der Magister, den er mittlerweile doch wieder in seine Dienste genommen hatte, sollte in Venedig herausfinden, wie es dort um den Handel mit der Hanse und den Städten in den burgundischen Niederlanden stand. Nachdem das geregelt war, übergab er die Aufsicht über die Innsbrucker Faktorei an Hans Suiter.
    »Halte dich vor allen anderen von diesem Obristhauptmann fern«, schärfte er ihm zum Abschied ein. »Der Mann ist nicht zuverlässig. Es könnte durchaus sein, dass er längst in Baumgartners Buch für nützliche Ausgaben geführt wird.«
    Suiter starrte Jakob mit großen Augen an. Dann begann er plötzlich so hundsgemein zu fluchen, wie ihn Jakob noch nie zuvor gehört hatte.
    »Herrgott und Sakra! Bei allen Teufeln! Ich hab’s gewusst! Unser Münzmeister von Hall hat mir vor Jahren eine Andeutung gemacht, die ich einfach nicht hören wollte. Ich könnte mich fetzen vor Wut über meine Gutgläubigkeit. Der Mann war reich und ehrenhaft, als ihm das Amt übertragen wurde.«
    »Wahrscheinlich hat er auch nur deshalb so lange durchgehalten, weil er sein eigenes Vermögen schonte und dafür die schmierenden Hände vieler anderer zu seinem eigenen Schutz arbeiten ließ.«
    »Aber die Baumgartner aus Kufstein! Warum ausgerechnet die?«
    »Sie sind nicht besser oder schlechter als ich«, sagte Jakob Fugger, und aus seinem Lächeln sprach eine gewisse Anerkennung. »Du weißt genauso gut wie ich, dass sie manchmal schneller waren, dann wieder etwas zu langsam. Ich jedenfalls nehme sie als Konkurrenten wesentlich ernster als unsere großen Namen in Augsburg.«
    »Trotzdem«, knurrte Hans Suiter. »Ich habe Anton vom Ross stets für einen Ehrenmann gehalten.«
    »Wenn er die ganzen Jahre nur das gewesen wäre, säße er längst selbst im Schuldturm.«
    Sie verabschiedeten sich, und Suiter begleitete ihn noch bis zum Tor des Faktoreihofs. Auch diesmal ritt Jakob allein. Er wollte über Kufstein nach München. Es hieß, dass dort die Frauenkirche mit ihren beiden Türmen kurz vor der Vollendung stehe.
    Jakob Fugger genoss den kalten und einsamen Ritt. Er musste alles bedenken – die unsichere Lage in Tirol ebenso wie die in Niederösterreich von Ungarn besetzten Habsburger Kernlande, dazu die Gelüste der Bayern, die Stärke des Schwäbischen Bundes, die aufsässigen Niederlande, die Macht der Hansestädte und die Verlockungen des Königs von Frankreich.
    Gott sei Dank verhielten sich im Augenblick die Kaufleute von San Marco, der Vatikan und die oberitalienischen Signorien ruhig und waren mit sich selbst beschäftigt. Es schien, als würden die reichen Städte Oberitaliens nur darauf warten, dass Spanien und Portugal, Frankreich oder sogar die Türken die wehrlose Beute pflückten. An den südlichen Ufern des Mittelmeers hatte sich die Küste Nordafrikas in immer kleinere Emirate zersplittert. Die Schiffe dieser Piraten-Emire bedrohten inzwischen den gesamten Handel zwischen Spanien, Italien und dem Morgenland.

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